Sebastian Brust
· 06.05.2020
Neue Beläge, neues Mineralöl und dickere Scheiben: Mit der neuen DH-R Evo will TRP zu den stärksten Vierkolbenbremsen am Mountainbike-Markt aufschließen.
Es war das Jahr 2006, als die Taiwanesen von Tektro ihre Highend-Marke TRP (Tektro Racing Products) ins Leben riefen. Mit aktuell über 1200 Angestellten in Taiwan und China kann der Hersteller aber bereits auf eine 34-jährige Geschichte zurückblicken. Bremsen von Tektro finden sich an fast allen Einstiegsrädern der großen Fahrradhersteller wieder. Mit der Marke TRP verfolgt Tektro jedoch einen sportlicheren Anspruch, wie beispielsweise die Verpflichtung von Downhill-Superstar Aaron Gwin belegt.
Das Aushängeschild der Marke ist bereits seit mehreren Jahren erfolgreich auf TRP-Bremsen unterwegs. Im vergangenen Jahr überraschte der Bremsenspezialist mit einer Erweiterung der Produktspanne. Die TRP DH7 war die erste Schaltung der Taiwanesen. Die spezielle Downhill-Schaltung mit sieben Gängen wurde ebenfalls von Aaron Gwin eingesetzt.
Die in wirklich allen Punkten überarbeiteten neuen Evo-Bremsen wollen mit der eher zahmen Vorgängerversion (Test in BIKE 5/2019) bis auf gewisse optische Ähnlichkeiten nicht mehr viel gemeinsam haben. Der im Durchmesser um einen auf nun 9 Millimeter geschrumpfte Geberkolben im Handhebel erhöht das hydraulische Übersetzungsverhältnis um gut 10 % und soll die Bremspower auf Top-Niveau schnellen lassen. Unseres Wissens nach nutzt sonst nur Trickstuff einen kleinen 9-Millimeter-Geberkolben, um aus ihren Bremsen die höchste Bremskraft zu quetschen. Die anderen Hersteller setzen auf mindestens 10 Millimeter dicke Geberkolben.
Die gesteigerte Übersetzung soll mit einer verbesserten Belagmischung (organisch) für massiv gesteigerte Bremspower und weniger Fading sorgen, während die aktuell dicksten Großserien-Bremsscheiben für Fahrräder die weitere Kraftübertagung zum Rad übernehmen. Die 2,3 Millimeter starken Scheiben sind ganze 0,5 Millimeter dicker als normale Serien-Scheiben. Sie haben bereits auf dem BIKE-Prüfstand bewiesen, dass sie auch unter Volllast von der Hitze des Gefechts unbeeindruckt bleiben. Verschleißmarker zeigen einen fälligen Wechsel an. Die Bremsscheiben sind einteilig und für Sechsloch-Aufnahmen mit bis zu 223 Millimetern Durchmesser erhältlich. Eine zweiteilige Centerlock-Version mit Alu-Spider ist bis 203 Millimeter zu kaufen.
Auch die Ergonomie der langen Hebel wurde überarbeitet, die Maßhaltigkeit der Bremssatteladapter verbessert, der Bremsleitungsdurchmesser auf 5 Millimeter verringert (nicht mehr mit älteren Leitungen kompatibel), ein neues, bis 230 °C belastbares Mineralöl eingefüllt und – last but not least – das Innenleben so aufgeräumt, dass der Entlüftungsvorgang nun zehn Mal schneller gehen soll als zuvor.
Dazu erzählte man uns bei der Präsentation eine halb-geheime Anekdote aus dem Profi-Rennzirkus. Angeblich habe der Worldcup-Mechaniker eines Profi-Teams auch unter Aufbringen all seiner Handwerkskunst zähe 30 Minuten verbraucht, um die alte DH-R-Bremse für den Renneinsatz vollständig luftleer zu ziehen. Die neue Evo-Bremse sei nach drei (!) Minuten entlüftet und für die harten Manöver der prominenten TRP-Athleten Aaron Gwin oder Brendan Fairclough gerüstet.
Wohl nur für Technokraten interessant: Mit den Maßnahmen legte das Gewicht um ein paar Gramm zu – bei einer Vierkolbenbremse für massivste Anwendungen nur bedingt wichtig. Der Hersteller gibt das Gewicht mit 310 Gramm ohne Rotoren und ohne Adapter an. Preis: 199 Euro pro Bremse.
BIKE konnte die neue DH-R Evo-Bremse von TRP bereits ausgiebig fahren. Interessiert, wie die Bremsen zupacken und sich dosieren lassen? Lesen Sie unseren Fahrbericht in BIKE 6/2020 – ab sofort erhältlich, gedruckt oder als Digital-Version in der BIKE App für iOS- oder Android-Geräte.