Cube baut sein One22 auf einem gerade mal 2474 Gramm schweren Carbon-Rahmen mit Alu-Hinterbau auf. Zusammen mit leichten Laufrädern, schnell rollenden Reifen, großer Bandbreite und einem kleinen Klettergang wird schnell klar: Das One22 will Berge erklimmen. Dass es trotzdem nicht zu den besten Kletterern im Test gehört, liegt an mehreren Faktoren: Zum einen pumpt der traktionsstarke Hinterbau bei jeder Pedalumdrehung eifrig mit – hier kommt man um die Plattform im Anstieg nicht herum. Zum anderen sitzt man auf dem Cube sehr aufrecht, kompakt und wenig vortriebsorientiert. Das Vorderrad steigt in steilen Passagen schon früh, was eine recht aktive Fahrweise vom Piloten verlangt. Um wegen des flachen Sitzwinkels nicht zu sehr von hinten zu treten, sollte man den Sattel etwas nach vorne schieben.
Wellige Singletrails und verwinkelte Kurse meistert das Cube mit Leichtigkeit, kurze Gegenanstiege rollt man locker ab. Auch das Fahrwerk ist potenter, als es das filigrane Bike vermuten lässt. Dennoch: Sobald es heftiger zur Sache geht, stößt das One22 recht schnell an seine Grenzen. Der Hinterbau gibt den Federweg zu schnell frei und lässt Gegenhalt vermissen. Mit dem steilen Lenkwinkel, dem schmalen Lenker und den harten, dünnen Griffen wirkt das Trailbike bald überfordert.
Auch die Reifen sind nicht wirklich für hartes Gelände ausgelegt – akzeptabler Grip, aber geringer Pannenschutz. Zumindest bringen einen die kräftigen XT-Stopper mit vier Kolben und großer Scheibe vorne jederzeit zuverlässig zum Stehen. Die hohe Geräuschkulisse in der Abfahrt rührt vom fehlenden Rahmenschutz und der Bremsleitung her, die an den Speichen des Hinterrads klapperte – hier besteht noch Verbesserungspotenzial.
Cube liefert einen Tourer mit klassischen Tugenden: leicht, wendig, komfortabel. Die Geometrie mit flachem Sitzwinkel wirkt etwas altbacken. Der Hinterbau verschenkt Potenzial sowohl im Anstieg als auch in der Abfahrt.
BIKE-Testurteil²: gut - 172,5 von 250 Punkten