Allein auf Testfahrt sind mir vier Gravel-Backroads, also mit Dropbar, begegnet, das omnipotente Rad hat sich während des Booms tausendfach verkauft, zu Recht. Insgeheim hatten wir deshalb vielleicht gehofft, als Flatbar könnte das Model diesen Hype nicht noch befeuern, aber es ist einfach zu gut. Um das Fazit vorwegzunehmen: Wer es sportlich mag, wird es schwer haben, sich zwischen den beiden Versionen zu entscheiden. Das Rose Backroad Flatbar profitiert hier besonders vom supersteifen, kantigen Rahmen und dem kurzen Steuerrohr. Man sitzt eine gute Nuance aufrechter als mit Rennlenker, das Rad macht es einem echt schwer, langsam zu fahren.
Selbst wenn man bergan am – wie durchweg im Test – zu breiten Lenker mit aller Kraft zieht, Rahmen und Komponenten geben null nach. Wer hohe Reifendrücke fährt, dem könnte die Gabel sogar etwas zu steif sein, Wurzeln oder Bordsteine schlagen recht direkt zu den Händen durch, heißt: Arme beugen oder Luft ablassen! Für den Popo hält das Rad eine Besonderheit in Sachen Komfort bereit: Die überlange Sattelstütze taucht nur vorn und an den Seiten direkt in den Rahmen, hinten ist dieser offen und nur mit einem Cover verdeckt. So soll die Stütze mehr Strecke haben, über den sie flexen, und so den Fahrer komfortabler tragen kann.
Mit der sportlichen Haltung, dem geringen Gewicht, der geländetauglichen Gewichtsverteilung und den tollen Reifen werden der Park und nicht asphaltierte Wege zum Jagdrevier des Rose Backroad, es ist trotz wuchtiger Erscheinung so wendig und vermittelt so viel Vertrauen in die Haftung der Reifen, da werden andere Biker zu Slalomstangen. Piloten mit richtig Power fehlen beim Topspeed vielleicht ein oder zwei Gänge, dafür sind jetzt die Gangsprünge angenehm klein, und für Berge hält die Zweifachkurbel genug kleine Gänge bereit.
Die Hatz über feste Wege, durch leichtes Gelände und die Stadt macht auf keinem Rad so viel Spaß, ausdauerndes Rollen geht natürlich auch, wobei für längere Trips Mitbewerber mit mehr Fixpunkten und vor allem mit mehr erlaubter Zuladung protzen. Wiegt man über 80 Kilo, muss man sich gepäcktechnisch schon einschränken, zumal Klemmträger wie der von Aeroe oder SKS nicht unbedingt für Carbonstreben zugelassen sind. Aber genau hier liegt der Vorteil vom Flatbar gegenüber dem Gravel: Man hat mehr Platz für Lenkertaschen. Und Drybags an der Gabel beeinflussen die Lenkeigenschaften wegen der breiten Griffhaltung weniger. Außerdem ist man mit dem Rose Backroad Flatbar deutlich origineller unterwegs als mit Backroad Gravel, eine echte Alternative!
Natürlich kann man selbst mit einem so sportlichen Rad wie dem Rose Backroad Flatbar locker radeln, aber die Nähe zum artverwandten Gravelbike ist allgegenwärtig, Geometrie und Sitzposition sind auch als Flatbar-Version weiterhin auf Dynamik ausgelegt. Die großen Stückzahlen sind zudem Indiz für solide Technik beim Rahmenset, daran fügen sich die hochwertigen Komponenten wie die Bremsgriffe, halb integrierte Züge und passende Spacer nahtlos und durchweg passend an. - Timo Dillenberger, MYBIKE-Redakteur
MYBIKE-Tipp: Sport/Speed 1/2024