Rennradtypen im VergleichMit welchem Bike fahr ich am besten?

Jens Klötzer

 · 05.03.2025

Rennrad-Kaufberatung: Welcher Typ passt zu mir?
Foto: Wolfgang Papp
Bei der heutigen Vielzahl an Rennradtypen und Angeboten ist es nicht leicht, das perfekte Modell zu finden. Gut informiert zu sein, ist daher entscheidend: In dieser Rennrad-Kaufberatung erläutern wir die wichtigsten Kategorien, stellen Beispiele vor und bieten Entscheidungshilfen auf dem Weg zum deinem idealen Rennrad.

Der Blick in einen gut sortierten Fahrradladen oder Online-Shop kann für Rennrad-Neulinge durchaus einschüchternd sein. Eine schier endlose Vielfalt an Modellen, Marken und Ausstattungsvarianten präsentiert sich interessierten Käufern. Von schnittig geformten Carbonrahmen über robuste Aluminiummodelle bis hin zu klassischen Stahlrennern ist alles vertreten. Gut, zumindest an den Reifen lässt sich heute grob die Ausrichtung eines Rennrads erkennen, denn mit ihren voluminösen Stollenpneus heben sich geländetaugliche Gravelbikes sichtbar vom straßenorientierten Rennrad ab.

Doch darüber hinaus kommt es auf viele kaum sichtbare Details an, ob ein Rad perfekt zu den eigenen Ansprüchen passt oder nicht. Dabei gilt: Es muss fast kein Wunsch unerfüllt bleiben, denn die Industrie hat sich für fast alle erdenklichen Szenarien passende Produkte ausgedacht. Das führt allerdings zur angesprochenen Fülle, die ebenso beeindruckend wie verwirrend sein kann, gerade für Einsteiger.

Zwischen dem klassischen Straßenrenner und dem Abenteuer-Geländeflitzer gibt es eine Vielzahl an Unter- und Zwischenkategorien, die optimal auf bestimmte Fahrertypen oder Nutzungsarten abgestimmt sein sollen, und nicht immer erklären sich ihre Bezeichnungen von selbst. Vom Einsatzzweck über die Komponenten bis hin zur richtigen Passform und Rahmengröße gibt es vieles zu beachten, damit die Kaufentscheidung nicht zum frustrierenden Fehler wird.

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In unserem Guide zum passenden Rennrad ordnen wir die gängigen Kategorien ein und beschreiben, was sie ausmacht. Außerdem geben wir Tipps zu den wichtigsten Fragen rund um die Kaufentscheidung. Die obligatorische Probefahrt kann das zwar nicht ersetzen, denn bei einem neuen Rennrad sollten Sie auch auf ein gutes Bauchgefühl vertrauen. Eine gute Vorbereitung allerdings schadet nicht.



Rennradtypen im Vergleich: Die wichtigsten Infos zu den verschiedenen Modellen

Triathlonbikes

Spezialisten im Kampf gegen die Uhr. Der Liegelenker braucht Übung, die Sitzposition Training: Für Freizeitsportler ist diese Gattung höchstens zur Teilnahme an Triathlons oder für die Spezialisierung auf Hobby-Zeitfahren interessant. Gute Aerodynamik ist oberste Prämisse, wenig Gewicht und viel Komfort sind untergeordnete Kriterien. Wegen der hohen Entwicklungskosten, geringen Stückzahlen und seltenen Komponenten oft verhältnismäßig teuer. Nur bei sehr breit aufgestellten großen Herstellern gibt es auch Angebote in mittleren Preisklassen, das heißt, ab etwa 5000 Euro.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Triathlon-BikesFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Triathlon-Bikes

Beispielrad: Das Canyon Speedmax CF

Canyon Speedmax CFFoto: CanyonCanyon Speedmax CF

Als einer der wenigen bietet Canyon auch erschwingliche Triathlon-Bikes; los geht’s bei 4200 Euro, für wenig mehr schon inklusive schneller Aero-Laufräder. Das Rad verfügt – wie viele Triathlon-Räder – über ein Trinksystem mit Schlauch sowie ein Staufach fürs Pannen-Set, die den Rahmen noch aerodynamischer machen sollen, aber nur bei Triathlon-Wettkämpfen erlaubt sind.

