In den 2010er-Jahren stand der Name Izalco bei Kennern der Materie für konsequenten Leichtbau. Einst konstruierte Focus unter diesem Label das leichteste Serienrennrad mit Scheibenbremsen: Ein 2016 von TOUR getestetes Rad wog nur 6,7 Kilogramm, ein spektakulärer Wert.
Mit der Einführung der vierten Izalco-Generation 2019 verabschiedete sich Focus von seiner Spezialität und ging die Aero-Welle mit, verzichtete dabei aber auf eine Diversifizierung in unterschiedliche Race-Kategorien. Das Izalco Max, weiterhin die einzige Wettkampf-Plattform im Programm, soll ausreichend aerodynamisch, leicht und komfortabel sein, um allen Rennambitionen gerecht zu werden.
Die gezeigte fünfte Generation, die im vergangenen Jahr frisch renoviert in den Markt rollte, will diesen Spagat noch besser leisten. Auch Focus schickte das Modell schon einmal in den TOUR-Test, zuletzt nahm die preiswertere Variante 8.9 mit Shimanos mechanischer 105-Schaltung für 4499 Euro teil.
Die hier getestete 9er-Serie basiert auf einem leichteren Rahmen-Set mit höherer Carbonqualität, außerdem schalten diese Modelle ausnahmslos elektronisch. Der leichtere Rahmen und hochwertigere Komponenten führen zu einer Gewichtseinsparung von rund 500 Gramm. Im Vergleich mit den Konkurrenten ist das Focus in dieser Preisklasse gut 200 Gramm schwerer als der Durchschnitt, was aber kein großes Handicap ist.
Im Windkanal lässt das Rad dagegen wichtige Punkte liegen. Zwar kann die getestete Variante mit etwas schnelleren Laufrädern und einem Tragflächen-Lenker von Easton fast zehn Watt gutmachen gegenüber dem seinerzeit mäßigen Abschneiden des günstigeren Rades. Aber das Gros der Konkurrenz ist schneller: Mit 222 Watt belegt es einen der hinteren Plätze.
Dabei steckt in dem Rad kaum noch verstecktes Aero-Potenzial, die ERC-Felgen von DT Swiss sind schon relativ schnell. Einzig eine windschnittigere Lenkereinheit, die den recht klobigen Vorbau ersetzt, könnte das Rad nach unserem Ermessen noch relevant nach vorne bringen. Allerdings wird so etwas selbst beim Top-Modell nicht angeboten.
Trotz des etwas höheren Gewichts fährt sich das Rad sehr lebendig, was an einer stramm rennorientierten Sitzposition und dem sensiblen, aber gut vorhersehbaren Lenkverhalten liegt. Auch um schnelle, enge Kurven lässt sich das Izalco sehr präzise steuern und vermittelt viel Vertrauen. Der extrem verwindungssteife Rahmen dürfte seinen Teil dazu beitragen und auch bei hohem Fahrergewicht eine solide Basis darstellen.
Eine Stärke des Izalco ist sein guter Komfort; besonders die Sattelstütze federt besser als bei vielen Konkurrenten. Den Heckkomfort aktueller Endurance-Modelle erreicht aber auch das Izalco nicht. Mit diesen Eigenschaften wäre das Focus dennoch ein guter Allrounder, der für schnelle Hobbyrennen wie für Alpenmarathons gleichermaßen taugt, wenn man die sportliche Sitzposition mag.
Allerdings sollte man für die Berge die montierte Übersetzung im Blick haben: Mit 36-30 ist der kleinste Gang straff gekettet, es empfiehlt sich gegebenenfalls die Umrüstung auf eine 11-34er-Bergkassette und/oder kleinere Kettenblätter.
Hinsichtlich der Ausstattung kann das Focus mit den hochwertigen Laufrädern sowie gut ausgewählten Komponenten bei Reifen, Sattel und Lenker punkten. Ein Powermeter ist leider nicht an Bord, den bietet nur das Top-Modell mit Sram Red AXS für 9999 Euro. Den Einstieg markiert das Izalxo Max 8.7 mit mechanischer Shimano 105 und Aluminiumfelgen für 2799 Euro.
Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplettradgewicht in der einheitlichen Testradgröße 56–57 Zentimeter. Wir weisen zur Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1.000 Höhenmetern pro 100 Kilometer die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aerodynamik wichtiger.
Luftwiderstand (25 Prozent der Gesamtnote): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.
Frontsteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern ausreichend fahrstabile Rahmen.
Tretlagersteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit einer realitätsnahen Aufspannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.
Komfort Heck (10 Prozent der Gesamtnote): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahrbahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute Noten bedeuten auch eine ordentliche Fahrdynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.
Komfort Front (5 Prozent der Gesamtnote): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.
Schalten (5 Prozent der Gesamtnote): Die Schalteigenschaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.
Bremsen (5 Prozent der Gesamtnote): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Bremskörper, Belägen und Scheiben bewertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?
Reifen (5 Prozent der Gesamtnote): Bewertet werden Rollwiderstand und Grip – soweit bekannt aus einem unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahreindrucks. Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.
Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.