Top 10Die leichtesten Rennräder im Test

Mit 5,4 Kilogramm ist das Leggerissima TLO von Schmolke das leichteste Disc-Rennrad im TOUR-Test.
Foto: Wolfgang Papp
Für viele Radsportbegeisterte ist ein wirklich leichtes Rennrad das ultimative Ziel. Doch was bedeutet "leicht" in einer Zeit, in der Scheibenbremsen und aerodynamisch verbesserte Rahmen alltäglich sind? Wir präsentieren 10 Rennräder, die fahrbereit unter dem UCI-Gewichtslimit von 6,8 kg liegen.

Rennräder wurden in den vergangenen Jahren eher schwerer als leichter, da Scheibenbremsen oder aerodynamisch optimierte Rahmen-Sets auf die Waage drücken. 2024 läuteten allerdings vier Neuheiten eine Renaissance des Leichtbaus ein, die auch in fahrfertigem Zustand das Gewichtslimit des Radsport-Weltverbands unterbieten. Zwei Modelle bleiben sogar unter der Sechs-Kilo-Marke.

Die zehn leichtesten Disc-Rennräder im TOUR-Test (Stand: Januar 2025). Die Rangliste berücksichtigt das jeweils leichteste Modell. Rechnet man einen ­Pedalsatz mit 225 Gramm ein, bleiben alle Kandidaten unter dem UCI-Gewichtslimit.Foto: TOURDie zehn leichtesten Disc-Rennräder im TOUR-Test (Stand: Januar 2025). Die Rangliste berücksichtigt das jeweils leichteste Modell. Rechnet man einen ­Pedalsatz mit 225 Gramm ein, bleiben alle Kandidaten unter dem UCI-Gewichtslimit.

Ein zentraler Grund für das Comeback des Leichtbaus sind neue Fertigungstechnologien bei Rahmen und Gabel. Die Kletterkünstler profitieren zudem von spektakulären Laufrädern. Neben den Felgen sind teilweise auch Speichen und Nabenflansche aus Kohlefaser gefertigt. Selbst Kleinteile wie Spacer oder Sattelstützenklemmungen unterliegen inzwischen dem Diktat des Leichtbaus. Zudem verzichten viele Fahrradbauer auf eine dicke Lackschicht und setzen nur auf eine dünne Schicht aus Klarlack.

Eine Weltneuheit offenbart zudem riesiges Potenzial: Schwalbe hat einen neuen Reifen in den Startlöchern, der im Vergleich zu einem konventionellen Pneu mehr als 100 Gramm einsparen soll. Der Aerothan Race, nicht zu verwechseln mit dem TPU-Schlauch der Reichshofer, ist bislang (Stand: Januar 2025) noch nicht offiziell vorgestellt. Das kolportierte Gewicht des 29-Millimeter-Reifens, der in den USA produziert wird, liegt bei rund 160 Gramm. Als erster Hersteller hat Scott die Gummis am neuen Addict RC Ultimate montiert.

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1. Schmolke Leggerissima TLO

  • Gewicht Komplettrad: 5400 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 786 Gramm
  • Gewicht Gabel: 341 Gramm
  • Laufradgewichte: 834/1139 Gramm (v./h.)
  • Preis: 16500 Euro
Schmolke Leggerissima TLOFoto: Matthias BorchersSchmolke Leggerissima TLO

Die Carbon-Spezialisten vom Bodensee setzen die neue Benchmark. Das Schmolke Leggerissma TLO profitiert maßgeblich von hochexklusiven Anbauteilen aus Kohlefaser. Kettenblätter, Lenker-Vorbau-Kombi, Sattel und Stütze: Sie alle sind betörend leicht. Interessant: Rahmen (786 Gramm) und Gabel (341 Gramm), die Schmolke in Kooperation mit einem südkoreanischen Hersteller produziert, gehören nicht zu den leichtesten.


2. Scott Addict RC Ultimate

  • Gewicht Komplettrad: 5880 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 705 Gramm
  • Gewicht Gabel: 310 Gramm
  • Laufradgewichte: unbekannt
  • Preis: 12999 Euro
Scott Addict RC UltimateFoto: Matthias BorchersScott Addict RC Ultimate

Das Addict RC Ultimate ist der jüngste Vertreter in den Top Ten. Bei unserem Besuch bei Scott ermittelten wir ein Gesamtgewicht von 5,9 Kilogramm. Beeindruckend ist vor allem der neue Ultraleicht-Reifen von Schwalbe: Der Aerothan Race, bislang noch nicht offiziell vorgestellt, dürfte mehr als 100 Gramm gegenüber einem konventionellen Pneu sparen.


3. Canyon Ultimate CF Evo 10.0 LTD

  • Gewicht Komplettrad: 6060 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 683 Gramm
  • Gewicht Gabel: 358 Gramm
  • Laufradgewichte: 1017/1283 Gramm (v./h.)
  • Preis: nicht mehr erhältlich
Canyon Ultimate CF Evo 10.0 LTDFoto: Kerstin LeichtCanyon Ultimate CF Evo 10.0 LTD

Mit der limitierten Version des Ultimate CF stellte Canyon einst einen neuen Weltrekord auf. Als erster Hersteller gelang es den Koblenzern, ein Rad mit Scheibenbremsen nahe an der Sechs-Kilo-Marke auf die Reifen zu stellen. Canyon gelang dieses Kunststück durch eine optimierte Faserbelegung. Von den rund 800 Gramm des Ultimate SLX, das als Basis diente, zwackte der Direktvertreiber 150 Gramm ab. Auch die Lenker-Vorbau-Einheit profitierte davon. An das Fabelgewicht kommt kein aktuelles Ultimate heran. Die leichteste Version, das Ultimate CFR Di2 Aero, hing mit 6630 Gramm an der TOUR-Waage.


4. Specialized S-Works Aethos

  • Gewicht Komplettrad: 6120 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 618 Gramm
  • Gewicht Gabel: 290 Gramm
  • Laufradgewichte: 1021/1360 Gramm
  • Preis: nicht mehr erhältlich
Specialized S-Works AethosFoto: Matthias BorchersSpecialized S-Works Aethos

Lediglich 618 Gramm wog einst der Rahmen der exklusiven S-Works-Variante. Eine dünne Schicht Klarlack und minimalistische Decals trugen zum Rekord bei, schließlich war bislang (Stand: Januar 2025) kein Rahmen im TOUR-Test leichter. Die Gabel setzte mit 290 Gramm ebenfalls Maßstäbe. Für die High-End-Version des Aethos aus dem aktuellen Modelljahr (13500 Euro) gibt Specialized ein Komplettradgewicht von 6,3 Kilogramm an.


5. Benotti Fuoco Carbon Ultra

  • Gewicht Komplettrad: 6127 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 787 Gramm
  • Gewicht Gabel: 371 Gramm
  • Laufradgewichte: 920/1232 Gramm (v./h.)
  • Preis: 10999 Euro
Benotti Fuoco Carbon UltraFoto: Matthias BorchersBenotti Fuoco Carbon Ultra

Zum 20-jährigen Firmenjubiläum entwickelte Bernd Nolte, Inhaber der Fahrradmarke Benotti, eine auf 100 Stück limitierte Version des Fuoco Carbon. Rahmen-Set oder Anbauteile brechen zwar keine Rekorde, das Gesamtpaket ist aber mehr als beachtlich. Nur vier Räder waren im TOUR-Test leichter. Die Räder auf den folgenden Plätzen der Top Ten sind mindestens 400 Gramm schwerer.


6. Factor O2 VAM

  • Gewicht Komplettrad: 6520 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 847 Gramm
  • Gewicht Gabel: 412 Gramm
  • Laufradgewichte: 984/1324 Gramm (v./h.)
  • Preis: 13922 Euro
Factor O2 VAMFoto: Matthias BorchersFactor O2 VAM

Während der Tour de France 2023 legte Factor das O2 VAM neu auf. Auch das Bergrad des britisch-taiwanesischen Herstellers unterbietet das UCI-Gewichtslimit, allerdings auf Kosten des maximal zulässigen Fahrergewichts: Factor gibt den Renner für maximal 90 Kilogramm schwerer Fahrer frei. Zum Vergleich: Das Benotti soll Belastungen unter 140 Kilogramm Fahrergewicht standhalten.


