Mit dem Amber Road stellt Tout Terrain den Grandseigneur in dieser Testgruppe. Während viele andere Reise-Räder mittlerweile mit Reifenbreite, Stollen und sportlichen, breit übersetzten Kettenschaltungen glänzen wollen, verlässt sich das Trekking-Rad der badischen Schmiede auf klassischere Tugenden.
Der komfortable, stark gekröpfte Lenker ist mit Ledergriffen von Ergon veredelt. So sitzt man besonders aufrecht. Die Vittoria-Reifen mit Straßenprofil sind keine Alleskönner sondern speziell für feste Wege und hohe Haltbarkeit gemacht. Das hat seine klare Berechtigung. Denn jenseits romantischer Vorstellungen finden Radreisen in unseren Breitengraden ja doch vor allem auf Asphalt statt. Allerdings: Etwas mehr Breite würde auch auf der Straße mehr Komfort ohne Einbußen beim Rollwiderstand bringen, wie wir kürzlich in unserem großen Reifentest herausfinden konnten.
Komfort und Haltbarkeit stehen bei der Schaltung im Zentrum. Das Alfine-Getriebe von Shimano mit immerhin elf Gängen ist die günstigere Alternative zu Rohloff und Pinion. Die Rapidfire-Bedienhebel schalten die Gänge knackig und sogar unter leichter Last noch ordentlich durch. Einzig am Berg ist die Nabe gerade mit Gepäck zu stramm übersetzt – leider etwas typisch für die Alfine und eher ein Shimano- als ein Tout Terrain Problem. Der Riemen verspricht hingegen wartungsfreien Rad-Spaß auch auf langen Strecken und sichert dem Amber Road damit in unserer Reiserad-Testgruppe einen einzigartigen Mehrwert.
Ebenso einzigartig ist beim Tout Terrain der integrierte Gepäckträger mit maximaler Steifigkeit und einer Zulassung bis satte 40 Kilogramm. So kann man das Amber Road nominell am stärksten Beladen. Allerdings passen nicht alle Taschen auf die massiven Streben. Klassische Ortliebs etwa brauchen dünnere Rohre. Mit voller Zuladung fährt sich das Rad wegen der Übersetzung und der entspannten Sitzposition nicht immer optimal. Leider wollten auch die Magura-Bremsen trotz langer Einbremsversuche nie so richtig beißen.
Besser also man schlägt gemütlichere Töne an und lässt die Stärken des Rades auf entspannten Touren zur Geltung kommen. Der Stahlrahmen ist schön gemacht, der simple Lenkanschlag mit Gummipuffer ein feines Detail. Mit seinem Rahmenschloss und dem Riemenantrieb bietet das Amber Road außerdem einen unbestreitbar hohen Alltagsnutzen. Übrigens: Statt unserem individuell konfigurierten Rad gibt’s das Amber Road auch in ähnlichem Trimm als Konfektionsware. Dann mit geradem Lenker etwas sportlicher und schon ab 2999 Euro.
Details zur Zusammensetzung der Gesamtnote und zum Vergleich mit anderen Rädern mit ähnlichem Preis und Einsatzbereich siehe unten.
Bernsteinstraße statt Himalaya-Trekking: Tout Terrains Amber Road bleibt angenehm auf dem Boden der Tatsachen und überzeugt mit aufrechter Sitzposition, hoher Wartungsfreiheit, integriertem Gepäckträger und hohem Alltagsnutzen. Reifen und Übersetzung schränken auf langen Touren etwas ein. Die aufrechte Haltung bremst den Vorwärtsdrang etwas ein. - Adrian Kaether, Redakteur Test & Technik
In unserem aktuellen Test haben wir fünf Reiseräder von Maxx, Norwid, Patria, Tout Terrain und Velotraum getestet. Die Maßgabe: Ein edles Chassis für lange Touren bis hin zur Weltreise, bei gleichzeitig noch halbwegs bezahlbaren Preisen von maximal rund 4000 Euro. Hier der Überblick über das Tout Terrain Amber Road Alfine im Vergleich zur Konkurrenz.
| Reiseräder | Fahrsicherheit (20 %) | Fahrspaß (20 %) | Komfort (20 %) | Reisenutzen (20 %) | Ausstattung (20 %) | Gesamtnote |
| Velotraum | 1,1 | 2,0 | 2,0 | 1,9 | 1,6 | 1,7 |
| Maxx | 1,1 | 2,9 | 1,6 | 1,5 | 2,0 | 1,8 |
| Norwid | 1,9 | 1,6 | 2,2 | 2,0 | 2,0 | 1,9 |
| Patria | 2,4 | 1,9 | 1,8 | 1,9 | 1,8 | 1,9 |
| Tout Terrain | 2,3 | 2,8 | 2,3 | 1,5 | 1,7 | 2,1 |
Hinweis: Die Bewertung erfolgt kategorieabhängig und dient in erster Linie dem Vergleich innerhalb der Testgruppe. Die vergebenen Noten sind an Schulnoten angelehnt. Für eine durchschnittliche Leistung ohne Mängel steht die Note 2,5.