Gäbe es ein Grundgesetz für Mountainbikes, müsste Paragraph eins lauten: Die Funktion der Bremse ist unantastbar. Als sicherheitsrelevantes Bauteil am Mountainbike unterziehen wir neue Bremsen regelmäßig einem besonders harten Test. Was hilft einem der ergonomischste Hebel oder die leichteste Bremse, wenn sie in Extremsituationen den Dienst quittiert.
Diese Scheibenbremsen haben wir getestet:
Zugegeben, ein 75-Kilo-Fahrer wird im normalen Trail-Betrieb keine unserer vier Testbremsen an ihr Limit bringen. Die Testkandidaten sind allesamt mit vier Kolben pro Sattel bestückt und eigentlich für den Downhill-Einsatz konzipiert. In diesem Fall kann die Kaufentscheidung getrost nach den Kriterien Gewicht, Preis und Bremskraft gefällt werden. Für alle Fahrer, die deutlich mehr als 80 Kilo auf die Waage bringen und eventuell noch mit einem Rucksack auf langen Alpenabfahrten unterwegs sind, wird die im BIKE-Labor abgefragte Standfestigkeit relevanter. Unter den richtigen Umständen können schwere Fahrer selbst diese massiven Bremsen genauso an ihr Limit treiben, wie unser seit Jahren bewährter Trommelprüfstand.
Angesichts der Tatsache, dass unser Testquartett aus den potentesten Bremsen besteht, die der Markt zu bieten hat, ist das Ergebnis ernüchternd. Drei von vier Bremsen haben in Extremsituationen mit verformten Scheiben oder Fading zu kämpfen. Die günstige TRP gibt bereits bei 450 Grad Betriebstemperatur mit Belagfading auf, die Shimano-Bremsscheiben schmelzen bei 500 Grad. Die Bremsscheiben der Sram Code verformen sich dauerhaft immerhin erst ab 600 Grad. Trotz leichtem Schlag in der Bremsscheibe wird hier die Bremsfunktion aber nicht wesentlich beeinflusst. Wer wirklich gar keine Lust auf eine plötzliche Überraschung in steilen Abfahrten hat, muss zur Magura MT7 greifen. Die kommt selbst unter extremsten Bedingungen ihrer Pflicht nach.
Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe BIKE 12/2017 können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop nachbestellen:
MAGURA MT7 HC3
Preis¹ 508 Euro
Gewicht² / Größe 447 Gramm / 180 mm
Infos www.magura.com
Dosierbarkeit 4 von 6 Punkten
Standfestigkeit 6 von 6 Punkten
Bremskraft 3 von 6 Punkten
Ergonomie 6 von 6 Punkten
Details Vierkolbenbremse mit Gebergehäuse aus Carbotecture, organischen Bremsbelägen, Mineralöl, Storm-HC-Bremsscheiben und neuem HC3-Hebel aus Alu
Fazit Der neue Einfingerbremshebel aus Aluminium lässt Magura bei der Ergonomie mit den besten Bremsen am Markt gleichziehen. Außerdem kann jetzt die Härte des Druckpunktes mit einem Mini-Tool genauso effektiv wie die Hebelweite an Vorlieben angepasst werden. Durch den kürzeren Hebelarm verliert die Bremse im Vergleich zum Zweifingerhebel deutlich an Bremskraft. Bei der Standfestigkeit räumt die Magura weiterhin die volle Punktzahl ab. Die Kunststoffbremspumpe macht die MT7 zudem zur leichtesten Bremse im Test.
¹Der Preis bezieht sich auf einen kompletten Bremsensatz inklusive zwei 180-Millimeter-Bremsscheiben und den zur Montage nötigen Schrauben und Adaptern.
²Gewicht einer Vorderradbremse in Gramm inklusive Scheibe, Schrauben und Adapter
Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe BIKE 12/2017 können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop nachbestellen:
SHIMANO SAINT
Preis¹ 660 Euro
Gewicht² / Größe 481 Gramm / 180 mm
Infos www.paul-lange.de
Dosierbarkeit 6 von 6 Punkten
Standfestigkeit 3 von 6 Punkten
Bremskraft 4 von 6 Punkten
Ergonomie 6 von 6 Punkten
Details Vierkolbenbremse mit Mineralöl, gesinterten Belägen und Kühlrippen an Scheiben und Belägen. Die Bremsscheibe mit Kühlrippen ist ausschließlich mit Centerlock-Aufnahme erhältlich. Mit I-Spec-B-Schalthebeln kombinierbar.