Alternativen: Cube Aerium, Scott Plasma, Giant Trinity

Rennradtypen: Aero-Rennrad

Straßenrenner für flache bis hügelige Strecken. Die Sitzposition ist betont gestreckt, die Übersetzungen sind eng abgestuft und selten bergtauglich. Systemintegration ist verbreitet: Lenker-Vorbau-Kombis und aerodynamische Sattelstützen sind Standard. Der Fokus beim Rahmen liegt auf bester Aerodynamik, weshalb konsequente Modelle schwerer sind als Allrounder und sich relativ hart fahren. Der Trend geht zu vielseitigen Konstruktionen, die alle Kriterien gut bedienen können (z. B. Giant Propel, Canyon Aeroad, Scott Foil) und deshalb nicht nur bei Profi-Rennfahrern erste und einzige Wahl aus dem Portfolio sind.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Aero-RennrädernFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Aero-Rennrädern

Beispielrad: Das Cervélo S5

Cervélo S5 | Lease a BikeFoto: Team VismaCervélo S5 | Lease a Bike

Das meistgenutzte Modell der Profis um Wout van Aert und Jonas Vingegaard – mit Gewichtstuning mitunter auch für hügelige Etappen. Kein Wunder, denn es gehört aerodynamisch zu den schnellsten Rädern im Profizirkus. Mit dem speziellen Lenker, schwerem und nicht maximal fahrstabilem Rahmen und kaum Federkomfort müssen für die letzten Watt an Speed jedoch Kompromisse in Kauf genommen werden. Ebenso beim Preis: Die günstigste Version mit Shimano Ultegra kostet bereits 10.000 Euro.

Alternativen: Storck Aerfast.5, Simplon Pride, Canyon Aeroad, Bianchi Oltre RC


Rennradtypen im Vergleich: Wichtig sind die Reifen

Die erste Frage, die Sie sich beim Radkauf stellen sollten: Wo will ich damit überwiegend fahren? Ein wesentlicher Unterschied zwischen den Kategorien ist die Reifenbreite, die auf den Untergrund abgestimmt ist: Für Wettkämpfe auf guten Straßen haben sich 28 Millimeter etabliert; für Touren 30 bis 32 Millimeter. Damit lassen sich schon glatte Feldwege unter die Räder nehmen. Mit noch breiteren Reifen, ab ca. 40 Millimeter auch mit ausgeprägtem Profil, wird das Rad geländetauglich. In gewissen Grenzen lässt sich ein Rad mit anderen Reifen an andere Gegebenheiten anpassen; entscheidend ist, was durch Rahmen und Gabel passt. Allerdings verändert sich mit stark variierender Reifenbreite auch das Fahrverhalten. Die Reifen der hier vorgestellten Rad-Kategorien werden von Seite zu Seite tendenziell immer breiter.


Rennradtypen: Wettkampf-Allrounder

Symbiose aus Leichtbau- und Aero-Rennrad: Weil die Konzeption verschiedener Modelle für unterschiedliche Streckenprofile kompliziert ist und mitunter (im Profisport) zu Fehlentscheidungen führt, setzen einige Hersteller auf nur noch ein Modell für alle (Wettkampf-)Ansprüche. Das soll gute Aerodynamik und geringes Gewicht möglichst gut ausbalancieren, dazu komfortabel sein. Technisch liegen die Allrounder oft näher an der Aero- als an der Leichtbau-Kategorie, wiegen (als Top-Version) aber unter sieben Kilogramm. Auch manche dezidierte Aero-Räder erfüllen diese Ansprüche vergleichbar gut.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Wettkampf-AllroundernFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Wettkampf-Allroundern

Beispielrad: Das Specialized Tarmac

Specialized TarmacFoto: Matthias BorchersSpecialized Tarmac

Wie kaum ein anderes Rad verkörpert das Specialized Tarmac den Spagat zwischen Aerodynamik und Leichtbau. Es ist leicht genug, um rennfertig punktgenau bei 6,8 Kilogramm zu landen – dem Mindestgewicht für Rennräder nach UCI-Reglement. An dieser Grenze reizten die Entwickler die Aerodynamik aus; nach TOUR-Messungen kann es mit vielen Aero-Boliden anderer Hersteller mithalten. In unserem Benotungssystem gehört es aktuell in der teuersten Variante zu den besten Allroundern.

