SUV-E-Bikes5 motorisierte Alleskönner im Test

Georg Bleicher

 · 28.06.2024

Spaß auch jenseits vom Asphalt: mit grobstolligen SUV-E-Bikes gut möglich.
Foto: Helge Tscharn
Sie versprechen Asphalt und Alltag, Wanderweg und Wochenendurlaub, und das alles meist auch ziemlich ausdauernd. Halten die SUV-E-Bikes dieses Versprechen? Wir haben 5 dieser Alleskönner getestet.

Das sind die 5 SUV-E-Bikes aus dem Test

Was für den Bio-Biker das Gravelbike, ist für den E-Bike-Fan heute oft das SUV: extrem breiter Einsatzbereich – auch auf den Untergrund bezogen – und oft ein hemdsärmeliges Auftreten, das vor allem von grobstolliger Bereifung unterstrichen wird. Sieht man sich die Lenkerbreiten mancher unserer SUV-E-Bikes an, glaubt man gar, das SUV ist für Trail-Spezialisten entwickelt. Ganz so ist es nicht: Manchmal ist Sportlichkeit auch ein Aushängeschild. Trotzdem ist für viele heute das E-SUV die eierlegende Wollmilchsau.

Kein Wunder: Mit keinem anderen Rad kann man so vieles abdecken und ist man für nahezu alle Situationen gewappnet – klassische Radtour, Reise, Alltag, Pendeln, Einkauf. Dank Federgabel oder Vollfederung und Stollenbereifung erschließt sich das SUV auch noch das Gelände – und erfüllt dem einen oder anderen sicher den Traum, auf Reisen noch tiefer in der Natur zu sein. Ganz wichtig ist dabei: Nur wenige Anbieter verstehen das SUV als klassisches Sportgerät, sondern als Rad für den klassischen E-Biker, der mehr will, ohne dafür extrem sportlich unterwegs sein zu müssen.

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Spaß auch jenseits vom Asphalt: mit grobstolligen SUV-E-Bikes gut möglich.Foto: Helge TscharnSpaß auch jenseits vom Asphalt: mit grobstolligen SUV-E-Bikes gut möglich.

SUV-E-Bikes: Der richtige Motor

Der fast schon traditionelle Antrieb für ein SUV ist ein Bosch Performance CX (Victoria, Koga), der kräftigste Motor aus diesem Hause. Aber auch ein Giant/Synchros der neuen Generation mit ähnlich bärenstarker Ausrichtung oder Shimanos E301 (Hohe Acht) sind wie geschaffen dafür, auch bei hohen Systemgewichten und steilen Wegen dynamisch zu agieren.

Von der anderen Seite kommt der neue “kleine” Bosch, der damit ein neues SUV-Gefühl eröffnet: der SX-Antrieb (Kalkhoff) mit gerade einmal 55 Newtonmetern und gänzlich anderer Charakteristik. Er erfordert für gefühlt minimal weniger Schub als die Großen eine etwas höhere Trittfrequenz. Für viele Fahrer fühlt sich diese allerdings harmonischer an. Wer also gern mit schnelleren Beinen unterwegs ist, ist mit dieser sparsameren Variante von Bosch und entsprechend kleinerem Akku (400 Wattstunden) auch sehr zufriedenstellend unterwegs. Ein schöner Nebeneffekt: einige Kilo weniger Radgewicht!

Detail Kalkhoff: 55 Nm, die durchaus zupacken können.Foto: Georg BleicherDetail Kalkhoff: 55 Nm, die durchaus zupacken können.

Der passende Akku für ein SUV-E-Bike

Eine wichtige Frage für Allrounder-Fans: Brauche ich wirklich so viel Reichweite, wie mir die klassischen SUV-E-Bikes bieten – oder will ich lieber ein leichteres Rad haben, etwa weil ich es im Alltag des Öfteren heben oder tragen muss? Wer zu 90 Prozent unter 50 Kilometern Entfernung bleibt, kann getrost auf einen Akku mit 500 bis 600 Wattstunden setzen. Längere Fahrten oder Touren im bergigen Terrain brauchen mehr Energie. Vielleicht ist aber auch die Mitnahme eines Zusatz-Akkus für solche Einzelfälle die passende Lösung.

