In der Rennrad-Welt richten sich dieser Tage alle Blicke nach Australien, wo am 21. Januar das erste World-Tour-Rennen der Saison startet. Auf den sechs Etappen rund um Adelaide wird man erstmals die neuen oder überarbeiteten Profi-Maschinen im Renneinsatz sehen. Das neue Noah Fast wird im Peloton allerdings fehlen. Zwar präsentierte Ridley die Aero-Maschine im Vorfeld der Tour Down Under, das zweitklassige Uno-X Mobility startet allerdings erst später bei der Alula Tour in Saudi-Arabien (28. Januar bis 1. Februar) in die Saison.
Laut Herstellerangabe hat die dritte Generation des Noah Fast das Zeug, die schnellsten Race-Bikes der Welt zu attackieren. Fast neun Watt soll die neue Version bei 50 km/h gegenüber dem Vorgänger sparen. Im Vergleich zum Falcn RS, dem Race-Allrounder des belgischen Fahrradbauers, nennt Ridley eine Verbesserung um sieben Watt. Das alte Noah Fast in der Profi-Version von Jasper de Buyst kam im TOUR-Windkanaltest auf 212 Watt.
Da Ridley einen anderen Versuchsaufbau nutzte, lässt sich nur spekulieren, wie schnell das Noah Fast nach TOUR-Standard wäre. Durch die niedrige Anströmgeschwindigkeit im GST-Windkanal, 45 statt 50 km/h, dürfte die Verbesserung der Aero-Leistung wohl etwas gemäßigter ausfallen. Die schnellsten Spezialisten bewegen heutzutage um 200 Watt, vielseitige Allrounder sind rund zehn Watt langsamer.
Wie vergleichbare Boliden profitiert auch das Ridley von der Abkehr der 3:1-Regel, die die Dimensionen der Rohrquerschnitte festlegte. Seit einigen Jahren erlaubt der Radsport-Weltverband UCI wesentlich flächigere Formen - und das ist dem Noah Fast deutlich anzusehen. Anders formuliert: Die neue Version teilt kaum noch Gemeinsamkeiten mit dem Vorgänger, stattdessen sind Elemente von bekannten Aero-Rädern wiederzuerkennen. Speziell das extrem lange Steuerrohr erinnert stark an das Simplon Pride II (199 Watt) oder Koga Kinsei (210 Watt).
Einen nicht unwesentlichen Anteil am Aero-Tuning nimmt das neue Cockpit namens Nimbus ein. Indem der Vorbau in das vordere Rahmendreieck integriert ist und wie eine Verlängerung des Oberrohrs wirkt, sollen Verwirbelungen minimiert werden. Die kompakte Bauweise führe zu einer aerodynamisch günstigen Position, die bereits der äußerst aggressiv konzipierte Rahmen vorgibt. Schließlich nennen die Belgier für die mittlere Rahmengröße einen STR-Quotienten von 1,27, der Sitzwinkel ist mit rund 76 Grad ebenfalls steiler als bei vergleichbaren Konkurrenten.
Insgesamt orientiert sich das Ridley damit an der Rahmengeometrie von Zeitfahrmaschinen. Im Gegensatz zu diesen fasst das Noah Fast allerdings breite Reifen. Bis zu 34-Millimeter-Pneus sind möglich und würden den Einsatz “auf rauem Terrain wie Paris-Roubaix” erlauben, so die Belgier. Serienmäßig sind 28 Millimeter breite Gummis aufgezogen.
Zu Einzel- oder Komplettradgewichten finden sich in der offiziellen Mitteilung keine Infos. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Aero-Neuheit, wie auch das vergleichbare Pride II oder Kinsei Pro, deutlich über 7 Kilogramm wiegen wird. Die beiden Modelle hingen mit 7,9 Kilogramm an der TOUR-Waage. Schnelle Profi-Räder wie das Scott Foil RC Ultimate (203 Watt/6,9 Kilo) oder Canyon Aeroad CFR AXS (204 Watt/7,1 Kilo) zeigen zwar, dass sich Top-Aerodynamik und relativ geringes Gewicht in einer Plattform vereinen lässt. Beide Rennmaschinen verzichten allerdings auf extreme Tragflächenprofile wie beim Ridley.
Eine Schwachstelle des Falcn RS scheint Ridley beim Noah Fast behoben zu haben. Demnach sollen Steuerrohr und Tretlager zehn Prozent steifer als beim eigenen Race-Allrounder sein, der im TOUR-Test unterdurchschnittlich abschnitt. Der Fahrradbauer aus der Provinz Limburg kooperierte hierbei mit dem Prüfinstitut von Dirk Zedler.
Die neue Aero-Maschine wird in zwei Modellvarianten und fünf Rahmengrößen angeboten. Die Top-Versionen firmieren als Noah Fast 3.0 und haben einen satten Einstiegspreis. Mit Shimano Ultegra Di2 und Aero-Laufrädern von DT Swiss werden 8499 Euro fällig, die teuerste Ausbaustufe mit Sram Red AXS kostet 12499 Euro. Das Noah dagegen basiert auf einem schwereren Rahmen-Set und ist nicht mit dem One-Piece-Cockpit erhältlich. Los geht’s bei 4199 Euro für den Aufbau mit mechanischer 105 und Alu-Laufrädern von DT Swiss, die Top-Version ist mit der Getriebenabe von Classified ausgestattet und liegt bei 7499 Euro.
Neben den vorkonfigurierten Kompletträdern bietet Ridley im eigenen Online-Baukasten zahlreiche Optionen zur Individualisierung an. Hier lassen sich Kurbellänge, Lackierung und vieles mehr personalisieren.