Rennradtypen: Wettkampf-Leichtbau

Das Rad für sportliche Kletterspezialisten. Rahmen und Komponenten sind auf möglichst geringes Gewicht getrimmt. Meist bieten die Räder auch deutlich besseren Komfort als das Aero-Modell des gleichen Herstellers. Die Geometrien ergeben eine minimal weniger gestreckte Sitzposition, das Fahrverhalten ist etwas wendiger oder nervöser. Gute Aerodynamik ist nachrangig, aber nicht unwichtig: Fast ausnahmslos bieten die Räder auch angedeutete Aero-Profile, in den teureren Varianten auch hohe Carbonfelgen und windschnittige Lenkereinheiten.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Wettkampf-Leichtbau-RädernFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Wettkampf-Leichtbau-Rädern

Beispielrad: Das Scott Addict RC

Scott Addict RCFoto: Matthias BorchersScott Addict RC

Brandneu und schon ein Meilenstein: Das Scott Addict RC ist das leichteste derzeit erhältliche Serienrad, in der Top-Version wiegt es atemberaubende 5,9 Kilogramm. Dafür werden knapp 13.000 Euro fällig. In günstigeren Varianten wird das Rad schwerer, sticht aber die meisten vergleichbar kalkulierten Konkurrenten beim Gesamtgewicht aus >> hier erhältlich.

Alternativen: Giant TCR, Cervélo R5, Canyon Ultimate, BMC Teammachine SLR


Sitzposition und Geometrie

Der Einsatzzweck bestimmt Sitzposition und Fahrverhalten eines Rades. Räder für Wettkämpfe haben tendenziell eine gestreckte, aerodynamische Sitzposition mit tiefem Lenker. Auf tourentauglichen Exemplaren sitzt es sich etwas entspannter, also aufrechter. Nicht immer passt das zu den eigenen Körpermaßen: Langbeiner können auch auf Endurance-Rennern sportlich sitzen, für Sitzriesen kann eine Race-Geometrie bequem sein. Das klassische Straßenrennrad zeigt außerdem ein sehr wendiges Fahrverhalten, es reagiert sensibel auf Lenkbefehle, was Übung erfordert. Endurance-Renner laufen ruhiger geradeaus, Gravelbikes sogar sehr ausgeprägt, um sicher im Gelände fahren zu können.


Rennradtypen: Endurance-Rennrad

Die beliebteste Kategorie für Hobbyradsportler: Die Übersetzungen sind tourentauglich, die Reifen breiter, der Federkomfort höher und die Sitzposition entspannter als auf den Rennboliden. Die Streuung der Geometrien ist breit: Vereinzelt gibt es rennmäßige Modelle, andere fallen extrem aufrecht aus. Eine vergleichsweise aufrechte Position und viel Federkomfort eint aber führende Vertreter. Aero-Features spielen kaum eine Rolle, Systemintegration bei hochpreisigen Modellen schon, in der Regel sind die Räder aber wartungsfreundlicher als Rennmaschinen. Mit mindestens 30 Millimeter breiten Reifen sind die Räder für schlechte Straßen gewappnet, moderne Exemplare bieten Platz für Gelände-Pneus, die Grenze zu Allroadbikes verschwimmt. Viele Modelle bieten Befestigungsmöglichkeiten für Schutzbleche oder kleine Taschen.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Endurance-RennrädernFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Endurance-Rennrädern

Beispielrad: Das Giant Defy

Giant DefyFoto: Matthias BorchersGiant Defy

Der Klassiker des weltgrößten Herstellers zeigt in der mittlerweile fünften Generation, wo die Reise bei Langstreckenrädern hingeht: Die enorme Reifenfreiheit von bis zu 38 Millimetern, die auch den Einsatz im leichten Gelände zulässt, ist noch nicht überall Standard, nimmt aber auch bei den Konkurrenten zu. Aufnahmen für Schutzbleche bietet das Giant Defy ebenfalls. Wie das Publikum ist das Angebot breit gestreut: Zwischen 2900 und 12.000 Euro gibt es den Komfort-Renner für alle Ansprüche >> hier erhältlich.