Fragt man Händler, bescheinigen sie mindestens der Hälfte der Kunden, auf unnötig dicke Batterien zu setzen. Sprechen Sie mit Ihrem Händler vor dem Kauf über Ihren bevorzugten Einsatzbereich! Aber auch schon die Wahl der richtigen Unterstützungsstufe kann zu einem deutlich sparsameren Verbrauch beitragen – und zu einem höheren Kalorienverbrauch, was sich viele E-Biker doch auch wünschen. Clever ist auch mancher Smart-Modus – bei Bosch etwa die “Auto”-Einstellung –, der stärker als andere Modi aufgrund des Kraftaufwands des Fahrers entscheidet, wie viel Motorleistung hinzugegeben wird. Denn, abgesehen vom Gewicht: Akku-Leistung kostet Geld!

Lange Freude am hochwertigen Rad: Alle unsere Anbieter bieten zusätzliche Garantien auf die getesteten Modelle.Foto: Helge TscharnLange Freude am hochwertigen Rad: Alle unsere Anbieter bieten zusätzliche Garantien auf die getesteten Modelle.

Bremsen: wartungsarm und stark

Viel Eigengewicht und Gepäcktransport, womöglich noch auf abschüssigem Terrain, verlangen nach starken Bremsen. Alle unsere Testimonials verzögern mit vollhydraulischen Scheibenbremsen – und das ist gut so. Giant und andere Hersteller setzen in diesem Segment auf 180 Millimeter Scheibendurchmesser, Victoria vorn gar auf 203 mm – je größer, desto tendenziell höher Bremskraft und Dosierbarkeit.

Auch in Sachen Wartungsarmut sind diese Bremsen sinnvoll. Achten Sie auf das Einbremsen: Discs erreichen ihre volle Kraft und Dosierbarkeit erst, wenn das Rad einige Male kräftig von hohen Geschwindigkeiten (25 km/h) auf Stillstand gebremst wurde. Im Gegensatz zur Bremsscheibe am Auto muss das der Fahrradfahrer leider immer noch selbst erledigen. Im Internet gibt es zahlreiche Tipps dazu.

Detail Victoria: Die Shimano-Disc mit 203 mm Durchmesser greift knackig und gut dosierbar zu.Foto: Georg BleicherDetail Victoria: Die Shimano-Disc mit 203 mm Durchmesser greift knackig und gut dosierbar zu.

Warum Tiefeinsteiger?

Es gibt heute nur noch wenige Gründe gegen den tiefen Durchstieg. Bei hoher Rahmenqualität und -steifigkeit überwiegen die Vorteile. Einfaches Auf- und Absteigen, hohe Sicherheit, wenn man plötzlich vom Rad muss. Nur wer das absolute Maximum an Laufruhe beim Gepäcktransport auf losem Untergrund sucht und wen die vermeintliche Damenrad-Optik stört, der ist mit einem Rahmen mit Oberrohr (Diamantrahmen) besser aufgehoben. Der Tiefeinsteiger ist im Lifestyle angekommen, und immer mehr Menschen schätzen seinen Komfort im Alltag.

SUV-E-Bikes: Fully oder Hardtail?

Die beiden Fullys im Test zeigen ganz schnell: Vollfederung ist eine ganz andere Komfortqualität. Schon in der Stadt ist man in Sachen Schlagloch und Bordstein bequemer unterwegs als per lediglich frontgefedertem Fahrrad. Trotzdem muss man kein Komfortverächter sein, um sich hier auch mit Hardtails genauso wohl zu fühlen. Auch die breiten Pneus unserer SUV-E-Bikes aus dem Test leisten in der City sehr viel Wohlfühlkomfort. Jenseits des Asphalts packen die Fullys dann richtig aus: Der Fahrspaß ist größer, und bei höheren Geschwindigkeiten nimmt auch die Sicherheit gefühlt und real zu.

Zum Vergleich dazu sorgen Hardtails zwar für mehr klassisches Fahrradfeeling, kommen aber bei extremen Holperstrecken an ihre Grenzen. So weit, so klar. Allerdings gibt’s neben dem Gewichts- und Preisaspekt, die Vollgefederte immer betreffen, auch noch die Wartungs- und Einstellungsbedürftigkeit der Fullys: Auch moderne Federbeine brauchen Wartung – ein Mal im Jahr sollte man damit zum Service.

