Auch Merida versucht beim Entwurf seines Langstrecken-Modells, eine Brücke zwischen Straßenrenner und Gravelbike zu schlagen. Bei der Präsentation des Scultura Endurance, die mittlerweile vier Jahre zurückliegt, galten die dicken 32er-Reifen noch als ungewöhnlich. Mittlerweile ist das Maß in dieser Klasse weit verbreitet. Weil das Rahmen-Set noch deutlich mehr Spielraum zulässt – bis 35 Millimeter sind nominell freigegeben, 38 passen problemlos rein –, gehört das Rad auch in der aktuellen Konkurrenz zu den besonders vielseitigen Exemplaren.
Mit der markanten Linienführung und integrierten Leitungen wirkt das Rad auch immer noch modern. Unser Testrad kommt aufgrund von Lieferschwierigkeiten in abweichender Lackierung und mit anderen Laufrädern, original sind Alu-Laufräder von Vision verbaut. Weil diese qualitativ vergleichbar sind, haben wir uns entschieden, es dennoch mit im Vergleich zu zeigen. Im Fahrtest entpuppt sich das Merida als Marathonrenner klassischen Zuschnitts: Die Sitzposition ist aufrecht und langstreckentauglich, die Sattelstütze federt klassenüblich gut und das Fahrverhalten ist angenehm ausgewogen.
Stabil und willig zieht das Rad seine Spur, ohne dabei langweilig zu wirken, denn trotz stabiler Straßenlage reagiert die Lenkung vergleichsweise direkt. Schwächen offenbart das Merida bei kräftigen Antritten, denn am hohen Gewicht von gut neun Kilogramm hat die Laufrad-Reifen-Kombi einen maßgeblichen Anteil. Die recht schweren Tubeless-Reifen, im Auslieferungszustand mit Schläuchen montiert, rollen dafür überraschend gut, wenn sie einmal in Fahrt sind. Ein Schlauchlos-Set-up dürfte noch mehr Komfort und Geschmeidigkeit bringen.
Auf längeren Touren wäre lediglich ein abgeflachter Oberlenker wünschenswert, davon abgesehen suchen wir Störfaktoren vergebens. Zudem punktet das Rad mit praktischen Details: Für feste Schutzbleche sind Gewinde vorbereitet und unter dem Sattel steckt ein kleines Bordwerkzeug. Interessant für schwere Fahrer: Am Vorderrad lässt sich auch eine größere 180-Millimeter-Bremsscheibe montieren. Schön sind die vielen Ausstattungsvarianten in einem interessanten Preisfenster: Zwischen 2999 und 5399 Euro gibt es sechs Optionen mit Schaltungen von Shimano oder Sram, hinzu kommen zwei Gravel-Varianten mit serienmäßiger Geländebereifung.
Links zu den Einzeltests fügen wir sukzessive hier ein.