Breiter Einsatzbereich, knallhart kalkuliert und funktionell bis ins Detail. Auch in der LTD-Version für attraktive 2999 Euro zeigt sich Canyons Verkaufsschlager von seiner besten Seite und gewinnt diesen Vergleich. Damit reiht sich das teuerste Alu-Modell in die Reihe der Testsiege ein, die das Neuron bereits in vergangenen Vergleichen erringen konnte. Selbst im All-Mountain-Test der BIKE, in dem das Trailbike als Referenz mitlief, machte es eine passable Figur zwischen der ansonsten langhubigen Konkurrenz.
In diesem Shoot-out versprüht das Canyon die sportlichste Note. Das liegt zum einen am Federweg von nominell 140 Millimeter vorne und 130 hinten, aber auch an der Sitzposition. Im Vergleich bieten Cube und auch GT mit 140 Millimeter Federweg am Heck etwas mehr Reserven. Dafür besitzt das Neuron den längsten Reach in Kombination mit dem niedrigsten Stack, wodurch man in Summe auf dem Canyon am sportlichsten Platz nimmt – wenn auch keinesfalls zu gestreckt. Die Fahrposition gefällt auf Anhieb und wirkt stimmig und ausbalanciert. Da das Trailbike frei von Extremen ist, entfällt auch beim Handling die Eingewöhnungszeit. Mit 66,5 Grad ist der Lenkwinkel beim Neuron modern, verglichen mit den beiden Kontrahenten aber eher steil. Entsprechend besitzt das Trailbike des Koblenzer Versenders auch den kürzesten Radstand, wobei die Kettenstreben sogar auf der langen Seite liegen. Dadurch erklettert das Bike auch steilste Rampen souverän, ohne den Fahrer in technischen Uphills mit einer kippeligen Lenkung von der Ideallinie abzubringen.
Bergab liefert das Neuron eine grundsolide Vorstellung. Lenkwinkel, Federweg und schmales Cockpit zeigen dem Fahrer jedoch klare Grenzen auf. An die Downhill-Performance des GT reicht das Canyon nicht heran. Auch die Vortriebsorientierte Reifenwahl limitiert bergab.
Bergauf sowie bei langen Stunden im Sattel überzeugt das Neuron jedoch auf ganzer Linie und macht der Trailbike-Gattung alle Ehre. Die Reifen rollen ausgezeichnet und sparen Körner beim Strecke machen. Wirklich herausragend ist aber die Funktion des Hinterbaus, der den Spagat aus Antriebsneutralität und Feinfühligkeit bzw. Traktion perfekt trifft. Selbst im Wiegetritt bleibt das Heck auch ohne Plattform sehr ruhig. Dafür spricht der Hinterbau sehr fein an und generiert massiv Grip. Genau so soll das sein.
Auch an der Ausstattung hat Canyon nicht gespart: Ein Highlight der LTD-Variante ist die Sram GX AXS Transmission. Die Funk-Schaltung liegt im offiziellen Verkaufspreis bereits bei 1300 Euro und liefert selbst unter Last feinste Schaltperformance. Ebenfalls erwähnenswert ist die Canyon-eigene Teleskopstütze, die bis zu 200 Millimeter Hub bietet und werkzeuglos in der Länge angepasst werden kann. Allerdings fällt das Sitzrohr mit 460 Millimeter länger aus als bei Cube und GT und lässt weniger Spielraum zum Absenken.
Unterm Strich macht sich beim Neuron LTD die Philosophie bezahlt, auf Carbon beim Rahmen zu Verzichten und das Geld dafür in die Ausstattung zu investieren. Mit 14 Kilo ohne Pedale bleibt das Trailbike immer noch konkurrenzfähig leicht.
Das Canyon Neuron kann alles auf hohem Niveau und ist damit das ideale Trailbike für Touren-Fahrer. Die LTD-Variante begeistert zudem mit einer tollen und funktionalen Ausstattung.