Fazit Trotz einiger Jahre auf dem Buckel ist die Saint genauso ergonomisch wie die Konkurrenz. Der Hebel liegt angenehm in der Hand und ist werkzeuglos verstellbar.
Die Bremskraft ist selbst im steilen Gelände ausreichend. Bei hoher Temperatur (unter anhaltender, extremer Belastung) erleidet die Bremse aber den Hitzetod. Der Aluminiumkern der Scheibe ist das schwächste Glied der Kette und schmilzt.
¹Der Preis bezieht sich auf einen kompletten Bremsensatz inklusive zwei 180-Millimeter-Bremsscheiben und den zur Montage nötigen Schrauben und Adaptern.
²Gewicht einer Vorderradbremse in Gramm inklusive Scheibe, Schrauben und Adapter
Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe BIKE 12/2017 können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop nachbestellen:
SRAM CODE RSC
Preis¹ 690 Euro
Gewicht² / Größe 509 Gramm / 180 mm
Infos www.sram.com
Dosierbarkeit 6 von 6 Punkten
Standfestigkeit 5 von 6 Punkten
Bremskraft 5 von 6 Punkten
Ergonomie 6 von 6 Punkten
Details Vierkolbenbremse mit DOT-5.1-Bremsflüssigkeit, gesinterten Belägen und werkzeuglos verstellbarem Bremshebel. Mit Sram-Schalthebeln kombinierbar.
Fazit Srams Neuling mischt den Markt für Mountainbike-Wurfanker ordentlich auf. Als einzige Bremse im Test überzeugt die Code sowohl auf dem Prüfstand als auch in der Praxis mit herausragender Bremskraft. Der Druckpunkt ist knallhart und ebenso wie die Hebelweite werkzeuglos verstellbar. Gegen Ende des Prüfstandtests verformte sich die Bremsscheibe leicht, was die Funktion der Bremse nicht wesentlich beeinflusste. In früheren Tests litt die Centerline-Scheibe deutlich stärker. Ansonsten war die Code unser Favorit.
¹Der Preis bezieht sich auf einen kompletten Bremsensatz inklusive zwei 180-Millimeter-Bremsscheiben und den zur Montage nötigen Schrauben und Adaptern.
²Gewicht einer Vorderradbremse in Gramm inklusive Scheibe, Schrauben und Adapter
Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe BIKE 12/2017 können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop nachbestellen:
TRP QUADIEM G-SPEC
Preis¹ 508 Euro
Gewicht² / Größe 521 Gramm / 180 mm
Infos www.trpbrakes.com
Dosierbarkeit 4 von 6 Punkten
Standfestigkeit 2 von 6 Punkten
Bremskraft 2 von 6 Punkten
Ergonomie 5 von 6 Punkten
Details Vierkolbenbremse mit Mineralöl und organischen Belägen
Fazit Die günstige TRP Quadiem von Aaron Gwin funk-tioniert, haut uns aber nicht vom Hocker. Denn sie ist nicht nur die schwerste Bremse in unserem Vergleich, sondern hat auch die geringste Bremskraft und Standfestigkeit. Wer in steilen Abschnitten schnell verzögern will, muss – verglichen mit
den anderen Modellen – den wuchtigen Alu-Hebel deutlich
kräftiger ziehen. Die Aussparungen in der Bremsscheibe verbessern das Nassbremsverhalten nicht so deutlich wie erhofft. Während des Prüfstandtests hat die Bremse früh mit Fading und einer deformierten Scheibe zu kämpfen.
¹Der Preis bezieht sich auf einen kompletten Bremsensatz inklusive zwei 180-Millimeter-Bremsscheiben und den zur Montage nötigen Schrauben und Adaptern.
²Gewicht einer Vorderradbremse in Gramm inklusive Scheibe, Schrauben und Adapter
Diesen Artikel bzw. die gesamte Ausgabe BIKE 12/2017 können Sie in der BIKE-App (iTunes und Google Play) lesen oder die Ausgabe im DK-Shop nachbestellen: