Die besten Race-Rennräder im TestDas Cannondale SuperSix Evo Lab71

Das Cannondale SuperSix Evo Lab71
Foto: Matthias Borchers
Unser Schwestermagazin TOUR hat 13 der besten Rennräder der Welt dem ultimativen Test in Windkanal, Labor und Praxis unterzogen. Hier nimmt TOUR das Cannondale SuperSix Evo Lab71 unter die Lupe.

Das Konzept

Das Cannondale ist ein Paradebeispiel für die Entwicklung im Race-Segment. Weg vom Spezialisten, hin zum Alleskönner: Indem das SuperSix eine Symbiose aus Speed, Leichtbau und Komfort eingeht, macht es das aerodynamisch optimierte und schwerere SystemSix nicht nur bei den World-Tour-Profis von EF Education First obsolet.

Das Cannondale SuperSix Evo Lab71 m Labor

Das Cannondale SuperSix Evo Lab71Foto: Matthias BorchersDas Cannondale SuperSix Evo Lab71

Unter dem schicken Lackkleid, das sich um Sitzrohr und Sattelstütze wie eine zarte Schicht Blattgold legt, verbirgt sich einer der leichtesten Rahmen (848 Gramm) im Feld. Durch die verhältnismäßig schwere Gabel (435 Gramm) verpasst das SuperSix ein noch besseres Gesamtgewicht, allerdings sind nur zwei Mitbewerber leichter. Bemerkenswert: Das Top-Modell ist trotz One-Piece-Cockpit von Motorsport-Spezialist Momo Design nicht schneller als eine günstigere Ausstattungsvariante mit geklemmtem Aero-Lenker. Mit 210 Watt für 45 km/h fährt das Lab71 trotzdem weit vorne im dicht gestaffelten Peloton.

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Fahrerlebnis

Die Carbonstütze, optisch ans Rahmen-Set angepasst, federt exzellentFoto: Matthias BorchersDie Carbonstütze, optisch ans Rahmen-Set angepasst, federt exzellent

Konsequenz des Leichtbaus ist die relativ geringe Frontsteifigkeit, die dem Cannondale im Grenzbereich etwas von seiner Spurtreue nimmt. Dagegen federt die Sattelstütze vorbildlich. Die voluminösen Tubeless-Reifen und die gemäßigte Sitzposition runden den hohen Fahrkomfort ab. Über Nackenschmerzen oder Sitzprobleme muss man sich beim SuperSix keine Gedanken machen.

Das gibt’s fürs Geld

Das High-End-Rad Lab71 ist das Äquivalent zu Luxuslabeln wie S-Works (Specialized) oder CFR (Can­yon), bestätigt aber leider auch die Entwicklungsrichtung der Preise in dieser Rad-Kategorie: immer weiter nach oben. Mit 15.500 Euro nimmt das Cannondale den Spitzenplatz im Testfeld ein. Wer weniger Augenmerk aufs Gewicht legt, findet im SuperSix Hi-Mod 2 eine vielversprechende Alternative – und spart 6500 Euro.

Cannondale SuperSix Evo Lab71: Infos & Test-Note

  • Preis: 15.499 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 6,8 Kilo
  • Aerodynamik: 210 Watt
  • Rahmengrößen: 44, 48, 51, 54, 56, 58, 61 (Testgröße gefettet)
  • TOUR-Note: 1,7

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 534/570/165 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 581/384 Millimeter/1,51
  • Stack+/Reach+/STR+: 631/577 Millimeter/1,09
  • Radstand/Nachlauf: 995/60 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: SRAM Red AXS (2x12; 48/35, 10-33 Z., PM) | Note: 1,0
  • Bremsen: SRAM Red HRD (160/140 mm) | Note: 1,0
  • Reifen: Vittoria Corsa Pro TLR 29 mm (eff.: 29 mm) | Note: 1,5
  • Laufräder: Reserve 42/49 Turbulent Aero
  • Laufradgewichte: 1135/1474 Gramm (v./h.)

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 6810 Gramm | Note: 1,7
  • Luftwiderstand: 210 Watt | Note: 1,7
  • Frontsteifigkeit: 7,4 N/mm | Note: 2,3
  • Tretlagersteifigkeit: 57 N/mm | Note: 1,7
  • Komfort Heck: 133 N/mm | Note: 2,0
  • Komfort Front: 92 N/mm | Note: 2,7

Vor- und Nachteile des Cannondale SuperSix Evo Lab71

  • Plus: leichter Rahmen, sehr komfortabel, schickes Design
  • Minus: nicht besonders steif, extrem teuer
Stärken, Schwächen und weitere Details des Cannondale SuperSix Evo Lab71Foto: TOURStärken, Schwächen und weitere Details des Cannondale SuperSix Evo Lab71

Alle 13 Räder des Vergleichstests

So testet TOUR

Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplett­radgewicht in der einheit­lichen Testradgröße ­56–57 Zentimeter. Wir weisen zur ­Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1000 Höhenmetern pro 100 Kilometern die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische ­Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aero­dynamik wichtiger.

Luftwiderstand (25 Prozent): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.

Frontsteifigkeit (10 Prozent): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern aus­reichend fahrstabile Rahmen.

Tretlagersteifigkeit (10 Prozent): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten ­Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit ­einer realitätsnahen Auf­spannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.

Komfort Heck (10 Prozent): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahr­bahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute ­Noten be­deuten auch eine ­ordentliche Fahr­dynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.

Komfort Front (5 Prozent): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.

Schalten (5 Prozent): Die Schalteigen­schaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.

Bremsen (5 Prozent): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Brems­körper, ­Belägen, Felgen bzw. Scheiben und Zügen sowie Zugverlegung be­wertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?

Reifen (5 Prozent): Bewertet werden Roll­widerstand und Grip – soweit bekannt aus einem ­unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahr­eindrucks.

Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozent­angaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.

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