Mit der Neuerscheinung besinnt sich Lapierre wieder auf die Wurzeln des Pulsium: 2014 wurde es speziell für die Anforderungen der Frühjahrsklassiker entwickelt, vor allem natürlich die Kopfsteinpflaster-Rennen Paris-Roubaix und Flandernrundfahrt. Hoher Fahrkomfort steht daher seit der ersten Stunde weit oben im Lastenheft. Mit den folgenden Updates wurde auch bei der Geometrie an die Langstrecke und an Einsteiger gedacht, die Sitzposition wurde zunehmend aufrechter. Das Pulsium der vierten Generation soll nun wieder deutlich sportlicher und rennorientierter ausfallen, außerdem wird es leichter und bekommt ein aerodynamisches Update. Montagepunkte für Gepäck und Schutzbleche sowie eine generöse Reifenfreiheit lassen aber auch Alltagsradler und Gelände-Fans aufhorchen. Damit zielt das Rad auf ein breites Publikum, das ein vielseitiges, bequemes und bezahlbares Rennrad sucht, ohne große sportliche Kompromisse einzugehen.
Das unverwechselbare Markenzeichen von Lapierre findet sich auch am neuen Pulsium: Es übernimmt das Design mit den am Oberrohr anschließenden Sitzstreben. Auf ein zusätzlich eingesetztes Elastomer, das beim bisherigen Pulsium den Federkomfort zusätzlich verbessern sollte, verzichten die Franzosen nun. Stattdessen soll der Rohrknoten mit einem Knick in den Sitzstreben vor der Verbindung zum Oberrohr und mit einer gezielten Faserbelegung besser auf Komfort getrimmt sein. Laut Herstellerangaben soll die Neuheit 5 bis 7 Prozent besser federn als sein Vorgänger. Ganz nebenbei macht die neue Konstruktion den Rahmen leichter. Trotz der Verwendung einer “zweitklassigen” Carbonqualität – nur für die Top-Modelle der Racebikes Xelius SL und Aircode wird eine noch leichtere Qualität verwendet – soll das Rahmengewicht unter einem Kilogramm bleiben. Für Größe M gibt Lapierre ein Gewicht von 992 Gramm an, allerdings ohne Lackierung.
Auch an Aerodynamik wurde gedacht, allerdings fällt das Tuning hier eher behutsam aus. Aero-Profile an Gabel und Steuerrohr gehören heute fast standardmäßig zum Design moderner Rennräder. Lapierre gibt eine Verbesserung der Aerodynamik um fünf Prozent zum Vorgänger an, zu dem allerdings keine Daten vorliegen. Auf zehn Kilometern soll das Rad, je nach Speed, vier bis fünf Sekunden einsparen.
Mit der überarbeiteten Geometrie positioniert sich das Lapierre Pulsium am sportlichen Ende im Marathon-Segment. Über alle Größen (ausgenommen XS) fällt das Steuerrohr nun satte zwei Zentimeter kürzer aus, gleichzeitig wächst die Rahmenlänge um wenige Millimeter. In den mittleren Größen liegt der Stack-to-Reach-Quotient, also das Verhältnis von Lenkerhöhe zu Sitzlänge, bei knapp unter 1,5. Die meisten Endurance-Bikes liegen deutlich darüber, das Lapierre lässt sich am ehesten mit den Geometrien gemäßigter Wettkampf-Rennräder vergleichen. Dennoch bleibt ein gehöriger Abstand zum Racebike Xelius, das noch einmal deutlich aggressiver ausfällt. Neu ist auch eine zusätzliche, sechste Größe: Das Format XXL richtet sich an Fahrer ab 1,95 Metern Körpergröße.
Eher nebenbei erwähnt in der Präsentation ist die maximale Reifenfreiheit des Pulsium. Mit 38 Millimetern fällt die ungewohnt groß aus, damit wildert das Rad auf dem Terrain typischer Allroad-Modelle oder gar manchen Gravelbikes. Sogar Schutzbleche sind mit dem Maximalmaß noch drin. Diese Kombination muss man auf dem Markt lange suchen – vor allem, wenn es eine so sportliche Geometrie sein soll.
Bei den Ausstattungen liegt der Fokus auf elektronischen Schaltgruppen, sechs der sieben Varianten sind mit einer Funkschaltung von Shimano oder Sram ausgestattet. Das Einstiegsmodell für 2599 Euro trägt eine mechanisch arbeitende Shimano 105 2x12-Schaltung. Es ist auch das einzige mit einem günstigen Eigenmarken-Laufradsatz, alle Specs mit Elektroschaltung rollen auf Laufrädern von DT Swiss. Allerdings sind nur beim Top-Modell 8.0 für 5699 Euro sind aerodynamische Carbonfelgen (DT Swiss ERC 1600) und eine einteilige Lenkerkombi aus Carbon im Paket. Alle anderen kommen mit 30 Millimeter hohen Aluminiumfelgen. Das Radgewicht liegt je nach Ausstattung zwischen 8,3 und 8,8 Kilogramm, für die günstigste Variante 5.0 gibt Lapierre kein Gewicht an.