Das Modellreihe West ist die Mittelklasse des spanischen Herstellers Megamo, hier zwar mit moderner 1 x 12 Apex-Gruppe, leider sonst aber in kaum einer Wertung Mittelklasse. Der Rahmen weist von den Carbonmodellen im Test den flachsten Sitzrohrwinkel auf, dazu ist er geslopt mit langer, dünner Sattelstütze. Man erwartet einen super Sitzkomfort, der ist aber eher auf dem Niveau vom Fuji Jari Carbon 1.3, Corratec Allroad C2 oder Conway GRV 9.0. Dafür ist es das schwerste Carbonrad, nicht nur in diesem Test, sondern im Testlabor seit jeher, die Laufräder machen dabei nahezu die Hälfte aus, mehr als fünf Kilo sind auf Tandemniveau. Die Übersetzungen sind fast so kurz wie die vom Bulls Machete.
All das sind eher Eckdaten eines Cruisers als eines Sportgeräts, kurzer Radstand und Stack zu Reach-Verhältnisse eines Renngravels sagen etwas anderes. Die kurzen, breiten Kettenstreben machen das Heck steif und wendig, lassen aber kaum Platz zwischen möglichen Taschen und den Fersen. Apropos: Das Megamo West 10 war das einzige Rad, bei dem wir trotz Standardschuhgröße 43 mehrfach mit der Fußspitze das Vorderrad touchierten. Es fällt recht schwer, hier eine Kernkompetenz zuzuordnen, das Rad hat außer den hauseigenen Billiglaufrädern keinen Riesenfehler, kann im Gegensatz zu den Mitbewerbern auch nichts so richtig gut. Auch wenn der Rahmen handwerklich gut gemacht ist, hier scheint konzeptionell in der Geometrie etwas nicht zu stimmen. Gesamtgewicht, Reifen, Schaltgruppe und Bremsen reißen es nicht raus.
Treten wie beim Koga, sitzen wie beim Trek, schalten wie am VSF, Lastverteilung ähnlich 3T und wendig wie das Giant: Das “West 10” hat viele gute Ansätze, nur passen die leider nicht zusammen. Abzüglich UVP von Sram-Gruppe und Rädern würde das Megamo rund 1500 Euro kosten, das ist dafür zu viel.