Für die meisten Einsatzbereiche braucht es keine Vollfederung – am Kalkhoff spart man so viel Gewicht.Foto: Helge TscharnFür die meisten Einsatzbereiche braucht es keine Vollfederung – am Kalkhoff spart man so viel Gewicht.

Aufwendig und nicht selbsterklärend ist die Einstellung. Dabei geht’s nicht nur um die Anpassung des Drucks im Dämpfer an das eigene Gewicht. Auch das Gepäck auf dem Träger will, vor allem bei einem System mit mitgefedertem Träger, bei der Einstellung beachtet werden. Neben dem höheren Kaufpreis des Fullys kommen also auch Serviceleistungen hinzu. Wer also durchaus größere Anteile seiner Touren im Holprigen verbringen will und überlegt, ob er deshalb ein vollgefedertes Rad kauft, sollte das in seine Überlegung einbeziehen. Oft ist es aber auch die Probefahrt, die manchen schneller entscheiden lässt.

Grobstoller, ja oder nein?

Hier gilt Ähnliches wie in Sachen Vollfederung: Je grober das Gelände, in dem man unterwegs sein will, desto mehr machen klotzige Stollen Sinn. Allzu grobe Stollenbereifung kann in der City aber kontraproduktiv sein, denn die Räder laufen dadurch unruhiger und unkomfortabler auf Asphalt und haben vor allem bei Nässe etwas weniger Grip in Kurven. Sinnvoll sind für den multiplen Einsatz Reifen mit kleinen Stollen und Mittelsteg für einen leichten Lauf (Victoria) oder etwas grobere Straßenreifen (Koga). Auch damit lässt sich noch prima auf dem Feldweg rollen; erst wenn der richtig matschig wird, sind Stollen angesagt.

Wichtiges Kriterium bei SUV-Bikes: Die Lenkerbreite

Trotzdem bleibt die Lenkerbreite: Unter anderem die durchwegs breiten Reifen, lange Radstände und eine am Geradeauslauf orientierte Geometrie führen dazu, dass E-Bikes nicht so quirlig zu fahren sind wie etwa ein Urbanbike und dass auch die Lenkung etwas schwerfälliger reagiert als dort. Das ist ein Grund, weshalb man im E-Bike-Bereich allgemein, aber vor allem im SUV-Sektor auf breite Lenker setzt. Am breitesten tritt unser Victoria mit 75 Zentimetern Lenkerlänge auf. Das verleiht viel Kontrolle bei schwierigem Untergrund.

Für Matschlöcher oder wurzelige Pfade, wo die Reifen ansonsten lieber ihren eigenen Weg des kleinsten Widerstands laufen wollen, ist das enorm hilfreich. Der Grund für die Erleichterung ist reine Physik: Je länger der Kraftarm ist, den die Strecke Steuerachse–Lenkergriff beschreibt, ist desto weniger Kraft wird am Lenkerende nötig, um den Reifen zu drehen. Je weniger gekröpft ein Lenker ist, desto mehr sollte man auf ergonomische Griffe setzen: Bei breiten, geraden Lenkern werden die Handgelenke stärker belastet, da Hände und Unterarme nicht in einer Linie liegen. Unsere SUV-E-Bikes haben alle ergonomische Griffe mit mehr oder weniger ausgebildeten Handballenauflagen (Flügelchen).

Am breitesten tritt das Victoria mit 75 Zentimetern Lenkerlänge auf.Foto: Helge TscharnAm breitesten tritt das Victoria mit 75 Zentimetern Lenkerlänge auf.

Fast sind sie mittlerweile zum Standard geworden. Selbst unser Rad mit dem für aufrechtere Sitzposition per se “ergonomischsten” Lenker, das Hohe Acht Amola Tereno, weist diese Griffe auf. Wichtiger Hinweis für Nachrüster: Die Griffe sollten per Schraubbolzen am Lenker geklemmt werden können – denn meist halten einfach aufgesteckte Griffe durch die spezielle Belastung der Handaufagen nicht und sind auch nicht ohne Weiteres einstellbar. Ergo-Griffe hin oder her, bei der Probefahrt sollten Sie in sich hineinhören, ob Sie sich auch eine lange Tour mit dieser Lenkerform vorstellen können.

