Text: Christian Bonk
Vielseitigkeit auf zwei Rädern war wohl das, was sich die Entwickler der ersten Trekkingbikes ins Pflichtenheft geschrieben hatten, als in den 1980er Jahren die ersten von ihnen auf den Konstruktionsplänen der Biketüftler entstanden. Die Anforderung: geländegängig genug für kurze Turns durch Wald und Wiese, auf Asphalt schneller als ein Mountainbike und durch eine Vollausstattung alltagstauglich für die Fahrt zum Supermarkt wie auch ins Büro. Außerdem machten sie Gepäckvorrichtungen auch für längere Touren zur Option.
Trekkingbikes waren die Antwort der Fahrradhersteller auf die Einführung von Mountainbikes als völlig neuer Fahrradgattung, die in den 1970er Jahren in Kalifornien erstmalig im Gelände gesichtet wurden. Die breite Einsatzpalette wurde in den achtziger Jahren von Fahrradkunden gewünscht, denen ein Mountainbike zu einseitig sportiv war und die sich ein Zweirad wünschten, das sie in allen Lebensbereichen optimal mobilisierte.
Ein Trekkingrad, auch bekannt als Trekkingbike oder All Terrain Bike (ATB), ist ein vielseitiges Fahrrad, das für den Einsatz auf Straßen sowie auf leichtem Gelände wie Schotter- und Waldwegen konzipiert ist. Es kombiniert Merkmale von Rennrädern, Mountainbikes und Tourenrädern, um sowohl Komfort als auch Effizienz zu bieten.
Rahmen und Geometrie: Trekkingräder verfügen typischerweise über einen stabilen Rahmen aus Aluminium oder Stahl, der für Langlebigkeit und Belastbarkeit sorgt. Die Rahmengeometrie ermöglicht eine aufrechte Sitzposition, die den Fahrkomfort auf langen Strecken erhöht. Je nach Modell sind verschiedene Rahmenformen erhältlich, darunter Diamant-, Trapez- oder Mixte-Rahmen, die den individuellen Bedürfnissen der Fahrer entsprechen.
Bereifung und Laufräder: Ausgestattet in der Regel mit 28-Zoll-Laufrädern und mittelbreiten Reifen mit leichtem Profil, bieten Trekkingbikes einen guten Kompromiss zwischen Rollwiderstand und Traktion. Diese Reifenbreite ermöglicht effizientes Fahren auf Asphalt und bietet gleichzeitig ausreichenden Grip auf unbefestigten Wegen.
Schaltung und Antrieb: Trekkingräder sind in der Regel mit Kettenschaltungen ausgestattet, die eine breite Übersetzungspalette bieten und somit das Bewältigen unterschiedlicher Geländeformen erleichtern. Die Anzahl der Gänge variiert je nach Modell, häufig sind jedoch 21 bis 30 Gänge vorhanden, um sowohl steile Anstiege als auch schnelle Abfahrten komfortabel zu meistern.
Bremsen: Für eine zuverlässige Bremsleistung sind Trekkingbikes entweder mit Felgenbremsen (V-Brakes) oder Scheibenbremsen ausgestattet. Scheibenbremsen bieten insbesondere bei Nässe eine höhere Bremskraft und sind daher für den Einsatz bei unterschiedlichen Wetterbedingungen vorteilhaft.
Ausstattung: Ein charakteristisches Merkmal von Trekkingrädern ist ihre umfangreiche Ausstattung, die sie für den Alltagsgebrauch und längere Touren prädestiniert. Dazu gehören fest installierte Schutzbleche, die vor Spritzwasser schützen, ein stabiler Gepäckträger zur Befestigung von Packtaschen oder Körben, eine vollständige Lichtanlage gemäß StVZO (Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung) mit Dynamo oder Akkubeleuchtung sowie Reflektoren für erhöhte Sichtbarkeit. Zusätzlich sind die meisten Modelle mit einem Seitenständer, Klingel und ergonomischen Griffen ausgestattet, die den Komfort und die Sicherheit erhöhen.
Einsatzbereich: Dank ihrer Vielseitigkeit eignen sich Trekkingbikes sowohl für den täglichen Pendelverkehr in der Stadt als auch für ausgedehnte Radtouren auf wechselndem Untergrund. Sie sind ideal für Fahrer, die ein einziges Fahrrad für verschiedene Zwecke nutzen möchten, sei es für den Weg zur Arbeit, den Einkauf oder Freizeitaktivitäten.
