Allein die wuchtige Optik des von vier Schrauben zusammengehaltenen Bremssattels outet Srams neue Scheibenbremse Maven als reines Gravity-Produkt. Enduro, Downhill und E-MTB stehen im Lastenheft dieses Wurfankers. Auch das Gehäuse des Bremshebels baut voluminöser, um mehr Mineralöl (richtig, kein DOT) zu fassen und die im Vergleich zur Code nochmals größeren Nehmerkolben und Bremsbeläge mit Druck zu versorgen. Wie bereits bei der Einsteiger-Bremse DB8 setzt Sram nun auch bei der Maven auf Mineralöl an Stelle von DOT. Der Hauptgrund dafür dürfte in den längeren Wartungsintervallen von 24 Monaten liegen.
Einfach alles scheint im Vergleich zur Code Scheibenbremse noch größer dimensioniert. So viel Materialeinsatz macht sich natürlich auch auf der Waage bemerkbar. Ohne Befestigungsschrauben, Lenkerschellen und Scheiben wiegt eine Maven-Bremse 349 Gramm. Das sind 53 Gramm mehr als bei einer Code. Wer auf maximale Bremspower und Standfestigkeit aus ist, wird das geringe Zusatzgewicht wohl mit Leichtigkeit verschmerzen können. Im Bezug auf die reine Bremskraft in Relation zum Gewicht, soll die Maven sogar die Code in den Schatten stellen. Denn selbst mit einer kleineren Bremsscheibe soll die neue Maven mehr Power als die Code mit großer Scheibe besitzen. Unterm Strich spart die Maven mit kleinerer Scheibe dann 65 Gramm pro Bremsensatz.
Sram hat sich ausschließlich auf die Maximierung von Bremskraft und Standfestigkeit fokussiert. Bei hoher Handkraft soll die Maven, die serienmäßig mit organischen Belägen ausgestattet ist, ganze 50 (!) Prozent mehr Power als eine Code liefern (siehe Schaubild). Alternativ gibt es für die Maven auch Sinterbeläge. Diese sind bei der auf 2500 Stück limitierten Ultimate Expert Version (rot eloxiert) im Set für 699 Euro sogar enthalten. Um die größere Power zu realisieren setzt Sram bei der neuen Maven größere Kolben mit einem Durchmesser von 19,5 und 18 Millimetern in dem steifen Bremssattel ein. Der Geberkolben dürfte sich im Vergleich zur Code nicht geändert haben, wodurch sich eine höhere hydraulische Übersetzung ergibt. Um die gesteigerte Bremskraft auch dosieren zu können, greift Sram auf die bewährte Swinglink-Technologie im Hebel zurück. Auch die Griffweitenverstellung und Leerwegeinstellung sind gleichgeblieben.
Und tatsächlich, bereits beim Einbremsen packt die Maven beherzt zu. Nach Ende der Prozedur genügen minimale Handkräfte, um ordentlich zu verzögern. Wir können definitiv bestätigen, dass die Bremspower deutlich über allen anderen Sram-Produkten liegt. An so viel Kraft muss man sich erst mal gewöhnen. Einfach so sorglos am Hebel ziehen wie bei einer Code ist mit der Maven nicht mehr möglich. Im direkten Vergleich verzögert die Maven wesentlich kraftvoller. Man bekommt viel unmittelbarer mit dem Anliegen der Beläge an der Scheibe Feedback, dass hier was passiert. Etwas nervig: Durch die vergrößerten Beläge dauerte es länger, bis die Scheibe schleiffrei lief.
Die von uns getestete rot eloxierte Maven Ultimate Expert ist auf 2500 Stück limitiert, kommt mit vier Bremsscheiben, zusätzlichen Sinterbelägen und einem Entlüftungskit für 699 Euro pro Satz. Los geht es mit der Maven Bronze für 220 Euro pro Bremse, bei der man auf eine Leerwegverstellung und Kugellager am Bremshebel verzichten muss.