Der Modellname beinhaltet anteilig mehr Endurance, also Ausdauer, als Gravel – genau wie das Rad selbst. Trotz des recht langen Oberrohrs sitzt man entspannt aufrecht, der STR+-Quotient liegt mit dem Koga zusammen am Ende der Skala, bedeutet entspanntes Sitzen. Wegen des langen, wuchtigen Steuerrohrs kommt der Lenker einem vertikal sogar so weit entgegen, dass Fahrten am Unterlenker entspannt möglich sind, von hier aus kommt man mit kleinen Händen nur nicht leicht an die Bremshebel. Gar nicht so schlimm, könnte man denken, denn mit dem Bergamont Grandurance Expert möchte man eh nicht unbedingt heizen. Zum einen wegen des mit längsten Radstandes, der Geradeauslauf ist toll, enge und schnelle Kurven dafür nicht so.
Zum anderen wegen des für ein Langstreckenrad ungewöhnlich steilen Sattelrohrs; man hat eher das Gefühl, hoch über dem Rad zu sitzen, wie auf einer Wippe, als damit zu verschmelzen. Auf Unebenheiten “buckelt” das steife Carbon-Rahmenset, heißt, Schläge gehen recht unvermittelt in den Hintern. Die große Steifigkeit gerade im Hinterbau und dazu nicht so viele, aber gut verteilte Gewindeösen verlangen geradezu nach Gepäck, dank der breit gefächerten Übersetzungen der zugegeben nicht mehr ganz aktuellen GRX-Gruppe käme man wohl auch mit Zuladung gut voran – wenn auch eher behäbig, das Rad wiegt über zehn Kilo, und die aufrechte Haltung ist nicht sonders geeignet, viel Watt in die Kurbel zu wuchten. Fürs Sightseeing ist das wiederum top.
Taschen dran, Hände an den tollen Lenker und in relaxter Haltung die Welt anschauen, dafür würde man das Rad gern hinnehmen. Wer das über Stunden genießen will, sollte eine Federsattelstütze einsetzen. Als Sportler zu schwer, zu träge, und man hängt bei 24-27 Km/h genau zwischen den Kettenblättern.