Dass Cannondale an einem neuen Rennrad arbeitet, war bereits seit vergangenem Spätsommer publik. Schließlich umrundete Lachlan Morton auf einem damals noch unveröffentlichten Bike sein Heimatland Australien. Satte 14.210 Kilometer spulte der Ex-Profi auf dem offenkundig langstreckentauglichen Modell ab, das die US-Amerikaner nun als Synapse präsentieren. Die neue Generation versteht sich als sportlich konzipiertes Allroadbike, das Elemente des SuperX (Gravel) und SuperSix Evo (Race) aufgreift und je nach Ausstattung mit jeder Menge Zusatzfunktionen aufwartet.
Die Basis ist ein Rahmen-Set aus Carbon, das seine Nähe zu den beiden Race-Plattformen für Gelände und Straße offen zur Schau stellt. Markante Beispiele sind das stark verjüngte Sitzrohr, die filigrane Sattelstütze oder der strömungsoptimiert Lenkkopf. Cannondale bietet das Chassis in zwei Qualitätsstufen an. Rahmen und Gabel der Basisversion sollen rund 1644 Gramm wiegen. Das Rahmen-Set der High-End-Variante namens Lab71 soll knapp 200 Gramm leichter sein, kommt allerdings nur bei zwei von insgesamt sieben Ausstattungsvarianten zum Einsatz. Zu Komplettradgewichten machten die US-Amerikaner keine Angaben. TOUR erhielt kurz vor der offiziellen Präsentation des neuen Synapse das exklusive Top-Modell, das mit 8040 Kilogramm an der Waage hing. Ein ausführlicher Testbericht inklusive Messwerten aus dem Labor sowie Fahreindrücken folgt.
Für die Luxusversion klingt das nach ziemlich viel Ballast. Vergleichbare Top-Räder wie das Canyon Endurace CFR, Giant Defy Advanced SL oder Specialized S-Works Roubaix SL8 sparen bis zu 960 Gramm. Im Gegensatz zum Cannondale verzichten die genannten Kandidaten aber auf elektronische Helferlein wie Lichtanlage und Warnradar, die dem Synapse weiter ein Alleinstellungsmerkmal im Endurance-Segment verschaffen. Die US-Marke vereint die Technik unter dem Oberbegriff “SmartSense” und bietet drei Ausstattungsvarianten mit den praktischen Features an.
Das kompakte LED-Licht an der Front von LightSkin soll für den deutschen Markt StVZO-konform sein und 400 Lumen bieten. “Das ist hell genug, um den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein zu fahren”, so Cannondale. Für die internationale Variante ist einen Lichtstrom von 800 Lumen angegeben. Das LED-Rücklicht von Garmin hat ein Radar integriert, das vor herannahenden Fahrzeugen warnt. Die Warnsignale werden akustisch oder visuell über jeden modernen Fahrradcomputer mit ANT+ oder via Smartphone wiedergegeben.
Der Akku wandert im Gegensatz zum Vorgänger ins Unterrohr und soll bei maximaler Beleuchtungsstufe des StVZO-Strahlers bis zu 12:45 Stunden durchhalten. Der Clou: Neben der Lichtanlage und dem Radar kann die Batterie bei Modellen mit Sram AXS auch Umwerfer und Schaltwerk speisen. Wie Cannondale mitteilt, ist “Smartsense” vorerst nicht mit den Di2-Antrieben von Shimano kompatibel.
Damit das Synapse für lange Strecken gewappnet ist, kommt der Endurance-Renner mit klassischer Komfortgeometrie. Durch das sehr hohe Steuerrohr (171 mm) sitzt der Lenker weit über dem Vorderrad und bringt Fahrer sowie Fahrerin in eine betont aufrechte Sitzposition. Für Rahmengröße 56 ergibt sich eine STR-Quotient von 1,52. Ein langer Radstand (1044 mm) und viel Gabelnachlauf (61 mm) deuten zudem auf ein ausgesprochen laufruhiges und gutmütiges Fahrverhalten des neuen Cannondale hin.
Durch die üppige Reifenfreiheit wildert die Neuheit im Revier von geländetauglichen Spezialisten. Bis zu 42 Millimeter breite Pneus passen durch das Rahmen-Set, wobei sich an der Gabel sogar 48-Millimeter-Schlappen aufziehen lassen. Ein integriertes Staufach inklusive Transporttasche und Montagepunkte für feste Schutzbleche runden das Konzept eines modernen Allroadbikes ab.
Die sieben Ausstattungsvarianten bewegen sich im hochpreisigen Segment. Das Basismodell mit mechanischer Schaltung, alle anderen Versionen wechseln die Gänge per Funksignal, und Laufrädern mit einfachen Alu-Felgen (Shimano RS 470) kostet bereits 3499 Euro. Für den Aufbau mit Carbonlaufrädern von Reserve oder DT Swiss muss man mindestens 7899 Euro einkalkulieren. Das Top-Modell, das als einzige Variante auf einen Umwerfer verzichtet und mit geländespezifischer 1x13-Schaltung von Sram aufgebaut ist, kostet sage und schreibe 15799 Euro.
Akku-Licht und Warnradar sind wie erwähnt nur den drei Ausstattungsvarianten mit Sram AXS vorbehalten. Da der US-Komponentenspezialist kurz vor dem Update der beiden Schaltgruppen Force und Rival steht, ist zum Marktstart vorerst nur die sündhaft teure Luxusversion mit Red AXS verfügbar. Laut Cannondale sollen die beiden anderen Modelle Mitte Juni nachgereicht werden.