Alternativen: Canyon Endurace, Specialized Roubaix, Trek Domane

Rennradtypen: Allroadbike

Wie der Name suggeriert, sollen die Rennräder für alle Straßen taugen, also auch unbefestigte Wege. Die Kategorie ist am wenigsten klar definiert, die Modelle changieren zwischen Endurance- und Gravelbike. Die Reifenbreite beträgt zwischen 32 und 40 Millimetern, die Reifen sind meist wenig bis gar nicht profiliert, lassen also noch viel Speed auf geteerten Straßen zu. Hinzu kommen sehr kleine Übersetzungen und meist eine langstreckentaugliche Sitzposition. Damit fallen auch viele aktuelle Endurance-Bikes in diese Kategorie, weil sie meist breitere Reifen zulassen. Spezialisierte Modelle bieten einen etwas längeren Radstand und sicheren Geradeauslauf, sie fahren sich weniger wendig als ein Straßenrennrad. Sonst stehen sie dem Endurance-Rennrad sehr nahe: Schutzblech- und Taschenösen bieten die meisten Modelle.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von AllroadbikesFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Allroadbikes

Beispielrad: Das BMC Roadmachine X

BMC Roadmachine XFoto: Matthias BorchersBMC Roadmachine X

Wie eng verwandt Endurance- und Allroadbike sind, beweist der Schweizer Hersteller BMC: Die Roadmachine X ist lediglich ein Ableger des gleichnamigen Endurance-Modells mit angepasster Ausstattung. Mit breiteren Reifen (34 Millimeter) und Einfach-Antrieb mutiert es vom reinen Straßenrad zum vielseitigen Alleskönner, der auch mal einen steilen Schotteranstieg unter die Räder nehmen kann. Dabei lässt sich das wendige Rad aber noch relativ zackig ums Eck bewegen – spezialisierte Allroad-Modelle zeichnet ein besserer Geradeauslauf aus.

Alternativen: Ridley Grifn, Giant Contend AR, Rose Blend


Unterschiedliche Übersetzungen

Je nach Kategorie ist auch das Getriebe an Bedürfnisse und Anforderungen angepasst. Während Rennmaschinen etwas größer übersetzt sind und leichte Berggänge oft fehlen, lassen Endurance-Bikes etwas weniger Maximalspeed zu. Dafür sind die kleinen Gänge leichter übersetzt und erlauben es auch weniger gut trainierten Fahrern, lange und steile Anstiege mit Spaß zu erklimmen. Kettenblatt- und Ritzelgrößen können mit wenig Aufwand angepasst werden. Als Faustregel gilt: Eine 1:1-Übersetzung sollte es für Hobbyfahrer im kleinsten Gang sein, besser ist eine leichte Untersetzung. Deutlich zu den leichten Gängen verschoben ist das Spektrum bei Gravelbikes, weil das Geschwindigkeitsniveau auf Schotter niedriger ist. Hier sind Untersetzungen die Regel, dafür fehlen Gänge, die das Mittreten ab 40 km/h noch erlauben.


Rennradtypen: Gravelbike

Das typische Gravelbike erweitert die Möglichkeiten des Endurance-Renners – mit deutlich breiteren Reifen, um Komfort und Grip im Gelände zu verbessern. Um 40 Millimeter Reifenbreite haben sich etabliert, bei neuen Modellen geht der Trend zu 45 Millimetern. Wie auf dem Endurance-Renner sitzt man eher gemütlich, gut gemachte Modelle bieten viel Federkomfort. Die Getriebe bringen auch Einsteiger über die Berge, deutliche Untersetzungen sind die Regel. Unkomplizierte Ein-Kettenblatt-Antriebe sind verbreitet. Häufig finden sich Befestigungspunkte für Schutzbleche und Gepäck, mitunter auch kleine Staufächer im Rahmen. Dass Gravelbikes als Einsteigerräder beliebt sind, zeigt sich im Preisgefüge: Ab rund 1000 Euro ist bei Markenherstellern ein Einstieg möglich, Räder im fünfstelligen Bereich sind dagegen selten.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von GravelbikesFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Gravelbikes