Inzwischen sind die Verkaufszahlen dieser einst so beliebten Multi-Talente rückläufig, aber jeder renommierte Hersteller führt nach wie vor eines oder mehrere Modelle dieser Klasse ohne E-Antrieb im Programm. Denn es gibt die Kunden noch, die mittlere Geländetauglichkeit, gute Langstreckeneigenschaften sowie die Option, Gepäck für Mehrtagestouren zu schultern sowie Alltagsbesorgungen zu erledigen, als bezahlbares Paket wünschen. Trekkingbikes der Einstiegspreisklasse werden heute von den Herstellern in der Regel gut ausgestattet, vor allem mit Schaltungs- und Bremsgruppen, die zwar nicht aus der oberen Preisregion stammen, sich dafür aber schon millionenfach bewährt haben.
Auch wenn der Begriff ein wenig abgenutzt erscheint: Sie markieren die Golfklasse im Bike-Sortiment – ein vernünftiger, solider Mix aus bewährter Technik, erprobter Ergonomie und eher oben angesiedelter Belastbarkeit. Die eher schweren Alu- oder Stahlrahmen und die soliden Anbauteile für Beleuchtung und Logistik sorgen für eher hohe Gesamtgewichte. Allerdings stehen dem auch hohe Nutzlast-Optionen gegenüber. Daher sind viele Bikes auch noch mit Schaltgruppen ausgestattet, die mindestens zwei vordere Ritzel aufweisen, 27 Gänge sind keinesfalls die Ausnahme, denn die Vielseitigkeit schreit nach fein dosierbaren Schaltungen.
Wir haben in dieser Kaufberatung 14 dieser “Brot und Butter”-Bikes aufgeführt, die sich für das oben erwähnte gemischte Anforderungsprofil hervorragend eignen und auch für die Hersteller eine Gattung darstellen, bei der man sich keine Fehler erlauben will. Preise von sogar schon unter 1000 bis maximal 1500 Euro machen sie zu Konkurrenten von Billig-E-Bikes, aber sie sprechen eben eine Zielgruppe an, die den Elektroantrieb aus den verschiedensten Gründen nach wie vor scheut und stattdessen “viel Bike fürs Geld” erwartet. Außerdem sind sie äußerst beliebt bei Vermietern, Ferienhaus-Anbietern, City- oder Freizeit-Hotels oder Kunden, die beispielsweise eine Fahrrad-Flotte fürs Unternehmen anschaffen.
Trekkingbikes haben am Gesamtumsatz mit Fahrrädern Ohne E-Antrieb einen Anteil von zirka 40 Prozent laut Zweirad Industrie Verband (ZIV). Hinzu kommt, dass sie für die Hersteller so etwas sind wie Teil der Marken-DNA. Ganz nach dem Motto: Wer beim Brot-und-Butter-Modell nicht wirklich performt, muss mit Image-Schäden rechnen. Wir haben Ruben im Cube Store Weilheim gefragt, welche Bedeutung diese Fahrrad-Gattung für eine Marke hat.
MYBIKE: Ruben, kannst du die Zahlen des ZIV aus dem Vorspann bestätigen für euren Shop?
Ruben: Die ZIV-Zahlen treffen auf unseren Shop nur bedingt zu – E-Bikes liegen inzwischen weit vorne, das spüren wir ganz deutlich. Trotzdem sind wir im Non-Hybrid-Bereich immer noch top aufgestellt. Wer bei uns nach einem klassischen Bike sucht, wird auf jeden Fall fündig und kann sich auf echte Cube-Qualität verlassen. Und wenn wir das passende Rad nicht da haben, verfügen wir über ein großes Filialnetzwerk aus deutschlandweit mehr als 50 Geschäften, in dem ich für unsere Kunden immer fündig werde.
Auch in der Preisklasse unter 1500 Euro sind Trekkingbikes in der Regel überdurchschnittlich gut ausgestattet. Woran liegt das?
Ruben: Trekkingbikes bieten in dieser Preisklasse einfach viel fürs Geld, und das hat mehrere Gründe. Zum einen sind sie für Allround-Einsätze gemacht und müssen robust und langlebig sein, was die Ausstattung automatisch hochwertiger macht. Marken wie Cube legen viel Wert darauf, dass auch Einsteiger-Modelle eine Top-Grundausstattung haben, die Komfort und Sicherheit bietet. Das ist wichtig, denn wer ein Trekkingbike kauft, erwartet ein Rad, das sowohl für den Alltag als auch für Wochenendtouren geeignet ist – und das spiegelt sich in der Ausstattung wider.
