E-Bike-Akku im Winter und bei KälteE-Biken bei Minusgraden?

Florentin Vesenbeckh

 · 18.11.2023

Schneematsch und Schmuddelwetter? E-MTBs können im Winter ein echter Motivations-Boost sein, um auch bei widrigen Bedingungen eine schnelle Runde aufs Bike zu springen. Wir klären auf, wie das der E-Bike-Akku unbeschadet übersteht.
Foto: Max Fuchs
Schmuddelwetter, Schnee auf Straßen und Trails: Da spielen E-Bikes ihre Stärken besonders aus. Aber schaden Kälte und Minusgrade nicht dem Akku? Wir klären auf, wie Mensch und Maschine den Winter unbeschadet überstehen.

Die gute Nachricht vorneweg: Eine Ausfahrt bei Minusgraden schadet dem Akku per se nicht. Doch rundherum sollte man einige Dinge beachten. Zum einen, um die Lebensdauer des Akkus zu erhalten. Und zum anderen, um auf Tour nicht einzugehen. Denn sowohl die Leistung des Motors, als auch die Reichweite können bei extremen Temperaturen leiden. Denn bei Kälte erhöht sich der elektrische Widerstand in der Batterie. Mit den richtigen Tipps halten sich die Einbußen aber in Grenzen.

Schneematsch und Schmuddelwetter? E-MTBs können im Winter ein echter Motivations-Boost sein, um auch bei widrigen Bedingungen eine schnelle Runde aufs Bike zu springen. Wir klären auf, wie das der E-Bike-Akku unbeschadet übersteht.Foto: Max FuchsSchneematsch und Schmuddelwetter? E-MTBs können im Winter ein echter Motivations-Boost sein, um auch bei widrigen Bedingungen eine schnelle Runde aufs Bike zu springen. Wir klären auf, wie das der E-Bike-Akku unbeschadet übersteht.

Der größte Fehler beim Akku im Winter

Fangen wir mit dem absoluten No Go an: Mit eisgekühltem Akku losfahren. Das wird bei einer Tour zu enormen Reichweiten- und Leistungseinbußen führen, da die Batterie von Beginn an gegen die erhöhten elektrischen Widerstände ankämpfen muss und nur schwer auf Betriebstemperatur kommt. Das gilt spätestens ab einstelligen Plusgraden. Richtig drastisch wird´s, wenn die Temperaturen unter den Gefrierpunkt sinken. Das Problem lässt sich allerdings leicht vermeiden. Der Akku sollte vor der Ausfahrt auf Zimmertemperatur durchgewärmt und erst kurz vor der Tour ins Bike eingesetzt werden. Bei fest verbauten Batterien sollte, wenn irgendwie möglich, das ganze E-Bike nicht in der Kälte geparkt werden.

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Das gleiche gilt bei längeren Pausen unterwegs. Egal, ob das Bike im Pendelbetrieb vor dem Büro oder auf Tour an der Hütte abgestellt wird: Im Winter den Akku, wenn irgendwie möglich, mit ins Warme nehmen. Auf vielen Akkus ist übrigens ein Temperaturbereich angegeben, in dem die Batterie betrieben, geladen und gelagert werden darf. Für das Laden geben die meisten Hersteller Temperaturen über null Grad an, für den Betrieb sind meist Werte bis -10 oder gar -20 Grad angegeben.

Labels und Beschriftungen auf E-Bike-Akkus geben zum Teil exakte Temperaturbereiche für Laden, Entladen und Lagern an.Foto: Florentin VesenbeckhLabels und Beschriftungen auf E-Bike-Akkus geben zum Teil exakte Temperaturbereiche für Laden, Entladen und Lagern an.

So bleibt der Akku im E-Bike warm

Während der Fahrt hat das E-Bike einen gewissen Selbstschutz an Bord. Denn Akku und Motor erwärmen sich, wenn sie arbeiten müssen. Je mehr Strom der Akku abgeben muss, desto mehr Wärme entsteht. Deshalb kann es bei eisigen Temperaturen besser sein, eine hohe Unterstützungsstufe einzustellen. “Stromsparen mit dem Eco-Modus ist im Winter nicht sinnvoll, da der Akku zu wenig leisten muss und auskühlt. Ein kalter Akku bricht in der Kapazität ein, da der Strom bildlich gesprochen in den Zellen einfriert”, warnt Bike-Entwickler und E-MTB-Experte Lutz Scheffer von Rotwild.