Beispielrad: Das Cube Nuroad C:62

Cube Nuroad C:62Foto: Cube / Lars ScharlCube Nuroad C:62

Das Cube Nuroad gehört zu den beliebtesten Gravelbikes hierzulande. Kein Wunder: Das Modell gibt es in vielen Ausstattungen und es bietet viel fürs Geld. In seiner Ausrichtung bedient es viele Ansprüche: Die Sitzposition ist noch sportlich, aber nicht zu gestreckt; das Fahrverhalten mit solidem Geradeauslauf sicher, aber nicht langweilig. Mit Ösen für Schutzbleche, Gepäckträger und Seitenständer sowie einem Kabelkanal für ein Dynamolicht ist es zudem betont vielseitig. Und günstig dazu: Schon für 1999 Euro bekommt man ein solides Gravelbike mit Carbonrahmen >> z.B. bei Liquid Life oder Fahrrad XXL erhältlich.

Rennradtypen: Cyclocross

Die einst sehr populäre Gattung rutschte mit dem Aufkommen des Gravelbikes in die Nische, heute ist sie ausschließlich ein Thema für Wettkämpfe. Den klassischen Crosser unterscheidet vom Gravelbike die gestreckte, rennmäßige Sitzposition, das extrem kurvenfreudige Fahrverhalten und der hohe Schwerpunkt mit erhöhtem Tretlager. Die Reifen sind per Reglement auf höchstens 33 Millimeter Breite beschränkt, aber für weiche Untergründe meist stark profiliert. Schmal ist auch das Übersetzungsband, das dafür eng abgestuft ist – leichte Berggänge und schnelle Übersetzungen fehlen. Auch der Rahmen ist kompromisslos für mit Hindernissen gespickte Rundkurs-Rennen vorbereitet: Ösen für Schutzbleche gibt es nicht, dafür abgeflachte Oberrohre, damit sich das Rad gut schultern lässt.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Cyclocross-BikesFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Cyclocross-Bikes

Beispielrad: Das Stevens Prestige

Stevens PrestigeFoto: StevensStevens Prestige

Die Hamburger Marke ist eng mit dem Cross-Sport verbunden und eine der wenigen, die überhaupt noch Crossräder nach klassischem Vorbild baut. Manch namhafter Konkurrent ist mangels Nachfrage dazu übergegangen, nur noch ein Race-Gravelbike zu bauen und dieses auch als Crossrad anzubieten, was mit Kompromissen behaftet ist. Das Super Prestige ist vom alten Schlag: kurz, wendig und eine Freude für Enthusiasten, dabei nicht übertrieben teuer: Zwischen 3299 und 4399 Euro kostet die Maschine.

Alternativen: Canyon Inflite, Trek Crockett, Giant TCX, Cervélo R5-CX


Integrierte Bauteile

Klar: Eine aerodynamische Sattelstütze und eine schnittige Lenkereinheit aus Carbon sehen super aus, wie bei den Profis eben. Doch die integrierten Bauteile lassen sich oft nicht gegen andere Produkte austauschen, einteilige Lenker-Vorbau-Kombis kaum an die eigenen Bedürfnisse anpassen. Wer seine Position genau kennt und viel Wert auf technische Performance legt, findet in den rennorientierten Kategorien fast durchgängig integrierte Bauteile. Wer sich noch ans Rennradfahren herantastet und später seine Position nachjustieren will, sollte auf solche Systeme verzichten. Die tourentauglichen Radkategorien, vor allem Endurance-Räder und Gravelbikes, bieten meist klassisch geklemmte Lenker, die sich leichter verstellen oder austauschen lassen.


