Ist das noch ein Trekkingbike? Das Merida eFloat CC mit Stollenreifen, langer Gabel und dynamischer Rahmen-Gestaltung holt sich unübersehbar Inspiration im Mountainbike-Bereich. Kein Wunder: Schließlich setzt Merida seit Jahren einen Fokus auf die betont sportlichen Offroad-Produkte.
Doch man darf sich nicht täuschen lassen. Das eFloat hat auch viele echte Trekking-Features. So bietet es sogar eine Montagemöglichkeit für einen Front-Träger vor dem Steuerrohr und hat sogar ein praktisches Rahmenschloss. An modernen Trekking-E-Bikes keine Selbstverständlichkeit mehr.
Damit der MTB-inspirierte Rahmen den Fahrer nicht in eine zu sportliche Sitzposition bringt, setzt Merida auf einen hohen Vorbau. Eine praktische höhenverstellbare Variosattelstütze ab Werk kennt man vom MTB. Die sogenannte Tele-Stütze kann auch beim Tourenbike eine willkommene Hilfe sein. Der Gepäckträger kommt ab Werk mit praktischer Dreipunkt-Aufnahme. Wer klassische Taschen verwenden will, kann die Dreipunkt-Parts einfach abschrauben. Das wirkt sehr durchdacht.
Power satt bei idealer Modulation und hoher Dynamik: Der neue Bosch Performance Line CX setzt Maßstäbe in der 85-Newtonmeter-Klasse und bringt auch dem Merida einen leisen und betont kräftigen Vortrieb. Zudem haushaltet der CX erfahrungsgemäß gut mit seinem Akku. Mit satten 800 Wattstunden im Unterrohr des Merida sind also auch richtig lange Touren drin.
Schön: Geht’s mal leicht bergab begeistert der Bosch-Motor mit extrem geringem Tretwiderstand auch über 25 km/h. Beim Display setzt Merida auf die minimalistische All-In-One-Lösung Purion 200. Die ist schick und sitzt kompakt am Lenker und liefert viele Daten. Eine Navigations-Funktion bietet der Mini-Screen aber nicht.
Mit Tele-Stütze, Gepäckträger mit Dreipunkt-System, Front-Träger-Option und soliden Schutzblechen ist die Ausstattung des Merida sehr vielseitig. Allerdings hat das nicht nur Vorteile. Das Rad ist mit über 29 Kilogramm selbst für ein SUV-E-Bike ziemlich schwer und lässt sich nur widerwillig rangieren oder gar heben. Die vielen Features und die hochwertige Beleuchtung kosten in Summe viel Geld, das nicht mehr in die sonstige Ausstattung investiert werden kann. So fallen Bremsen, Sattel und Griffe etwas schlicht aus.
Wie sich das Mini-SUV von Merida fährt? Zunächst ein kleiner Ausflug ins Gelände: Hier punkten die griffigen Maxxis-Reifen. Die simple Federgabel spricht aber nur unwillig an, die Bremsen beißen mäßig zu. Ein echtes Gelände-Ass darf man also nicht erwarten.
Besser, man hält sich mit dem eFloat CC an weniger steile und eher zahme Wege. Hier zeigt das Merida wegen der langen Geometrie eine hohe Laufruhe, ist im Stadtverkehr und in engen Kurven aber spürbar weniger handlich als klassische Trekkingbikes. Spätestens hier fallen auch die wenig komfortablen Griffe und der breite Lenker mit wenig Rückbiegung auf.
Der solide Rahmen wirkt im Heck sehr steif und reicht Schläge von Schlaglöchern oder Bordsteinkanten etwas hart an den Fahrer durch. Auf großen Touren könnte man am Purion-Display die Navigationsfunktion vermissen. Als unkompliziertes Rad im Alltagseinsatz macht sich das Merida aber ganz gut, wenn man sich an das etwas trägere Handling gewöhnt hat.
Der Gepäckträger mit Federspange meistert auch größere Lasten souverän, der große Akku sorgt selbst mit Beladung für eine hohe Reichweite. Der Scheinwerfer der Marke Lezyne leuchtet dunkle Feldwege ordentlich aus und wirkt schick verarbeitet. Die höhenverstellbare Tele-Stütze bringt Komfort bei jedem Ampel-Stopp.
Das Merida eFloat CC bringt gute Anlagen mit und sichert sich mit dem hochwertigen E-Antriebssystem, gutem Gepäcktransport und Schutzblechen einige Punkte. Leider sitzt unser Testrad etwas zwischen den Stühlen. Für Geländeausritte sind Gabel und Bremsen zu schlicht, im Trekkingbereich punkten andere Räder mit mehr Komfort und intuitiverem Handling. Jammern auf hohem Niveau, im Test schlägt sich das Merida immer noch ordentlich. - Adrian Kaether, Testleiter MYBIKE