Passend sitzen und lenken

Von aufrecht holländisch bis sportlich geht die Sitzhaltung in unserer Testauswahl. Das Hohe-Acht-Fully zeigt dabei, dass Geländegängigkeit und eher aufrechte Sitzposition vereinbar sind. Richtig ist: Wer sportlich fahren und die Vorteile eines vollgefederten Rads ausloten will, der braucht dazu eine dynamische Sitzhaltung und auch etwas Gewichtsbelastung des Vorderrads, um dem Stollenreifen seine vollen Führungskräfte zu geben.

Aber das SUV wird nicht durch Vollfederung zum Sportrad, und man kann mit aufrechterer Sitzposition mehr Komfort genießen. Im Endeffekt ist das eine Typfrage und eine Frage danach, wie dynamisch man fahren will. Auch hier sollten Sie sich bei der Probefahrt ehrlich hinterfragen, ob etwa eine MTB-ähnliche gestreckte Sitzposition auf Dauer für Sie wünschenswert ist oder ob Sie lieber (wie gewohnt) aufrecht sitzen und dafür eher gemütlich über holpriges Terrain rollen wollen.

Komfortabel auch auf richtig schlechtem Terrain: Das schaffen vollgefederte Räder.Foto: Helge TscharnKomfortabel auch auf richtig schlechtem Terrain: Das schaffen vollgefederte Räder.


Gepäcktransport im Gelände

Ganz wichtig: Beim Kauf von Gepäcktaschen antesten, wie gut sie zum Träger passen und ob sie schwer beladen bei Erschütterungen etwa auf Schutzblechhalterungen etc. drücken können. Die Tragepunkte der Taschen müssen genau, etwa über verschiebbare Haken, eingestellt werden können. Je schwieriger das Gelände, desto mehr kommt das Fully zu seinem Recht – es lässt sich dort schneller und sicherer bewegen als ein nur frontgefedertes Rad. Am besten ist das Rad dann so aufgebaut, dass der Träger zur gefederten Masse gehört. So werden Komfort und Fahr­sicherheit auch bei Beladung kaum eingeschränkt – das Giant in unserem Test ist ein klassisches Beispiel hierfür.

Durchstieg: Komfort schon vor dem Fahren

Keine Frage: Am komfortabelsten steigt man da auf, wo man den Fuß am wenigsten heben muss. Alle unsere Tiefeinsteiger-Modelle machen es dem Radler leicht. Am leichtesten erstaunlicherweise das Hohe Acht. Um den Wert von rund 40 Zentimetern zu erreichen, hat man das Federbein hinter das Sitzrohr gestellt. Zum einfachen Durchsteigen gehört allerdings nicht nur die Durchstiegshöhe, sondern auch genug Platz für den Fuß, um zwischen Sattelrohr und Unterrohr hindurchzusteigen.

Modellvergleich

  • Hohe Acht Amola Tereno: ca. 40 cm Durchstiegshöhe
  • Victoria Fybron 6: ca. 42 cm Durchstiegshöhe
  • Koga Pace B10: ca. 45 cm Durchstiegshöhe
  • Kalkhoff Entice Advance: ca. 48 cm Durchstiegshöhe

Hinweis: Das Giant Stormguard E+ 3 ist als Tiefeinsteiger nicht erhältlich.

Mit SUV-E-Bikes unterwegs über Stock und Stein

Für viele Menschen kann das SUV eine Art “entschärftes” Mountainbike mit klassischer Gepäckmöglichkeit sein. Das bedeutet Fahrspaß bei niedrigeren Geschwindigkeiten als mit einem Touren- oder Cross-Country-MTB und, je nach Modell, Komfort dabei. Grundsätzlich sollte man sich als Gelände-Anfänger aber an das sprichwörtlich neue Terrain herantasten. Auch wenn Stollenreifen für losen Untergrund gemacht sind: Wunder vollbringen sie nicht. Deshalb: Tasten Sie sich an das Lenkgefühl ihres neuen SUV-E-Bikes auf verschiedenen Untergründen heran. Üben Sie das Bremsen – zunächst mit der Hinterradbremse, sprich: standardmäßig dem rechten Bremsgriff. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, bei wie viel Zug am Hebel das Hinterrad anfängt zu blockieren.

