Peter Nilges
· 05.02.2024
Thema verfehlt, geht es mir durch den Kopf, als ich die Labordaten unserer drei Trailbikes überfliege und am Gesamtgewicht des GT hängen bleibe. Gut, in diesem Test haben wir uns bewusst die wuchtigeren, langhubigeren Trailbikes von Canyon, Cube und GT herausgepickt. Mit Federwegen zwischen 140 und 150 Millimeter an der Gabel und 130 bis 140 Millimeter am Heck rangieren diese schon eher zwischen den Kategorien Trail und All Mountain.
Trail-Mountain-Bikes zwischen 2999 und 3999 Euro, wenn man so will. Aber 15,8 Kilo für ein Fully in der goldenen Mitte des Federwegspektrums? Und das für 3999 Euro? Doch nicht alle unsere Testkandidaten drücken so vehement auf die Waage wie das GT Sensor Carbon Elite. Mit ganzen 2,5 Kilo weniger auf den ”Rippen” zeigt das Cube Stereo One44 für 3299 Euro eine andere Interpretation der Gattung Trailbike. Das Canyon Neuron LTD als drittes Bike im Bunde liegt mit 14,3 Kilo zwischen den beiden Extremen und bleibt mit 2999 Euro extrem preiswert.
So unterschiedlich wie die Gewichte fallen auch die Einsatzbereiche und damit die Stärken der Bikes aus. Geht es um die Touren-Qualität und das reine Strecke machen, so geben Canyon und Cube den Ton an. Aufgrund der sportlicheren Sitzposition und der noch schnelleren Reifen hat das Neuron hier sogar den Reifen vorne – trotz Gewichtsnachteil.
Das GT Sensor tut sich erwartungsgemäß schwer. 15,8 Kilo wollen erst mal in Schwung gebracht werden. Gerade in welligem Terrain und auf verwinkelten Trails, wo permanente Antritte gefragt sind, hinkt das träge Sensor den anderen beiden Trailbikes deutlich hinterher. Auf technischen Uphills hingegen kann auch das GT punkten: Zum einen verfügt es über die griffigsten Reifen, zum anderen sorgt das Stahlfederheck für beste Traktion. So erklimmt das GT, wenn auch gemütlich, knifflige Passagen.
Im Vergleich dazu hat das leichte Cube früher mit einer steigenden Front und fehlender Traktion zu kämpfen. Dank des sensiblen Hinterbaus und der sportlichsten Sitzposition klettert auch das Canyon sehr anständig, bis die schnellen Reifen schließlich ebenfalls am Limit sind.
Bei einem Anschaffungspreis zwischen 3000 und 4000 Euro kommen beim Herzstück der Test-Bikes – dem Rahmen – unterschiedliche Materialien infrage. Während Cube bereits komplett auf leichtes Carbon setzt, kombiniert GT einen Kohlefaser-Hauptrahmen mit Alu-Kettenstreben. Das Canyon Neuron besteht komplett aus Alu.
Da ein Alurahmen in der Produktion nach wie vor deutlich günstiger ausfällt, bleibt unterm Strich mehr Geld für die Ausstattung übrig. In Kombination mit dem Vertriebsweg schnürt Canyon beim Neuron LTD somit das beste Ausstattungspaket und setzt mit der elektronischen Sram GX AXS Transmission ein echtes Highlight. Cube und selbst das teure GT haben hier das Nachsehen.
Dreimal Trailbike, dreimal unterschiedlicher Charakter. Unsere Testbikes von Canyon, Cube und GT zeigen deutlich, wie verschieden man ein Bike dieser Gattung interpretieren kann. Während das schwere GT komplett auf Abfahrtsspaß gepolt ist, blüht das leichte Cube im Touren-Einsatz auf. Das Neuron kann alles auf hohem Niveau und gewinnt damit diesen Vergleich. – Peter Nilges, BIKE-Testleiter
Auch bei einem Trailbike stehen für mich die Abfahrtsperformance und Fahrqualität im Fokus. Für solide Reifen mit bestem Grip, wie bei dem GT Sensor, nehme ich gerne zusätzliches Gewicht in Kauf.
Bei mehr als 15 Kilo hört der Spaß für mich definitiv auf. Dabei stören die Pfunde weniger beim gleichmäßigen Klettern, sondern vielmehr im welligen Gelände. Bikes mit zu hohem Gewicht reagieren einfach zu träge, beschneiden massiv den Spieltrieb und kosten zu viele Körner auf langen Touren.
Unsere drei Testbikes liegen zwischen 2999 und 3999 Euro. Der Vergleich mit dem Scott Spark 930 zeigt, wie und wo sich der Aufpreis auswirkt.
Gewicht: Das Spark 930 verfügt über einen Carbon-Hauptrahmen mit Alu-Hinterbau wie das GT. Beim Gesamtgewicht bleibt es inklusive Pedalen knapp unter der 14-Kilo-Marke. Damit rangiert es zwischen dem leichten Cube mit Vollcarbon-Rahmen und dem Canyon mit Alu-Rahmen.
Fahrwerk: Scott setzt auf Fox-Rhythm-Komponenten, sowohl bei der Gabel, als auch beim Dämpfer, und liegt damit sogar unter dem Ausstattungs-Niveau von Canyon und GT. Dafür punktet das Scott mit der Twinloc-Fahrwerksverstellung, mit der sich Gabel und Dämpfer mit nur einem Lenkerhebel bedienen lassen.
Schaltgruppe: Der Shimano-Mix mit SLX-Kurbeln, Deore-Shiftern und XT-Schaltwerk kann sich sehen lassen und stellt die günstige Sram-SX-Gruppe am GT in den Schatten. Die GX-Eagle-Schaltung am Cube liegt auf ähnlichem Niveau, Canyon legt mit der elektronischen GX Transmission aber noch eine deutliche Schippe drauf.