Turbo-Modus aus Liebe zum Akku? Im Winter kann eine hohe Unterstützungsstufe helfen, die Batterie warmzuhalten.Foto: Max FuchsTurbo-Modus aus Liebe zum Akku? Im Winter kann eine hohe Unterstützungsstufe helfen, die Batterie warmzuhalten.

Entsprechend ist kalte Luft solange kein Problem, wie der Motor arbeitet. Kritisch sind lange Pausen oder lange Strecken, die ohne Motorunterstützung gefahren werden. Helfen können Thermo-Schutzhüllen, die um den Akku bzw. das Unterrohr gewickelt werden, um die Batterie auf Temperatur zu halten. Wunder darf man von diesen Neopren-Hüllen aber vermutlich nicht erwarten.

Auch die Konstruktion des Bikes kann Unterschiede bei der Kälteresistenz machen. Ein externer Akku ist Wind und Wetter direkter ausgesetzt. Ist die Batterie hingegen im Unterrohr verborgen, hat das eine gewisse Isolationswirkung.

Der Akku ist im Unterrohr vor Kälte geschützt? Nicht ganz. Bei dieser Semiintegration mit Cover direkt am Akku, dürfte sich die Isolationswirkung in Grenzen halten. Also: Still stehende Akkus raus aus dem Schnee!Foto: Max FuchsDer Akku ist im Unterrohr vor Kälte geschützt? Nicht ganz. Bei dieser Semiintegration mit Cover direkt am Akku, dürfte sich die Isolationswirkung in Grenzen halten. Also: Still stehende Akkus raus aus dem Schnee!

Wohin mit dem E-Bike oder Akku im Winter?

Für die dauerhafte Lagerung sind Temperaturen zwischen fünf und 25 Grad in Ordnung. Ideal ist die goldene Mitte, also 10 bis 15 Grad. Wirklich kritisch wird es im Winter erst, wenn die Temperatur am Lagerort unter Null Grad sinkt, das sollte auf Dauer vermieden werden. Also: Akku ausbauen. Wichtig für längere Lagerung ist übrigens auch der Ladestand des Akkus. Batterien sollten nicht vollständig aufgeladen und erst recht nicht vollständig entleert gelagert werden. Ideal ist ein Ladezustand von 30 bis 60 Prozent. Logisch: Der Akku sollte an einem trockenen Ort gelagert werden.

Als Lagertemperatur geben die meisten Hersteller einen Bereich ab 0 Grad an. Ausnahme YT. Die Batterie vom Hersteller Trendpower (unten im Bild), soll auch mit der Lagerung bei -20 Grad keine Probleme haben. Wir würde dennoch zu gemütlicherem Klima raten.Foto: Florentin VesenbeckhAls Lagertemperatur geben die meisten Hersteller einen Bereich ab 0 Grad an. Ausnahme YT. Die Batterie vom Hersteller Trendpower (unten im Bild), soll auch mit der Lagerung bei -20 Grad keine Probleme haben. Wir würde dennoch zu gemütlicherem Klima raten.

E-Bike-Akku richtig Laden

Ist der Akku auf oder nach der Tour kalt geworden, sollte man ihn erst ans Ladegerät hängen, wenn er ordentlich durchgewärmt ist und Raumtemperatur erreicht hat. Denn durch plötzliche Temperaturwechsel könne sich Kondenswasser bilden, was wiederum zu Schäden führen könne, warnt der ADAC. Generell gilt fürs Auftanken: idealerweise bei Raumtemperatur.

Wenn das E-Bike in der kalten Garage parkt, sollte die Batterie vor dem Aufladen bei Raumtemperatur erwärmt und bei ebenso angenehmen Bedingungen aufgeladen werden.Foto: Adrian KaetherWenn das E-Bike in der kalten Garage parkt, sollte die Batterie vor dem Aufladen bei Raumtemperatur erwärmt und bei ebenso angenehmen Bedingungen aufgeladen werden.

Richtige Planung schützt vor Ausfällen

Wer die oben genannten Tipps beherzigt, sollte rein durch die Außentemperatur keine enormen Einbußen bei der Reichweite haben. Trotzdem sollte die Tourenplanung im Winter konservativ angegangen werden. Denn die Reichweite kann in der Praxis durchaus auf die Hälfte sinken. Das liegt meistens aber weniger an der Temperatur, als an anderen Faktoren. Im Schnee steigt der Rollwiderstand der Reifen extrem an. Außerdem haben die Reifen deutlich mehr Schlupf, drehen beim Beschleunigen also leicht durch. “Der Reifen dreht dabei durchschnittlich etwa 30 Prozent schneller, als die Fahrgeschwindigkeit es normalerweise verlangen würde”, weiß Experte Scheffer.