Ein blockierendes Hinterrad ist deutlich einfacher zu beherrschen als ein ausbrechendes Vorderrad. Versuchen Sie das daher nur ganz vorsichtig und mit kurzen Zügen am linken Hebel. Vermeiden Sie noch mehr als auf festem Untergrund das Bremsen in der Kurve – das bedeutet auch, dass Sie vorausschauender fahren sollten, als Sie das vielleicht von der Straße her gewohnt sind. Auf weichem Untergrund kann allerdings auch das Gegenteil passieren: Das Hinterrad kann bei starker Beschleunigung – zumindest, wenn Sie kein Gepäck auf dem Träger transportieren – durchdrehen. Auch wenn sich das alles sehr trocken anhört: Sie werden sehen, dass auch das Herantasten an das Fahren auf losem Untergrund viel Spaß machen kann.

Antrieb und App der getesteten E-Bikes

Praktisch alle Motorensystem-Hersteller bieten heute an, die Antriebe per Handy-App zu individualisieren – etwa Fahrmodi auszusuchen, diese in Sachen Leistungsausbeute zu definieren oder auch deren Charakter festzulegen. Beim Hohe Acht mit der neuen elektronischen Cues-Schaltung kann man außerdem halbautomatisches Schalten einstellen. Man muss sich meist zum besseren Verständnis etwas damit beschäftigen, aber es lohnt sich!

Entspannt vorwärtskommen mit den SUV-E-Bikes aus dem Test

Am besten schafft diesen Spagat, wenn der (Sitz-)Komfort ganz groß sein soll, unser Hohe Acht-SUV. Etwas sportlicher? Dann macht das Giant das Rennen, mit einem deutlichen Einschlag Richtung Mountainbike. Nicht viel weniger sportlich, wenn auch aufgrund der reinen Frontfederung ist das Victoria. Vielleicht der absolute Alleskönner im Test. Das Kalkhoff ist ihm auf dem Feldweg durchaus auf den Fersen.

Detail Hohe Acht: Das Federelement arbeitet mit Gasdruck und ist gut einstellbar.Foto: Georg BleicherDetail Hohe Acht: Das Federelement arbeitet mit Gasdruck und ist gut einstellbar.

Allerdings arbeitet die Suntour-Federgabel mit 75 Millimetern Federweg deutlich weniger effizient als die Fox (100 mm) am Victoria. Außerdem braucht, wie schon angedeutet, der SX-Motor von Bosch eine etwas höhere Trittfrequenz. Doch das geringe Gewicht macht auch jenseits des Asphalts viel aus. Und am flowigen Feldweg macht durchaus auch das Koga Sinn – mehr als dieses Profil braucht’s da bei Trockenheit auch kaum, wenn man sich auf ein etwas vorsichtigeres Kurvenfahren einstellt. Und das SUV-E-Bike überzeugt mit einem sehr harmonischen Lauf, der auch hier zum Tragen kommt.

Gewicht vs. Funktion

SUV-E-Bikes sind immer noch die Schwergewichte unter den E-Bike – Lastenräder einmal ausgenommen. Das müssen sie aber nicht sein, wie unsere Kandidaten von Kalkhoff und Victoria demonstrieren. Wer auf bestimmte Dinge wie ein Plus an Komfort oder die ganz große Reichweite verzichten kann, der hat gleich ein paar Kilogramm weniger zu schleppen. Beim Victoria ist es zusätzlich der Werkstoff Carbon, der für einen leichteren Rahmen sorgt.

Dabei geht es nicht nur um die klassische Kellertreppe: Auch beim Samstagnachmittag-Abenteuer auf dem Waldweg kann es vorkommen, dass man sein Rad mal über einen Baumstamm hieven muss. Wichtige Fragen vor dem Kauf lauten daher: Wie viel Federung brauche ich – reicht eine Federgabel (für gelegentliches Feldweghoppeln) oder brauche ich Vollfederung (um ganze Touren auf verschlungenen, wurzeldurchzogenen MTB-Pfaden zu fahren)? Und brauche ich wirklich die immense Reichweite eines 800-Wattstunden-Akkus, oder reichen “normale” 500 auch?

