Timo Dillenberger
· 12.06.2024
Bei Stahl ist man schnell im Bereich der Vorurteile: weich, schwer, träge. Und ja, das VSF-Set aus Stahlrahmen mit Alugabel schneidet beim Gewicht nicht gut ab, ist aber auch nicht weit weg vom Alu-Koga oder Carbon-Megamo. Von wabbelig kann auch keine Rede sein, die Steifigkeitsmessungen besonders am Tretlager sind auf Testsiegerniveau, trotz kleiner Rohrquerschnitte bemerkenswert und auch in den Testfahrten bestätigt! Dass man in der Praxis bequemer saß, als bei Mitbewerbern mit ähnlichen Komfortwerten, liegt an den Reifen und dem gut in der Hand liegenden Lenker. Beides ist für den Einsatz auf langen, aber nicht ganz so wilden Touren sehr gut ausgesucht.
Das VSF Fahrradmanufaktur GX 500 ist einer der seltenen Fälle, bei dem die Gänge trotz Single-speed-Kurbel ganz gut passt, mit einem 11-Kilo-Bike will man weder Bestzeiten jagen noch Rampen hochkraxeln, die zwölf Gänge sind angemessen, die Reisekonkurrenz von Bergamont und Koga ist aber doch variabler. Dafür wartet das stählerne Gravelbike mit der neueren Gruppe auf, ist so besonders bremsentechnisch auf dem neuesten Stand.
Defizite in Sachen Wendigkeit und Speed sind übrigens weniger auf Radstand oder den flachsten Winkel von Tretlager- zur Sattelmitte zurückzuführen, sondern eher auf das Gewicht der Schlappen und des Rahmens. Man sitz deutlich hinterm Tretlager und nicht so nah am Lenker, ein bisschen fühlt man sich an Zeiten erinnert, in denen man mit Randonneuren statt Gravelbikes auf Reisen ging. Züge außen sind zwar nicht elegant und schwerer sauber zu halten, Wartung und Tuning dafür ein Klacks. Bis zum Lampenkabel ist alles vorbereitet.
Zwischen dramatisch geschwungenen Rahmen aus wuchtigen Holmen sticht das schlanke VSF Gravelbike mit den dicken Schlappen erfrischend hervor. Zum Ausfahren und Reisen hat der Exot GX-500 alles, was man braucht, und im Flachen geht sogar “sportlich”.