Powderbiken? Was bergab Spaß bringt, kostet bergauf viele Körner. Oder eben Akku. Tiefer Schnee strengt Mensch und Maschine an.Foto: Max FuchsPowderbiken? Was bergab Spaß bringt, kostet bergauf viele Körner. Oder eben Akku. Tiefer Schnee strengt Mensch und Maschine an.

Erhöhter Schlupf und Rollwiderstand kosten richtig viel Energie. Das gleiche gilt für besondere Winterreifen mit weicher Gummimischung oder gar Spikes. Touren, die im Sommer locker mit einer Akku-Ladung möglich sind, können bei ungünstigen Bedingungen im Winter also leicht das doppelte an Batteriekapazität fressen. In der Theorie hat die kalte Außentemperatur sogar einen Vorteil für das E-Bike-System: Der Motor selbst bleibt kühl, was den Wirkungsgrad verbessert. Das sogenannte De-Rating, die Herunterregelung der Motorleistung durch Überhitzung, kommt nicht vor.

Weitere Tipps fürs Radeln im Winter

  • Reifenwahl: Auf verschneiten und vereisten Oberflächen sind Spikes unverzichtbar. Ein beliebter Klassiker ist der Schwalbe Ice Spiker Pro, erhältlich in der 29er-Version mit etwa 400 Zähnen. Bei allen Modellen gilt: Je mehr Nägel vorhanden sind, desto besser ist die Haftung.
  • Mehr Licht! Die Tage im Winter sind kurz. Deshalb muss eine Lampe ans Bike. Darauf achten, dass der Akku voll geladen ist. Falls die Lampe nicht fest montiert ist, den Akku in den Rucksack oder am Körper verstauen, denn dessen Leistung geht bei niedrigen Temperaturen schnell in die Knie.
Am E-Bike bietet sich ein fest installiertes Frontlicht an, das zuverlässig vom Haut-Akku mit Strom versorgt wird.Foto: Markus GreberAm E-Bike bietet sich ein fest installiertes Frontlicht an, das zuverlässig vom Haut-Akku mit Strom versorgt wird.
  • Flat statt Klick: Durch die Schuhplatte haben Klickpedalschuhe immer eine Kältebrücke. Im Winter deshalb auf Flats umsteigen. Wanderschuhe haben etwas weniger Pedal-Grip, sind aber oft wärmer als Bike-Treter.
  • Fahrwerks-Check: Bei niedrigen Temperaturen ändert sich die Beschaffenheit des Öls in Gabel, Dämpfer und Tele-Stütze. Deshalb muss nachjustiert werden. Ändern Sie eventuell Ihre Druck- und Zugstufeneinstellung. Für Hardcore-Winter-Biker: Beim Service im Herbst das Gabel- und Dämpferöl auf ein Öl mit geringerer Viskosität (Winteröl) tauschen lassen.
Bei Kälte wird das Öl zäher. Die Zugstufendämpfung sollte darauf angepasst werden, sonst federt die Gabel zu langsam aus.Foto: Georg GrieshaberBei Kälte wird das Öl zäher. Die Zugstufendämpfung sollte darauf angepasst werden, sonst federt die Gabel zu langsam aus.
  • Warme Hände: Bergsteiger ziehen Seidenhandschuhe unter die Wärmehandschuhe. Die Luxusvariante sind Heatpads, die in die Handschuhe integriert sind wie beim Hersteller TheHeatCompany.
  • Kette und Bremsen: Kette und Scheibenbremsen brauchen im Winter besondere Zuwendung. Hochviskose-Schmiermittel für die Kette verringern den Verschleiß. Achtung: Bei extremen Minustemperaturen kann das Mineralöl von Magura- und Shimano-Disc-Bremsen zähflüssiger werden.
  • Skihelm ist wärmer: Bei Minustemperaturen auf die empfindlichen Hautpartien achten: Wangen und Nase. Buff, Skihelm und Skibrille sind wärmer und schützen Kopf und Gesicht. Pudel-Mützen vertragen sich nur bedingt mit klassischen Fahrradhelmen. Aber es gibt schicke Helmmützen.
  • Tourenwahl: Bei der Touren-Planung die Schneeverhältnisse mit einbeziehen. Zehn Zentimeter Pulver bei gefrorener Eis- oder Hartschneeunterlage sind Traumbedingungen – Powderbiken. Bei Harsch und Weichschnee am besten auf Schotterwege ausweichen.

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