Dirtbikes waren Ende der 2000er-Jahre der letzte Schrei, doch dann war der Hype auf einmal vorbei. Dank der vielen, neuen Pumptracks steigt die Nachfrage nun wieder.
„Das Canyon Stiched ist gelungen. Es ist ein guter Allrounder zu einem fairen Preis. Ich hatte selbst schon die Gelegenheit, es zu fahren. Die Komponenten sind hochwertig, das Gewicht leicht und die Geräuschkulisse leise. Hier klappert nix. Die Geometrie passt für einen breiten Einsatzbereich. Damit kannst Du auf Pumptracks Spaß haben und Dirts springen. Manuals klappen dank der kurzen Kettenstreben easy. Ich würde zum 360-Pro-Modell raten, denn damit lassen sich im Skatepark Footjams machen, weil die Gabelbrücke auf der passenden Seite ist. Das Stiched wird mit Vorder- und Hinterbremse ausgeliefert.“
Preis: ab 999 €, 1399 € (Stiched Pro 360)
„The Bruce ist das Arbeitsgerät von FMB-Stars Lukas Knopf und Erik Fedko. Die Konstrukteure haben keine Experimente in Sachen Details gewagt, aber das Konzept ist stimmig. Einsteiger tun sich mit dem Bike sicher leicht. Gewicht und Ausstattung sind gut, und mit der hochwertigen Gabel kann man viel und lange Spaß haben. Die Geo ist passabel – hier wurde auf Fahrstabilität geachtet. Das Rad ist eher lang und flach. Der Preis: super!“
Preis: ab 829 €
„Das Radon Slush steckt voller sinnvoller Details, z. B. die austauschbaren Ausfallenden mit integriertem Kettenspanner. Auch die Zugverlegung gefällt mir. Die Geo ist mit die geilste auf dem Markt. Das Oberrohr fällt etwas länger aus, und der Lenkwinkel ist eher flach. Wenn Du Dich bei Pumptracks versuchen willst und auch Dirt-Sprünge auf Deiner To-do-Liste stehen, dann liegst Du mit dem Slush richtig. Ich habe bereits das Bike von Radon-Profi Lukas Schäfer ausprobiert und war voll überzeugt.“
Preis: 299 € (Rahmen)
„Der Forchheimer Versender setzt auf Stahl. Im Gegensatz zu Bikes aus Alu sind Beulen kein Thema für das Dirtlove. Das ist besonders im Skatepark von Vorteil – aufgrund der harten Kanten der Rampen. Die Geo ist bewährt und funktioniert gut. Pumptrack-Sessions sind kein Problem. Die Ausstattung wirkt schlüssig. Wer sich hauptsächlich auf Dirt-Sprünge konzentrieren will, dem rate ich allerdings zu einem Alu-Bike. Die sind leichter. Für alle anderen ist dieses Modell eine gute Wahl.“
Preis: ab 1399 €
„Beddo war meine Marke, und natürlich muss ich die hier auch nennen, denn das Bike ist meine Konstruktion und der geilste Scheiß. Das Sway ist ideal für Dirt-Sprünge, Pumptracks und den Skatepark. Die Geo ist tendenziell flach. Besonderheit: Hier steckt ein mechanischer BMX-Rotor drin – das hat sonst keiner. Der Rotor macht das Ding zur Barspin-Waffe. Zudem ist das Beddo Sway kein Bike, mit dem Hinz und Kunz unterwegs sind. Gibt’s als Rahmen-Kit und neuerdings auch als Komplettrad.“
Preis: 2799 €, ab 479 € (Rahmen)
Interview mit Marius Hoppensack, Ex-Profi und Dirtbike-Experte
Marius, die goldene Zeiten der Dirtbikes sind vorbei. Was ist Deine Erklärung?
Bereits Ende der 2000er-Jahre ging der Trend voll auf Freerider und Downhiller – denn die Federelemente und Fahrwerke wurden immer besser. Jetzt konnte man damit auch springen. Die Leute zog es in den Wald. Der Bike-Industrie konnte das nur recht sein, denn bei Fullys war die Gewinnspanne viel größer.
Jetzt scheint das Dirtbike ein Comeback zu feiern. Was macht für Dich den Reiz an Dirtbikes aus?
Dirtbikes sind unkompliziert. Du brauchst einen Helm, Schoner und ein Bike. Mehr nicht. Eine Dirtbike-Session bekommt man immer unter. Vorausgesetzt, man hat einen Spot in der Nähe.
Viele wollen sich für den Pumptrack ein Dirtbike zulegen, gibt es dafür spezielle Modelle?
Es gab schon immer Dirtbikes mit unterschiedlicher Ausrichtung. Wer tricksen will, der holt sich einen Rahmen mit kurzem Radstand und steilem Lenkwinkel. Wer bei Sprüngen eher stabil in der Luft liegen will, der greift zu einem Modell mit einem etwas flacheren Lenkwinkel und längeren Reach. Für Pumptracks sollte man auf eine gute Gabel achten, einen verwindungssteifen Rahmen und leichtes Gewicht.
Die Geometrie von Dirtbikes scheint mittlerweile ausgereift.
Das stimmt. Im Laufe der Jahre wurde aber auch bei Dirtbikes experimentiert. Anfangs waren die Bikes sehr lang, dann wurden sie kurz und jetzt sind sie wieder etwas länger. Im Gegensatz zu den Bikes, die wir damals fuhren, wurde jedoch an der Stabilität gefeilt, und sie sind viel leichter.
Lohnt sich ein Gebrauchtkauf?
Grundsätzlich ja. Man sollte aber jemanden dabeihaben, der sich auskennt. Besonders die Schweißnähte sollte man genauer unter die Lupe nehmen.
Worauf sollte ich beim Neukauf achten?
Die Geo muss zu Dir passen. Achte auf die Rahmengröße, ein leichtes Gewicht und eine solide Federgabel. Die restlichen Komponenten wie Lenker etc. kannst Du immer noch anpassen.
Jetzt die Frage aller Fragen: Braucht man eine Vorderbremse am Dirtbike, oder nicht?
Haha, das muss wirklich jeder für sich entscheiden. Ich sage, nein. Wer sich jedoch damit sicherer fühlt, der sollte nicht darauf verzichten.