Das Rose nimmt hinter dem fast unverschämt günstigen Litening Aero C:68X Race von Cube den Platz des zweitgünstigsten Modells in unserem Vergleich ein. Trotz vergleichbarer Ausstattung mit elektronischer Shimano Ultegra und aerodynamisch optimierten Laufrädern spart das Xlite 06 satte 1500 Euro gegenüber dem teuersten Rad von Merida.
Qualitative Einbußen muss man beim Renner aus Bocholt deshalb aber nicht befürchten. Im Gegenteil: Als eines von insgesamt sieben Wettkampfrädern aus der Preisklasse unter 7000 Euro heimst das Rose eine Gesamtnote mit einer Eins vor dem Komma ein.
Wie das Top-Modell leistet sich auch das Xlite 06 Ultegra Di2 keine nennenswerten Schwächen. Vielmehr unterstreicht der Preiskracher seinen Ansatz als vielseitiger Allrounder. Auch ohne Bestleistungen in den wichtigsten Disziplinen dürfte das Rose daher viele Hobbysportlerinnen und -sportler mit Rennambitionen ansprechen.
Beim Gesamtgewicht profitiert das Xlite 06 von einem konventionellen Chassis, das im Gegensatz zu aerodynamischen Spezialisten auf ausladende Formen an Gabel, Lenkkopf oder Sitzrohr verzichtet. Der Rahmen bleibt dadurch unter 1000 Gramm und zählt zu den leichteren Exemplaren.
Da die Laufräder mit 60 Millimeter hohen Carbonfelgen jedoch vergleichsweise schwer ausfallen, reiht sich das Rose in der Gewichtswertung knapp hinter den leichtesten Modellen ein. Bemerkenswert: Der Hersteller und Versandhändler hat mit der Dura-Ace-Version eine weitere Ausstattungsvariante unter 7000 Euro im Sortiment, die durch den Aufbau mit Shimanos Top-Gruppe rund 350 Gramm leichter ist.
Der Kompromiss, den die Bocholter mit dem reduzierten Rahmendesign eingehen, zeigt sich im Windkanal. Die 215 Watt bei 45 km/h sind für ein Wettkampfrad mit breitem Einsatzspektrum beileibe kein schlechter Wert; im Vergleich mit den derzeit schnellsten Wettkampf-Allroundern bleibt das Xlite jedoch rund zehn Watt zurück. Ein Wechsel auf schnellere Laufräder bringt in diesem Punkt keine nennenswerte Verbesserung; die teurere “UNLTD”-Version mit etwas höheren Laufrädern von DT Swiss war kaum schneller.
Seine größte Stärke spielt das Rose in einer Disziplin aus, welche die Konstrukteure anderer Wettkampfrenner gerne mal unter den Teppich kehren: dem Komfort. Die abgeflachte Carbonstütze federt so gut wie bei sehr komfortablen Marathonrädern. Der Lenker ist – wie vielfach auch bei der Konkurrenz – etwas weniger nachgiebig.
Mit den 28 Millimeter breiten Reifen von Schwalbe federt das Rad aber besser als beispielsweise Roses Top-Modell der Xlite-Reihe mit schmaleren Pneus. Auf die Preisklasse bezogen bietet das Rad überdurchschnittlichen Federungs- und Dämpfungskomfort.
Hobbypedaleure werden darüber hinaus die relativ moderate Sitzposition und das berechenbare Fahrverhalten des spurstabilen Renners zu schätzen wissen. Dass sich zusätzlich ein kurbelbasierter Leistungsmesser von 4iiii mit integriertem Ortungsdienst für mobile Geräte von Apple an Bord befindet, ist in dieser Preisklasse nicht selbstverständlich.
Das moderne One-Piece-Cockpit ist grundsätzlich für einen geringen Wartungsaufwand konzipiert, da die Bremsleitungen in einer Führung eingeklipst und nicht innenverlegt sind. Unserer Erfahrung nach bleibt einem bei der Änderung der Lenkerposition das genaue Ablängen der Leitungen allerdings nicht erspart. Ein etwaiger Austausch der Lenkeinheit geht dagegen unkompliziert vonstatten.
Mehr Spielraum zur Individualisierung bzw. Anpassung der Sitzposition erlauben die günstigeren Ausstattungsvarianten, die als Xlite 04 unter anderem mit einer klassischen Lenker-Vorbau-Kombination aus Aluminium aufgebaut sind. Durch einfachere Komponenten sowie günstigere Laufräder und Antriebe kommen die drei Modelle (ab 3599 Euro) jedoch nicht an die Performance des Testrades heran. Das Xlite 06 mit Ultegra wiederum ist die günstigste Variante der High-End-Linie, die seit Anfang des Jahres in zwei neuen Farboptionen erhältlich ist.
Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplettradgewicht in der einheitlichen Testradgröße 56–57 Zentimeter. Wir weisen zur Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1000 Höhenmetern pro 100 Kilometer die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aerodynamik wichtiger.
Luftwiderstand (25 Prozent der Gesamtnote): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.
Frontsteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern ausreichend fahrstabile Rahmen.
Tretlagersteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit einer realitätsnahen Aufspannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.
Komfort Heck (10 Prozent der Gesamtnote): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahrbahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute Noten bedeuten auch eine ordentliche Fahrdynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.
Komfort Front (5 Prozent der Gesamtnote): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.
Schalten (5 Prozent der Gesamtnote): Die Schalteigenschaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.
Bremsen (5 Prozent der Gesamtnote): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Bremskörper, Belägen und Scheiben bewertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?
Reifen (5 Prozent der Gesamtnote): Bewertet werden Rollwiderstand und Grip – soweit bekannt aus einem unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahreindrucks. Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.
Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.