Ein Mountainbike als Tiefeinsteiger? Das überrascht, doch die Schweinfurter setzen ihr Konzept mit bemerkenswerter Konsequenz um. Das Haibike ist ganz klar ein Sportgerät und kein Trekking-Fully mit Gelände-Anstrich. Man sitzt etwas Vorderrad-orientiert, wie bei einem modernen Mountainbike. Das bringt Gewicht auf die Front und verbessert Kontrolle und Lenkung, geht aber etwas zulasten des Tourenkomforts. Gleiches gilt für den breiten Lenker.
Die Heckfederung könnte bei kleinen Unebenheiten zwar etwas sensibler ansprechen, ansonsten macht das Fahrwerk aber einen guten Job. Auch größere Hindernisse im Gelände werden effektiv geschluckt. Ganz sicher: So viel Mountainbike steckte noch nie in einem Tiefeinsteiger. Da ist es nur konsequent, dass Haibike das Rad auch als Alltrail ohne Schutzbleche und Gepäckträger anbietet. Die Durchstiegshöhe kommt übrigens nicht ganz auf das Niveau klassischer Wave-Rahmen. Ein Vorteil ist sie trotzdem, gerade wenn man plötzlich vom Rad muss.
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Schwächen hat das Haibike auch, aber die betreffen ausschließlich Details. Für den Alltag ist der Lenker sehr breit und die Sitzposition grenzwertig unkomfortabel. Der Gepäckträger verwindet sich bei Beladung zu stark und beeinträchtigt die Fahrsicherheit. Größtes Problem: Die viel zu geringe Reifenfreiheit an den Schutzblechen. So wird das Fahren mit dem Haibike von ständigem Klackern kleiner Steinchen untermalt. Auf unserer Bergtour blieben die Streben des Schutzblechs nach einigen größeren Schlägen sogar ganz im Profil des Reifens hängen. Hier sollte Haibike nachbessern und dabei auch gleich einen leisen Seitenständer und ein etwas helleres Frontlicht spendieren. Mit Blick auf die Ausstattung der Konkurrenz sollte das auch ohne Preiserhöhung noch drin sein. Uneingeschränktes Lob gibt’s dagegen für den tollen Bosch-Motor mit Kiox-Display und den neuen Riesen-Akku für maximale Reichweite.
Das Haibike ist auch als Tiefeinsteiger ein tolles E-SUV mit klaren Anleihen bei sportlichen Mountainbikes. Schade, dass die SUV-Parts – Schutzbleche, Seitenständer und Gepäckträger – noch so wenig ausgereift sind. Sonst wäre mit dem guten Konzept noch deutlich mehr möglich gewesen. - Barbara Merz-Weigandt, Chefredakteurin MYBIKE