Marc Strucken
· 05.04.2024
Der Bike-Hersteller Advanced ist bei uns bekannt für vornehmlich urbane Zweiräder und zuletzt für ein E-MTB. Jetzt legen die Offenbacher drei Modelle eines E-Gravelbikes vor. Das Offroad Pro Gravel soll mit seinem Carbon-Rahmen das leichteste E-Bike sein, das Advanced je entwickelt haben will. So viel sei schon verraten: Auch im E-Gravelbereich ist es absolut konkurrenzfähig, wenn nicht sogar vorn an!
Das Advanced Offroad Pro Gravel vereint eine gewisse Leichtigkeit mit E-Power-Unterstützung, ohne dabei Kompromisse bei Leistung oder Ausstattung zu machen. Ideal für die täglichen Wege aber auch für Wochenendabenteuer bietet das Gravelbike eine Vielzahl von Anpassungsoptionen, um es nach persönlichen Vorstellungen einzurichten.
Die sportliche Geometrie mit fast waagerechtem Oberrohr und tief angesetzter Sitzstrebe sowie der hochwertige Carbonrahmen ermöglichen eine agile und reaktionsschnelle Fahrt. Das Bosch Antriebssystem sorgt dafür, dass auch mit Bikepacking-Taschen keine Steigung zu steil und kein Weg zu anspruchsvoll ist.
Herzstück, wenn man so will, ist der E-Bike-Motor dieses Gravelbikes. Der Bosch Performance Line SX hat schon einige Runden mit uns zusammen gedreht - vor allem in Light-E-MTBs kommt er zum Einsatz, aber zuletzt kommen auch vermehrt E-Graveler damit an den Start, zum Beispiel das Canyon Grizl:ON oder das Corratec E-Gravel EL.
Aus gutem Grund: Der Bosch SX Motor hat kräftige 55 Newtonmeter Drehmoment. Beim Advanced Gravelbike ist ein 400-Wattstunden-Akku verbaut, der bereits eine akzeptable Reichweite erzielt. Für zusätzliche Akku-Power kann das Gravelbike noch mit dem Bosch Range Extender PowerMore 250 ausgerüstet werden. Der tragbare Reserve-Akku lässt sich einfach an der Trinkflaschenhalterung befestigen und wiegt bei einer Kapazität von 250 Wattstunden nur 1,5 Kilogramm.
Mit einem Gewicht von 13,8 Kilo (nach Herstellerangabe bei Rahmenhöhe 47) ist das E-Bike noch leicht genug, um es recht mühelos zum Tragen hochheben und so in der Stadt Hindernisse wie Treppen oder im Gelände umgekippte Bäume überwinden zu können.
Der 40 Millimeter breite Continental Terra Trail Reifen bietet genügend Grip, um sich mit dem Advanced Offroad Pro Gravel auf jedem Untergrund sicher zu fühlen. Alternativ kann auch ein mit 45 Millimetern noch breiterer Reifen montiert werden - Platz genug bieten der Rahmen und die Gabel dafür. Für den Allround-Einsatz (oder einen sauberen Hintern) kann man zusätzlich Schutzbleche anbringen, um das Bike auch bei jedem Wetter im Alltag zu fahren.
Mit seiner klassischen Gravel-Geometrie ist das Bike für alle herkömmlichen Gravel-Taschen geeignet. Das Advanced Offroad Pro Gravel verfügt über passende Anschraubpunkte am Rahmen für Bikepacking-Taschen: je vier Schraubpunkte an der Gabel (links & rechts), je drei unter dem Oberrohr bzw. auf dem Unterrohr und zwei Schrauben für die Montage eines Flaschenhalters am Sitzrohr.
Ich wollte die Funktionalität meines Gravel Bikes mit den Vorteilen der Technologie unserer Advanced Bikes verbinden. – Chris Häfner, Head of Product bei Advanced
Das Advanced Offroad Pro Gravelbike gibt es in drei Varianten - Rahmen, Motor und Akku sind bei allen gleich. Die Laufräder sind Fulcrum Rapid Red 500 bzw. 300 (beim teuersten Modell). Die günstigere Variante gibt es für 4499 Euro. Das “Flat” genannte Modell hat eine mechanische Shimano Deore 10-fach-Schaltung und wird auch von Shimano-Bremsen verzögert.
