Adrian Kaether
· 28.09.2025
SUVs sind voll im Trend. Das konnten wir schon bei unserem Test klassischer Trekkingräder mit dem neuen CX-Motor Anfang 2025 feststellen. Und auch vollgefederte Räder - einst echte Exoten bei den Touren-E-Bikes - sprechen ein immer breiteres Publikum an. Mit dem Pathlite:On sucht Canyon den Ausgleich zwischen den beiden Kategorien. Beim neuen SUV-Bike der Koblenzer sollen eine lange Federgabel und eine gefederte Tele-Stütze maximalen Komfort bringen, ohne gleichzeitig auf die technisch deutlich komplexere und teurere Vollfederung zurückgreifen zu müssen. Ein klassisches Trekkingrad also, aber dank leichter Stollenreifen gewürzt mit einer großen Prise Abenteuer.
Wer noch den Vorgänger kennt (hier im Test), der sieht schon beim Blick auf die Fakten, dass sich einiges getan hat bei Canyons Pathlite:On. Das neue Rad kommt wesentlich geradliniger daher und hat fast zwei Kilo abgespeckt. Das extravagante tief gezogene Unterrohr ist einer klassischen Konstruktion gewichten und der Akku ist leichter zu entnehmen. Dabei haben die Koblenzer gleichzeitig auch noch den Preis um 200 Euro reduziert, trotz nach wie vor umfangreicher und hochwertiger Ausstattung.
Die wichtigste Neuerung ist natürlich der neue Bosch CX Motor (hier im Test), den man je nach Vorlieben mit 600 oder 800 Wattstunden im Unterrohr kombinieren kann. Wir haben das Rad mit 600 Wattstunden für 200 Euro weniger getestet, die Reichweite von rund 75 Kilometern ist ohnehin für die meisten Einsätze ausreichend. Der neue Bosch-Motor schiebt wie gewohnt kräftig und leise an und entkoppelt über 25 km/h angenehm. Wer will, kann dem Schwaben-Antrieb mittlerweile per Firmware noch mehr Leistung verpassen: Bis zu 750 Watt und 100 Nm sind maximal möglich. Das Purion-Display zeigt die wichtigsten Infos zur Fahrt an. Als Navi kann man ein Handy benutzen, dass per SP-Connect-Schnittstelle auf dem Vorbau Platz findet.
Typisch Canyon: Die Sitzposition auf dem Pathlite:On ist trotz Komfort-Fokus leicht sportlich angehaucht. Über einen verstellbaren Vorbau kann sie aber feinjustiert werden. Wir haben den Vorbau in einer tiefen Stellung belassen und so ein leicht manövrierbares Rad erlebt, dass sowohl in der Stadt wie auch auf längeren Ausfahrten eine gute Figur macht. Für ein ausgewachsenes E-SUV fährt sich das Canyon lebendig, das Gewicht von über 25 Kilogramm ist beim Fahren nie unangenehm spürbar. Hier dürfte dem Canyon auch die kleine Laufradgröße von 27,5 Zoll und die moderate Lenkerbreite von 680 Millimetern zugute kommen. Moderne E-SUVs haben häufig wesentlich breitere Mountainbike-Lenker und fahren sich dann spürbar sperriger.
Ebenfalls gut schlägt sich das Canyon beim Thema Komfort. Die Flügelgriffe von Ergon sind bewährt, die einfache aber gut einstellbare Suntour-Federgabel entschärft größere Schläge souverän. Eine Federung hinten hat das Rad nicht, die breiten SUV-Reifen und die Tele-Stütze mit Federfunktion halten Schläge im Sitzen aber effektiv vom Fahrer fern. So kann man auch lässig über schlechte Straßen oder raue Schotterpisten rumpeln. Erst auf echten Trails mit größeren Wurzeln oder Steinen kommt das Canyon ans Limit.
Kleiner Kritikpunkt: Die Gangwechsel der XT-Schaltung auf der Sunrace-Kassette laufen nicht ganz so harmonisch wie von Original-Shimano-Hardware gewohnt und der breite Sattel ist zu weich und sitzt sich schnell durch. Sonst kann man dem Canyon aber kaum einen Vorwurf machen. Der Gepäckträger mit MIK-Standard trägt 27 Kilo und ist mit Ortliebs Schnellverschlusssystem kompatibel. Praktische Expander-Bänder ersetzen die klassische Federklappe und können bei Bedarf leicht abgenommen werden. Die sonstige Ausstattung ist ebenfalls gelungen, von den überbreiten Schutzblechen, bis hin zur Magura-Bremse mit vier Kolben vorne. Die Beleuchtung von Supernova mit Fernlicht vorne und Bremslichtfunktion hinten ist ein klares Highlight und überdurchschnittlich hell, erst recht für diese Preisklasse.
Mit dem Pathlite:On 8 liefert Canyon ein richtig rundes Paket ab. Gute Fahreigenschaften, hoher Komfort, durchdachte Details - selbst die Ausstattung ist richtig gut. Ohne Vollfederung kein Gelände-Spezialist, dafür bleiben auch für unter 4000 Euro kaum noch Wünsche offen. - Barbara Merz-Weigandt, Chefredakteurin MYBIKE