Das Benotti versteht sich als lupenreiner Race-Allrounder. „Aerodynamisch und leicht“, sei das Fuoco Aero SL, sagt der Hersteller. Das Rad geht ins zweite Modelljahr und konnte bereits in einem ersten Test überzeugen. Neu ist seit diesem Jahr die Option, den Renner per Konfigurator mit imposanten Aero-Laufrädern der Eigenmarke AX-Lightness ausstatten zu können.
Mit voluminösen Felgen und flächigen Messerspeichen aus Carbon sowie langlebigen Keramiklagern macht der Rad-Satz nicht nur optisch etwas her, sondern trägt auch maßgeblich zum geringen Gesamtgewicht der Rennmaschine bei. Lediglich 2.540 Gramm bringen die Clincher auf die Waage, im Vergleich zu den Konkurrenten in diesem ersten Teil unseres großen Vergleichstests sparen die Laufräder damit zwischen 300 und 600 Gramm. Die logische Konsequenz daraus: Das Benotti ist auch das leichteste Komplettrad und wiegt ein ganzes Kilogramm weniger als das schwerste Modell im Vergleich von Bianchi. Aerodynamisch erfüllt das Benotti ebenfalls die Erwartungen an einen vielseitigen Allrounder. Mit 210 Watt für 45 km/h sortiert sich der Renner im Umfeld prominenter und hochpreisiger Vertreter wie dem Cannondale SuperSix, Giant Propel oder Pinarello Dogma F ein. Im Vergleich mit dem bislang schnellsten Kandidaten von Canyon benötigt das Rad allerdings sechs Watt mehr. Das Fuoco, italienisch für Feuer, profitiert im Windkanal von den hochwertigen Laufrädern, die zwei Watt schneller sind als unser Referenzmodell (Zipp 404, Bj. 2018), und von der kleineren Rahmengröße. Der Erstling in Größe 56, mit flacheren Felgen und Stahlspeichen, war drei Watt „langsamer“.
Außerhalb von Labor und Windkanal unterstreicht das Wettkampfrad seinen schnellen Charakter. Durch den Gewichtsvorteil lässt sich das Multitalent spielerisch beschleunigen, auf bergigen Etappen ist es nicht zuletzt durch den Aufbau mit großer Kassette ein geeigneter Untersatz. Die renntauglichen Pneus von Continental helfen spürbar dabei, mit viel Druck auf dem Pedal über den Asphalt zu ballern. Auf schnelle Richtungswechsel reagiert das Benotti direkt, fast schon nervös. Einmal eingelenkt, zieht es messerscharf um die Kurve. Lob verdient das Carbon-Cockpit, das sich exzellent greifen lässt und für eine aerodynamisch günstige Position genügend Auflagefläche für die Unterarme bietet. Die Sitzposition ist rennmäßig.
Die TOUR-Note von 1,9 qualifiziert das Benotti, das entgegen des italienisch klingenden Namens aus dem niedersächsischen Duderstadt kommt, für die Eliteklasse der besten Race-Allrounder im TOUR-Test. Mit dem riesigen Unterschied, dass für das fair kalkulierte Fuoco Aero SL bis zu 8400 Euro weniger fällig werden. Ein noch besseres Resultat lässt der Wettkampfrenner aufgrund des unterdurchschnittlichen Heckkomforts liegen, wobei der Sattel mit gedrucktem Sitzpolster und Carbongestell sowie die 30-Millimeter-Reifen die einzig nennenswerte Schwäche gut kaschieren. Rahmen und Gabel lassen sogar Platz für bis zu 35 Millimeter breite Pneus. Auf solchen Reifen schreckt das Fuoco Aero SL auch vor Holperpisten nicht zurück, dürfte aber etwas von seinem präzisen Lenkverhalten einbüßen.
Insgesamt acht Ausstattungsvarianten inklusive limitierter Sondermodelle anlässlich des 20. Firmenjubiläums sind im Online-Shop gelistet. Die neuen Carbonlaufräder, zum Testzeitpunkt noch nicht konfigurierbar, kosten 800 Euro zusätzlich. Das Basismodell kommt mit einer flacheren Version von AX-Lightness. Optional ist zudem ein Powermeter (400 Euro) erhältlich.
Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplettradgewicht in der einheitlichen Testradgröße 56–57 Zentimeter. Wir weisen zur Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1.000 Höhenmetern pro 100 Kilometer die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aerodynamik wichtiger.
Luftwiderstand (25 Prozent der Gesamtnote): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.
Frontsteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern ausreichend fahrstabile Rahmen.
Tretlagersteifigkeit (10 Prozent der Gesamtnote): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit einer realitätsnahen Aufspannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.
Komfort Heck (10 Prozent der Gesamtnote): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahrbahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute Noten bedeuten auch eine ordentliche Fahrdynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.
Komfort Front (5 Prozent der Gesamtnote): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.
Schalten (5 Prozent der Gesamtnote): Die Schalteigenschaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.
Bremsen (5 Prozent der Gesamtnote): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Bremskörper, Belägen und Scheiben bewertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?
Reifen (5 Prozent der Gesamtnote): Bewertet werden Rollwiderstand und Grip – soweit bekannt aus einem unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahreindrucks. Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.
Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozentangaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.