Das preislich mittlere Modell hat Sram-Komponenten: Geschaltet wird mit der elektrischen Sram Apex AXS 12-fach, auch die Bremsen sind aus der Apex-Reihe. Der Preis liegt bei 5299 Euro. Das teuerste Modell des Offroad Pro Gravel kostet 6499 Euro und bietet dafür eine Sram Force AXS 12-fach-Schaltung sowie durchgehend Force-Komponenten.
Verfügbar sind die Größen S, M, L und XL, was einer Rahmenhöhe von 47 - 59 cm entspricht laut Herstellerangaben. Alle Gravelbikes gibt es in vier Farben.
MYBIKE: Chris, zu welchem Zeitpunkt kam Dir das erste Mal die Idee für das Gravel?
Chris Häfner: Das erste Mal habe ich im März 2022 über die Entwicklung eines E-Gravel Bikes nachgedacht. Als Bosch damals den kompakten und drehzahlbasierten SX-Motor vorstellte, dachte ich darüber nach, wie man damit ein schlankes, sportliches und vor allem leichteres Bike bauen könnte. Mein Ziel war es von Anfang an, ein E-Gravel zu entwickeln, dem man auf den ersten Blick nicht ansah, dass es einen leistungsstarken Akku im Rahmen verbaut hatte. Es sollte sich nur aufgrund des Gewichts und des Motors von einem normalen Gravelbike unterscheiden. Mit dem kompakten Bosch Powertube 400 und dem leichteren SX-Motor war das erste Mal der perfekte Grundstein dafür gelegt.
Wie würdest Du die Person beschreiben, die Du im Kopf hattest, als Du das Fahrrad entwickelt hast?
Ehrlich gesagt hatte ich dabei vor allem mich selbst im Kopf (lacht)! Ich war mit den Möglichkeiten für E-Gravel am Markt nicht zufrieden und als sportiver Gravelfahrer waren mir bisher alle Modelle zu groß und schwer, um damit wirklich Spaß beim Sport und im Alltag zu haben. Dies hat mich von der Entwicklung mehr überzeugt als alles andere.
Als leidenschaftlicher Gravel-Rider, welche Besonderheiten waren Dir an dem Bike von Anfang an am wichtigsten?
Wichtig war mir vor allem eine sportliche Geometrie und ein starker Vortrieb. Vor allem sollte jedoch die Fahrdynamik so sein, dass man vergisst, man sitzt auf einem E-Bike. Das haben wir geschafft!
Wie lange hat es von der ersten Idee gedauert, bis du das Gravel zum ersten Mal in finaler Form gefahren bist?
Ungefähr 13 Monate nach der Idee hatten wir das erste Frameset, das uns in voller Gänze überzeugte.
Gibt es etwas, das bei der ursprünglichen Idee anders war als beim finalen Ergebnis?
Nein - im Grunde ist das Bike entwickelt worden, wie ich es mir vorgestellt hatte. Wir haben uns dazu entschlossen, zusätzlich eine Variante mit Flatbar herauszubringen, da nicht jeder ein Fan von Dropbars ist. Gemeinsam mit dem Produktteam haben wir noch für ausreichende und sinnvolle Anschraubpunkte gesorgt. So ist das Bike gerüstet für Bikepacking-Abenteuer.
Du fährst das Gravel jetzt schon länger privat. Gibt es etwas, das Dich am finalen Bike besonders überrascht?
Ich war von Anfang an davon überzeugt, wie leicht und agil das Bike sein wird. Es dann tatsächlich zu fahren und im Alltag zu nutzen ist allerdings nochmal etwas komplett anderes! Beim sportiven Fahren merkt man das Mehrgewicht im Vergleich zu einem Bio-Gravelbike gar nicht und durch das Gewicht kann man das Bike im Alltag bedenkenlos überall hinnehmen. Treppen und andere Hindernisse in der Stadt sind einfach kein Problem mehr, das ist mit vielen E-Bikes immer noch eine Herausforderung. Die Leistung und Unterstützung sorgt dann dafür, dass man überall schnell hinkommt. Das ist eine ganz neue Freiheit!