Mein Kollege Martin Hager sagt: „Wenn Du Dir überlegst, ob Du’s Dir leisten kannst, kannst Du’s Dir nicht leisten!“ Der Satz ist auf Superyachten bezogen, denn Hager beschäftigt sich beruflich mit den Luxuskähnen. Was die Eclipse für Yachties ist, ist Pivots Firebird für uns Biker: ein Superlativ. Dagegen wirkt das neue Cannondale Jekyll in der Top-Variante fast schon günstig. Wir haben beide gegeneinander antreten lassen und sagen Euch, warum.
Die Enduro World Series fordert Aufrüstung. Die Kurse werden immer krasser, steiler, schneller. Wer hier gewinnen will, braucht ein Fahrwerk, das alles schluckt: Felsen, Wurzeln, Drops, Sprünge. Daher pumpen die Bike-Firmen Federweg in ihre Räder und verändern die Rahmen, dass die Race-Enduros zu Mini-Downhillern mutieren. Specialized war die ersten Marke, die dieses Go-big-Konzept mit seinem Enduro umsetzte. Jetzt wollen auch Pivot und Cannondale das „schnellste Rad mit dem besten Fahrwerk aller Zeiten“ entwickelt haben, eins für ungezähmte Downhills, eins, das bergab keine Kompromisse macht, aber dennoch willig zum Gipfel strampelt. Freerider im klassischen Sinn also – und da uns die Bezeichnung immer noch gefällt – nannten wir das Duell auch so.
Gleiche Ziele, gleiche Daten, gleiche Bikes?
Die Gemeinsamkeiten verblüffen: 29 Zoll, fast identische Lenk- und Sitzwinkel, Kettenstreben, Highend-Federelemente von Fox, vollständig aus Carbon laminiert – und beide Räder wollen die EWS gewinnen. Cannondale entschied sich für eine High-Pivot-Konstruktion. Auch das Firebird trimmten die Pivot-Entwickler auf Abfahrt. In der Top-Version zählt es zu den teuersten Bikes der Welt (14249 €). In der getesteten Pro-Variante mit Carbon-Laufrädern für 9699 € ist es noch immer sündteuer.

Wolfgang Watzke Links: Wem die Alarmfarbe des Pivot Firebird too much ist, kriegt den Edel-Flitzer auch in Grünmetallic. || Rechts: Ein Bike für „große Taten“, wirbt Cannondale für sein Jekyll. Solange die in der Falllinie stattfinden, stimmt’s!
Wer das Duell für sich entscheidet, erfahrt ihr im Test aus FREERIDE 4/2021. Diesen könnt ihr bequem unter dem Artikel als PDF herunterladen. Der Test kostet 1,49 Euro.
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Wolfgang Watzke Pivot Firebird Pro XT/XTR: Das Pivot gibt’s mit Luft- und Stahlfeder. Wir (80 kg) fuhren eine 500er-Feder. Trotz passenden Sags raten wir für mehr Komfort zur 450er. Eine Sänfte ist das Bike nicht, das hat Vor- und Nachteile.

Wolfgang Watzke Pivot Firebird Pro XT/XTR: Pivot schützt die Kettenstrebe mit dickem, strukturiertem Kunststoff. Das macht das Bike angenehm leise. Sinnige Gummi-Pads am Unterrohr panzern den edlen Rahmen gegen Steinschlag.