Diät machen fürs zusätzliche Gesamtgewicht?

Man kann es nicht oft genug vorrechnen: Hat ein Rad 140 Kilo zulässiges Gesamtgewicht, Gepäck von 25 Kilo auf dem Träger und das Rad ein Gewicht von 30 Kilo, darf man mit Bekleidung und Helm gerade einmal 85 Kilogramm auf die Waage bringen. Selbst bei einem stabilen SUV sind also diese Vorgaben manchmal recht eng. Hintergrund: Kommt es, etwa nach einem Unfall durch Materialversagen, zu einer juristischen Auseinandersetzung, kann der Hersteller bzw. Händler Regressforderungen mit Verweis auf das nicht eingehaltene Gesamtgewicht abweisen.

Fahrradreifen: Breiter ist bequemer

Der Komfortzuwachs durch breite Reifen kommt durch den geringeren Luftdruck, mit dem diese gefahren werden können. Grundsätzlich gibt es am E-Bike einen bereits lang anhaltenden Trend zum breiteren Reifen. Gehörten früher an Trekkingbikes die Reifen mit 40 Millimeter Breite schon zu den breiteren, sind wir mittlerweile bei Pneus mit 66 (Giant) und 62 Millimetern (Hohe Acht, Koga) angelangt. Der “schmalste” Reifen ist mit 57 Millimetern Breite am Kalkhoff montiert. Je breiter, mit desto weniger Luftdruck lassen sich die Reifen fahren.

Von aufgeraut bis extra grob: Die Profile unserer Testräder machen den Unterschied.Foto: Helge TscharnVon aufgeraut bis extra grob: Die Profile unserer Testräder machen den Unterschied.

Für den Racing Ralph am Kalkhoff gibt Hersteller Schwalbe eine Luftdruck-Spanne von 1,8 bis 3,7 Bar an. Wie viel es konkret sein soll, hängt vom Untergrund, dem Gewicht des zugepackten Gepäcks, dem des Fahrers oder der Fahrerin, aber auch etwas von deren Vorlieben ab: Je höher der Druck im Pneu, desto unkomfortabler wird er, läuft aber leichter und reagiert direkter auf Lenkbefehle. Umgekehrt ist ein Druck nahe der unteren Grenze zuständig für viel Grip auf losem Untergrund und natürlich viel Komfort. Ab einer gewissen Untergrenze wird allerdings die Lenkung behäbig. Im Normalfall wäre der Reifen für gemischten Einsatz mit etwa 2,5 Bar gut gefüllt.

Fazit zu den SUV-E-Bikes im Test

Ja, unsere SUV-E-Bikes halten tendenziell, was ihr Gattungsname verspricht. Allerdings findet auch in diesem Segment eine Diversifizierung statt – siehe etwa das Kalkhoff Entice Advance mit leichtem Motorensystem und geringem Gesamtgewicht oder die feine Carbonisierung bei Victoria Fybron 6. Die Abgrenzung zum Tourer und zum leichten Allrounder lösen sich auf, und wohl auch langsam die zum Mountainbike. Mehr als noch bei anderen Radtypen raten wir vor dem Kauf zur Definition des Einsatzzwecks – und zum Ausprobieren im jeweiligen Einsatzbereich. Am besten mit Gepäck – und Tragetests …

Alle SUV-E-Bikes im Vergleich

Alle Einzeltnoten der SUV-E-Bikes in der Übersicht.Foto: MYBIKEAlle Einzeltnoten der SUV-E-Bikes in der Übersicht.

Nicht aufgeführt ist die Kategorie Service – 5 % Anteil, Unterschiede in den Betriebsanleitungen verändern die Endnote nicht. Längere Garantien sind bei allen fünf Herstellern für die getesteten Modelle möglich.

* Die Reichweitenangabe bezieht sich auf den mittleren Unterstützungsmodus oder “Tour”-Modus bei aktivem Fahrstil und Gelände mit geringen Steigungen. Beim Kalkhoff wurde von einer höheren aktiven Trittfrequenzen ausgegangen. Es sind bei allen Rädern Näherungswerte, die bei verschiedenen Fahrern und Bedingungen deutlich anders ausfallen.

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