Rennradtypen: Race-Gravelbike

Die Popularität des Gravelbikes bringt auch eine neue Sportdisziplin hervor: Inzwischen sind Gravelrennen – vergleichsweise lange Distanzen auf Schotterpisten – prominent besetzte Publikumsmagnete. Die spezialisierten Bikes verkörpern High-End-Technik, übersetzt ins Gelände: Ihre Sitzposition ist vergleichbar mit der eines Wettkampfrennrades. Leichtbau und Aerodynamik spielen ebenso eine Rolle wie hoher Komfort. Die Übersetzungen sind meist straffer, es dominieren Ein-Kettenblatt-Antriebe. Das Fahrverhalten betont den Geradeauslauf, einzelne Modelle wie das Specialized Crux oder Cannondale SuperX versuchen den Spagat zum Crosser. Schutzblech- oder Gepäckösen findet man selten oder gar nicht. Preiswert sind die Modelle nicht, die Spanne reicht von mindestens 4000 bis weit über 10.000 Euro.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Race-GravelbikesFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von Race-Gravelbikes

Beispielrad: Das Rose Backroad FF

Rose Backroad FFFoto: Matthias BorchersRose Backroad FF

Das Rose Backroad FF ergänzt seit vergangenem Jahr das Gelände-Portfolio der Bocholter und bildet den sportlichen Pol. Das Rahmen-Set mit der Silhouette eines Wettkampfrenners, Aero-Felgen aus Carbon und die integrierte Lenkereinheit nehmen Bezug auf den Straßen-Rennsport. Im Vergleich zu seinen Konkurrenten ist das Backroad FF dafür bemerkenswert günstig: Das acht Kilo leichte Top-Modell mit Sram Force AXS kostet knapp 5000 Euro >> hier erhältlich.

Alternativen: BMC Kaius, Cannondale SuperX, Factor Ostro Gravel, Scott Addict Gravel, Specialized Crux

Rennradtypen: Adventure | Bikepacking

Die Diversifizierung des Gravelbikes führt auch noch tiefer ins Gelände. Die Grenzen zum Allround-Gravelbike sind fließend, dennoch setzen sich einige Modelle so deutlich ab, sie eine eigene Kategorie für besonders abenteuerlustige Gravelbikes eröffnen. Die Reifen werden noch breiter, mitunter lassen solche Räder mehr als 50 Millimeter breite Mountainbike-Reifen zu. Teilweise werden dafür kleinere Laufräder mit 27,5 Zoll verbaut. Die Geometrien liegen näher am Mountainbike als am Rennrad; mit langem Radstand, flachem Lenkwinkel und breiten Lenkern vermitteln sie auch auf verblockten Trails viel Fahrsicherheit. Hinzu kommen teilweise Federgabeln, minimalistische Hinterbaufederungen oder versenkbare Sattelstützen. Auch die Antriebe und Übersetzungen kommen meist aus dem Mountainbike-Regal.

Infos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von abenteuerlustigen GravelbikesFoto: TOURInfos zu Einsatzbereich, Untergrund und Sitzposition von abenteuerlustigen Gravelbikes

Beispielrad: Das Wilier Adlar

Wilier AdlarFoto: Wilier / Marco PeruzzoWilier Adlar

Einen wahren Packesel unter den Geländerennrädern führen die Italiener von Wilier im Programm. Das Wilier Adlar kommt inklusive Gepäckträgern vorne wie hinten, die sich jeweils mit bis zu 35 Kilogramm beladen lassen. Bei Sitzposition und Fahrverhalten entfernt sich die Konstruktion weit vom klassischen Rennrad: Sehr aufrecht und mit extrem breitem Lenker ist eine sportliche Gangart kaum noch möglich, gemütliches Reisen geht dafür umso besser. Auch schwer beladen läuft das Rad im Gelände stur geradeaus, was am extrem langen Radstand und dem sehr flachen Lenkwinkel liegt.

Alternativen: BMC URS, YT Szepter


Zusätzliche Features

Für lange Regenfahrten Schutzbleche ans Rad montieren zu können, ist vorteilhaft; für Radreisen Gepäckträger oder eine Lichtanlage anbringen zu können, schadet auch nicht. Ersatzschlauch und Mini-Tool dauerhaft in einem Rahmenfach zu verstecken, spart Platz in Taschen. Es gibt unter Endurance- und Gravelbikes viele Modelle, die solche zusätzlichen Features bieten. Bei Wettkampfrädern sind solche Aufrüstungen mit viel Improvisation und Bastelei verbunden. Stören werden solche Gimmicks dagegen selten, wenn sie nicht benutzt werden.

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