Max Fuchs
· 26.09.2024
Das Trek Top Fuel hat bereits eine lange Tradition – jedoch nicht als Trailbike, wie wir es heute kennen. Dreht man die Zeitspirale um drei Produktzyklen zurück, findet man das Bike als reinrassiges Racefully auf den Strecken der Cross-Country-Worldcups wieder.
Seither hat sich viel getan: Insbesondere das von Trek erst vor wenigen Monaten der Öffentlichkeit präsentierte Top Fuel in 4. Generation hat mit dem einstigen Racefully nur noch wenig gemein. Die Eckdaten: 130 Millimeter Federweg an der Front, 120 im Heck, 29er-Laufräder. So weit, so gut.
Spannend wird es im Hinblick auf die Geometrie. Mit zunehmender Rahmengröße wachsen die Kettenstreben in 5‑Millimeter-Schritten von 435 auf 445 Millimeter. Das bringt die Proportionen von Hinterbau und Hauptrahmen auch für extrem kleine oder große Fahrer perfekt in Einklang. Neben der größenspezifischen Geometrie kommt das Top Fuel auch mit allerlei Einstelloptionen. Mit nur einem Flipchip an der Dämpferaufnahme lässt sich sowohl die Hinterbau-Progression als auch die Geometrie in zwei Stufen feintunen. Dazu noch das Staufach im Unterrohr sowie ein Tool, das in der Steckachse mitfährt – das Top Fuel sammelt fleißig Usability-Punkte.
Über Geld spricht man eigentlich nicht. Beim Test des Treks ist aber unbedingt nötig. Denn die Amerikaner sind ihre hohen Preise allgemein bekannt. Das wird unserem Testbike zum Verhängnis. Mit dem Modell 9.8 GX AXS für 6999 Euro schickte Trek nur das zweitteuerste Top Fuel zum Test, das im Vergleich zu den günstigeren Bikes zählt. Bei der Ausstattung schöpft das Trek deshalb noch nicht aus dem Vollen – ganz im Gegensatz zur teureren Konkurrenz. Der Preisnachteil macht sich bei den Laufrädern am stärksten bemerkbar. Hier verbaut Trek Alu- statt leichter Carbon-Felgen. Das kostet das US-Label wichtige Punkte beim Gewicht und der Laufradbeschleunigung.
Dennoch lässt sich der Kandidat im Anstieg nicht lumpen und kassiert die Bestnote in der Uphill-Wertung. Die Sitzposition ist perfekt zum Klettern: weder zu kurz noch zu gestreckt und schön zentral. Neben der ausgewogenen Sitzposition sorgen die tiefe Front und die langen Kettenstreben für Bergziegen-Feeling. Keine Rampe ist zu steil, keine Schlüsselstelle zu schwer. Der Hinterbau arbeitet dabei erstklassig: feinfühlig und sehr antriebsneutral.
Saust man auf dem neuen Trek Top Fuel zu Tale, kommt es dank seines langen Radstands auch mit hohen Geschwindigkeiten gut zurecht. Steile Abfahrten souverän zu meistern, stand aber offenbar im Lastenheft – wenn überhaupt – weit unten. Dafür liegt die Front etwas zu tief. Das Fahrwerk bietet wiederum viel Gegenhalt und Popp. Im Zusammenspiel mit der kompakten Fahrposition lädt das Bike im zahmen Gelände zum Spielen ein und reagiert willig auf die Impulse des Fahrers. Bunnyhop über den Baumstamm, Sprünge über Wurzelfelder oder ein kleiner Manual – all das gelingt mit dem Trek spielerisch.
Sobald das Gelände ruppiger wird, erreicht der Ex-Racer jedoch schneller seinen Grenzbereich als abfahrtslastigere Modelle. Der Hinterbau arbeitet gut, geizt wegen seines knappen Hubs jedoch mit Schluckvermögen und reicht große Brocken direkt an den Fahrer weiter.
Obwohl das Trek Top Fuel 9.8 in dieser Ausstattungsvariante preislich im Nachteil ist, konnte uns das Konzept überzeugen. Dank der hervorragenden Klettereigenschaften und der gelungenen Sitzposition eignet es sich super für anspruchsvolle und tretintensive Touren. Der Fahrspaß bergab kommt dabei nicht zu kurz, solange das Gelände zahm bleibt und nicht zu steil wird.