3D-Titanhebel für Trickstuff Piccola HDDie Krönung der Entschleunigung

Peter Nilges

 · 24.04.2025

Die Piccola HD Titanium kostet im Set  stolze 1100 Euro.
Foto: Trickstuff
Es ist zwar nur ein kleines, dafür aber umso feineres Update. Alle Trickstuff Piccola HD Bremsen werden in Zukunft mit 3D-gedruckten Bremshebeln aus Titan ausgestattet.

Es gibt wohl kaum eine Art edler und dabei gleichzeitig sehr kraftvoll zu verzögern als mit einer Piccola HD aus dem Hause Trickstuff. Die leichte Bremse konnte bereits in vergangenen Bremsentests ihre Power und Standfestigkeit unter Beweis stellen. Jetzt bekommt die Piccola HD ein Update. Zusammen mit dem 3D-Druck Experten Trumpf entwickelten die Freiburger einen gedruckten Titanhebel, der inklusive Kugellager nur 14,5 Gramm auf die Waage bringt.

Kleines Gewicht, große Power

Bis auf den neuen 3D gedruckten Titanhebel bleibt die Piccola HD gleich. Die schlanke Bremspumpe wird einem kraftvollen C42-Vierkolbensattel kombiniert. Durch die 9-Millimeter-Geberkolben und die vier 14/17-Millimeter-Nehmerkolben aus Edelstahl besitzt die Piccola HD ein hohes hydraulisches Übersetzungsverhältnis, was ordentlich Bremspower erzeugt. Dennoch wurde auf einen linearen Kraftverlauf geachtet, proportional zum Zug am Hebel - für eine feine Dosierbarkeit. Neben der Piccola HD (Heavy Duty) wird es auch weiterhin die Piccola Carbon mit Carbon-Hebel und Zweikolben-Bremssattel geben.

Titan- und Carbon-Hebel im Vergleich

Im direkten Vergleich fallen die Carbon-Hebel mit 12,5 Gramm inklusive Kugellager minimal leichter als die neue 3D gedruckten Titanhebel mit 14,5 Gramm aus. Bei der Stabilität soll die neue Titanversion jedoch die Nase vorne haben. Durch die raue Oberfläche der gedruckten Hebel fällt die Haptik zudem angenehm griffig aus und bietet mehr Halt als die lackierte Carbon-Oberfläche. Im Nachrüst-Satz kosten beiden Hebelvarianten 129,90 Euro.

Verfügbarkeiten und Details

Die neue Bremse wird es wahlweise in silber oder schwarz geben, wobei auch Kombinationen möglich sind. Die Titanhebel kommen in ihrem unbehandelten Titan-Finish, ohne zusätzliche Beschichtung. Preislich liegt die neue Piccola HD Titan im Set bei stolzen 1100 Euro und wiegt ab 442 Gramm (v: 212 g + h: 230 g). Als Bremsmedium setzt Trickstuff bei mittlerweile allen Bremsen auf Mineralöl (Bionol).

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  • Preis: 1100 Euro pro Set
  • Gewicht: ab 442 Gramm pro Set
  • Farboptionen: schwarz und silber
  • Vierkolben-Bremssattel: 14/17 Millimeter Kolben
  • 3D gedruckter Titanhebel: 14,5 Gramm inklusive Kugellager
  • Bremsmedium: Mineralöl (Bionol)

Kleiner Exkurs 3D-Druck

Die additive Fertigung ermöglicht die Herstellung hochpräziser, langlebiger Bauteile – und schafft zugleich Raum für innovative Designs. Der Hebel besteht aus Titan, einem Material, dass für seine außergewöhnliche Bruchfestigkeit und Korrosionsbeständigkeit bekannt ist. Titan kommt überall dort zum Einsatz, wo höchste Ansprüche gelten, etwa in der Medizintechnik oder der Luft- und Raumfahrt. Und das aus gutem Grund: Durch seine höhere spezifische Festigkeit im Vergleich zu Aluminium lässt sich mit weniger Material die gleiche mechanische Performance erreichen. Titan ist zwar nicht per se leichter als Aluminium, doch der 3D-Druck ermöglicht es einen Hebel zu designen, die gleichzeitig leichter und stabiler ist.

Ein Laser schmilzt das Metallpulver Schicht für Schicht.Foto: TrickstuffEin Laser schmilzt das Metallpulver Schicht für Schicht.

Im Inneren des Hebels sorgen teils hohl gedruckte Strukturen dafür, dass das Gewicht weiter reduziert wird und gleichzeitig Stabilität erhalten bleibt. Titan reagiert weder auf Feuchtigkeit noch auf Schweiß, eine zusätzliche Beschichtung zum Schutz vor Korrosion ist deshalb nicht nötig. Die Kontaktfläche des Hebels zeigt eine besondere Wabenstruktur, die mit klassischen Fertigungsmethoden nicht umsetzbar ist. Dieses Design spart nicht nur Material und damit Gewicht, sondern sorgt zusammen mit der speziell abgestimmten Oberflächentextur für ordentlich Grip – auch ohne Handschuhe.

Bei der additiven Fertigung wird feines Metallpulver Schicht für Schicht aufgetragen und mittels eines Lasers oder Elektronenstrahls selektiv geschmolzen, um die gewünschte Geometrie zu erzeugen. Der entscheidende Vorteil des Pulververfahrens ist die hohe Detailgenauigkeit und die Möglichkeit, komplexe, filigrane Strukturen zu realisieren, oder schwer zugängliche Geometrien wie Hohlräume oder interne Kanäle zu drucken – ganz ohne zusätzliche Werkzeuge oder Stützstrukturen.

Ebenfalls hervorzuheben ist die Materialeffizienz. Nur das Pulver, das für den Druckprozess benötigt wird, wird geschmolzen, was Abfall minimiert und die Produktion effizienter macht. Überschüssiges Pulver kann nach dem Druckprozess erneut verwendet, und Stützstrukturen recycelt werden.

Die neue Piccola HD Titan in silber.
Foto: Peter Nilges

Erster Fahreindruck der Piccola HD Titan

Wir konnten bereits vorab einen Satz der neuen Trickstuff Piccola HD Titan montieren und erste Fahreindrücke sammeln. Die Haptik der neuen Hebel fällt angenehm griffig aus. Durch die raue Oberfläche der gedruckten Titanhebel liegen die Hebel sicher am Finger, und zwar ganz egal, ob mit oder ohne Handschuhe. Selbst im Stand begeistert die leichtgängige, spielfreie Lagerung der Hebel und der geringe Kraftaufwand beim Ziehen. Der Druckpunkt fällt definiert und fest aus. Ebenfalls immer wieder erstaunlich, ist die Kraft, mit der das Leichtgewicht verzögert. Sobald die Beläge anliegen, packt die Piccola HD sehr beherzt zu und lässt sich dabei gut dosieren. Auch lange Abfahrten können die Piccola HD Titan nicht schocken. Die Standfestigkeit ist beachtlich.

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