Die gute Nachricht vorneweg: Eine Ausfahrt bei Minusgraden schadet dem Akku per se nicht. Doch rundherum sollte man einige Dinge beachten. Zum einen, um die Lebensdauer des Akkus zu erhalten. Und zum anderen, um auf Tour nicht einzugehen. Denn sowohl die Leistung des Motors, als auch die Reichweite können bei extremen Temperaturen leiden. Denn bei Kälte erhöht sich der elektrische Widerstand in der Batterie. Mit den richtigen Tipps halten sich die Einbußen aber in Grenzen.
Fangen wir mit dem absoluten No Go an: Mit eisgekühltem Akku losfahren. Das wird bei einer Tour zu enormen Reichweiten- und Leistungseinbußen führen, da die Batterie von Beginn an gegen die erhöhten elektrischen Widerstände ankämpfen muss und nur schwer auf Betriebstemperatur kommt. Das gilt spätestens ab einstelligen Plusgraden. Richtig drastisch wird´s, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Das Problem lässt sich allerdings leicht vermeiden. Der Akku sollte vor der Ausfahrt auf Zimmertemperatur durchgewärmt und erst kurz vor der Tour ins Bike eingesetzt werden. Bei fest verbauten Batterien sollte, wenn irgendwie möglich, das ganze E-Bike nicht in der Kälte geparkt werden.
Das gleiche gilt bei längeren Pausen unterwegs. Egal, ob das Bike im Pendelbetrieb vor dem Büro oder auf Tour an der Hütte abgestellt wird: Im Winter den Akku, wenn irgendwie möglich, mit ins Warme nehmen. Auf vielen Akkus ist übrigens ein Temperaturbereich angegeben, in dem die Batterie betrieben, geladen und gelagert werden darf. Für das Laden geben die meisten Hersteller Temperaturen über null Grad an, für den Betrieb sind meist Werte bis -10 oder gar -20 Grad angegeben.
Während der Fahrt hat das E-Bike einen gewissen Selbstschutz an Bord. Denn Akku und Motor erwärmen sich, wenn sie arbeiten müssen. Je mehr Strom der Akku abgeben muss, desto mehr Wärme entsteht. Deshalb kann es bei eisigen Temperaturen besser sein, eine hohe Unterstützungsstufe einzustellen. “Stromsparen mit dem Eco-Modus ist im Winter nicht sinnvoll, da der Akku zu wenig leisten muss und auskühlt. Ein kalter Akku bricht in der Kapazität ein, da der Strom bildlich gesprochen in den Zellen einfriert”, warnt Bike-Entwickler und E-MTB-Experte Lutz Scheffer von Rotwild.
Entsprechend ist kalte Luft solange kein Problem, wie der Motor arbeitet. Kritisch sind lange Pausen oder lange Strecken, die ohne Motorunterstützung gefahren werden. Helfen können Thermo-Schutzhüllen, die um den Akku bzw. das Unterrohr gewickelt werden, um die Batterie auf Temperatur zu halten. Wunder darf man von diesen Neopren-Hüllen aber vermutlich nicht erwarten.
Auch die Konstruktion des Bikes kann Unterschiede bei der Kälteresistenz machen. Ein externer Akku ist Wind und Wetter direkter ausgesetzt. Ist die Batterie hingegen im Unterrohr verborgen, hat das eine gewisse Isolationswirkung.
Für die dauerhafte Lagerung sind Temperaturen zwischen fünf und 25 Grad in Ordnung. Ideal ist die goldene Mitte, also 10 bis 15 Grad. Wirklich kritisch wird es im Winter erst, wenn die Temperatur am Lagerort unter Null Grad sinkt, das sollte auf Dauer vermieden werden. Also: Akku ausbauen. Wichtig für längere Lagerung ist übrigens auch der Ladestand des Akkus. Batterien sollten nicht vollständig aufgeladen und erst recht nicht vollständig entleert gelagert werden. Ideal ist ein Ladezustand von 30 bis 60 Prozent. Logisch: Der Akku sollte an einem trockenen Ort gelagert werden.
Ist der Akku auf oder nach der Tour kalt geworden, sollte man ihn erst ans Ladegerät hängen, wenn er ordentlich durchgewärmt ist und Raumtemperatur erreicht hat. Denn durch plötzliche Temperaturwechsel könne sich Kondenswasser bilden, was wiederum zu Schäden führen könne, warnt der ADAC. Generell gilt fürs Auftanken: idealerweise bei Raumtemperatur.
Wer die oben genannten Tipps beherzigt, sollte rein durch die Außentemperatur keine enormen Einbußen bei der Reichweite haben. Trotzdem sollte die Tourenplanung im Winter konservativ angegangen werden. Denn die Reichweite kann in der Praxis durchaus auf die Hälfte sinken. Das liegt meistens aber weniger an der Temperatur, als an anderen Faktoren. Im Schnee steigt der Rollwiderstand der Reifen extrem an. Außerdem haben die Reifen deutlich mehr Schlupf, drehen beim Beschleunigen also leicht durch. “Der Reifen dreht dabei durchschnittlich etwa 30 Prozent schneller, als die Fahrgeschwindigkeit es normalerweise verlangen würde”, weiß Experte Scheffer.
Erhöhter Schlupf und Rollwiderstand kosten richtig viel Energie. Das gleiche gilt für besondere Winterreifen mit weicher Gummimischung oder gar Spikes. Touren, die im Sommer locker mit einer Akku-Ladung möglich sind, können bei ungünstigen Bedingungen im Winter also leicht das doppelte an Batteriekapazität fressen. In der Theorie hat die kalte Außentemperatur sogar einen Vorteil für das E-Bike-System: Der Motor selbst bleibt kühl, was den Wirkungsgrad verbessert. Das sogenannte De-Rating, die Herunterregelung der Motorleistung durch Überhitzung, kommt nicht vor.