Worauf achten eure Kunden besonders bei der Wahl des richtigen Trekkingbikes ohne Antrieb?
Ruben: Bei der Wahl des richtigen Trekkingbikes ohne Antrieb steht für unsere Kunden die Langlebigkeit im Vordergrund – ein Punkt, bei dem Cube wirklich punktet. Die meisten Interessenten sind Pendler, die ein solides Bike für ihren Arbeitsweg suchen oder mit der Bahn nach München fahren. Mit einem E-Bike wäre das in den bayerischen Bahnen oft etwas umständlicher, daher entscheiden sich viele bewusst für ein Non-Hybrid-Modell, das unkompliziert und zuverlässig ist.
Was wären deine fünf Hauptkriterien für die Auswahl, auf die ihr in der Beratung besonders hinweist?
Ruben: Puh, das ist gar nicht so einfach, weil es viele Faktoren gibt, die eine Rolle spielen! Aber wenn ich fünf Hauptkriterien nennen müsste, sind das erstens die Bereifung, denn ein Trekkingbike wird oft bei unterschiedlichsten Witterungen und Untergründen genutzt – da braucht es guten Grip und Pannenschutz. Zweitens hydraulische Bremsen, weil sie bei jedem Wetter zuverlässig funktionieren. Drittens ein Nabendynamo mit starker Beleuchtung, damit man auch nach Feierabend auf unbeleuchteten Wegen sicher unterwegs ist. Und natürlich dürfen auch Komfort und Ergonomie nicht fehlen: Eine gute Federgabel und ein bequemer Sattel sind hier unverzichtbar.
Welcher Kundentyp interessiert sich in der Hauptsache für diese Fahrrad-Gattung?
Ruben: Da wir in einer sehr Outdoor-orientierten Gegend ansässig sind, finden sich hier viele Menschen, die den Weg zur Arbeit als kleine Sporteinheit sehen, um sich fit zu halten. Und natürlich gibt es, wie bereits angesprochen, diejenigen, die einen Teil ihres Arbeitswegs nach München mit der Bahn zurücklegen und dabei auf ihr Trekkingbike setzen. Allerdings gibt es auch immer wieder Ausnahmen. Als ich letztes Jahr eine mehrtägige MTB-Tour mit dem Fully durchs Karwendelgebirge gemacht habe, kam abends auf 1630 Metern Höhe auf der Plumsjochhütte Jochen aus Köln ziemlich nassgeschwitzt auf seinem Kathmandu an. Er bestätigte mir, dass er immer noch gerne auf die Kraft in seinen Beinen setzt!
Denkst du, die Zeit des Trekkingbikes ohne E-Antrieb ist irgendwann abgelaufen?
Ruben: Ich glaube, dass es das Trekkingbike ohne E-Antrieb immer geben wird, allerdings vermutlich in einer reduzierten Form, was die Modellvielfalt angeht. Auch hier sehen wir, dass die Light-E-Tourenräder zunehmend im Kommen sind. Innovation bleibt bei Marken wie Cube und Bosch schließlich nie stehen. Dieses Jahr hat Cube zum Beispiel das Kathmandu Hybrid C:62 SLX 400X auf den Markt gebracht – ein Light-Trekkingbike mit nur 16,3 Kilo. Ich habe das Gefühl, dass uns in dieser Hinsicht eine sehr spannende Zukunft bevorsteht!
Zu Ruben Engel: “Seit über zehn Jahren repariere und verkaufe ich Cube-Bikes – zuerst im Montimare Bikeshop in Frankfurt und nun seit fast vier Jahren in den von Multicycle betriebenen Cube Stores in Weilheim und Penzberg. Privat fahre ich noch ohne E-Unterstützung, was meiner Freundin zuliebe wohl auch besser so bleibt. Meine täglichen Commutes erledige ich mit einem Fixie, und in meiner Freizeit bin ich mit meinem Fully, dem Cube Stereo 140, oder meinem Downhiller Cube TWO15 in ganz Europa unterwegs.”
Wenn ihr beim Händler Trekkingbikes miteinander vergleicht, solltet ihr bei der Auswahl auf die folgenden Kriterien besonders achten, damit ihr viel Spaß mit eurem Rad habt.