6. Giant TCR Advanced SL

  • Gewicht Komplettrad: 6520 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 758 Gramm
  • Gewicht Gabel: 386 Gramm
  • Laufradgewichte: 1019/1387 Gramm (v./h.)
  • Preis: 12299 Euro
Giant TCR Advanced SLFoto: Matthias BorchersGiant TCR Advanced SL

Das TCR ist ein Dauerbrenner unter den leichtesten Rennrädern der Welt. Die aktuelle Version ist zwar nur 20 Gramm leichter als der Vorgänger, dafür trugen die Taiwaner der Aero-Entwicklung Rechnung. Das Gewichtstuning basiert unter anderem auf dem sogenannten Cold-Blade-Cutting der Carbonelemente. Das Verfahren ist Betriebsgeheimnis, doch die Taiwaner versprechen dadurch eine höhere Präzision. Zudem sollen die sensiblen Carbonmatten im Gegensatz zum Zuschnitt per Laser nicht beschädigt werden.


8. Wilier Zero SLR

  • Gewicht Komplettrad: 6530 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 922 Gramm
  • Gewicht Gabel: 387 Gramm
  • Laufradgewichte: 1085/1397 Gramm (v./h.)
  • Preis: nicht mehr erhältlich
Wilier Zero SLRFoto: Kerstin LeichtWilier Zero SLR

Nachdem sich Scheibenbremsen an Rennrädern vor rund fünf Jahren etabliert hatten, stand die Industrie vor einer großen Aufgabe: Wie bekommen wir ein Rennrad wieder leicht? Wilier antwortet damals mit dem Zero SLR und einem Trick. Das Testrad war mit Laufrädern ausgestattet, die für Schlauchreifen ausgelegt waren. Gegenüber vergleichbaren Clincher-Laufrädern holten die Italiener einst rund 400 Gramm heraus. Heute wird das Zero SLR durch das Verticale SLR ersetzt. Ein Testrad in giftgrüner und vermutlich schwerer Lackierung hing mit 6780 Gramm an der TOUR-Waage.


9. Specialized S-Works Tarmac SL8

  • Gewicht Komplettrad: 6550 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 723 Gramm
  • Gewicht Gabel: 383 Gramm
  • Laufradgewichte: 1136/1438 Gramm (v./h.)
  • Preis: nur als Rahmen-Set; 5500 Euro
Specialized S-Works Tarmac SL8Foto: Matthias BorchersSpecialized S-Works Tarmac SL8

Specialized gelingt es als einzigem Hersteller, gleich zwei Modelle in den Top Ten der leichtesten Räder im TOUR-Test zu platzieren. Beim S-Works Tarmac SL8 beeindruckt das geringe Rahmengewicht, trotz Aero-Optimierung wird es nur von vier Konkurrenten unterboten. Die gewogenen Einzelgewichte beziehen sich auf eine hauchzart lackierte Version, die nur als Rahmen-Set erhältlich ist. Das leichteste Komplettrad (14500 Euro) dürfte nicht viel schwerer sein, Specialized nennt ein Gewicht von 6,66 Kilogramm für die Ausstattung mit SRAM Red AXS.


10. Storck Aernario.3 Platinum Disc

  • Gewicht Komplettrad: 6560 Gramm
  • Gewicht Rahmen: 806 Gramm
  • Gewicht Gabel: 391 Gramm
  • Laufradgewichte: 1078/1460 Gramm (v./h.)
  • Preis: 9599 Euro
Storck Aernario.3 Platinum DiscFoto: Matthias BorchersStorck Aernario.3 Platinum Disc

Den Titel für das schnellste Rennrad im TOUR-Test sicherte sich unlängst das Aerfast.5, mit dem Aernario.3 schafft Storck knapp den Sprung in Leichtbau-Spitzenklasse. Neben dem relativ leichten Rahmen profitiert die Platinum-Variante unter anderem von leichten Aerothan-Schläuchen und einem Vollcarbon-Sattel. Mit 9599 Euro bliebt das Aernario.3 als einziges Rad in dieser Bestenliste unter der 10000-Euro-Marke. Auf der Herstellerseite ist die Version mit schnellen Laufrädern von DT Swiss nicht gelistet (Stand: Januar 2025), das Modell mit Eigenmarken-Laufrädern spart 400 Euro.

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