Das Habit ist der Allrounder aus dem Hause Cannondale und will einen breiten Einsatzbereich abdecken. Vom „Newschool-Gejibbe“ bis zum Kilometerfressen auf zahmen Trails steht alles im Lastenheft des amerikanischen Trailbikes. Um diesen Spagat zu schaffen, bietet Cannondale das Habit in zwei Federwegsoptionen an. Einmal mit 150er-Gabel und 140 Millimeter Federweg am Heck mit dem Zusatz LT und einmal mit jeweils um zehn Millimeter kürzerem Federweg. Die Differenz am Hinterbau realisiert Cannondale lediglich durch unterschiedliche Dämpferhübe bei gleicher Einbaulänge. Bei unserem Testbike Habit LTD handelt es sich um die sportlichere und gleichzeitig teuerste Variante. Mit einem Preisbereich von 2499 bis eben 8499 Euro fokussiert sich Cannondale auf die Kernzielgruppe und hat sich bereits seit Jahren von den Boutique-Preisen jenseits der 10.000-Euro-Marke verabschiedet. An der Ausstattung mit Rockshox-Ultimate-Fahrwerk, Sram-X0-AXS-Transmission-Schaltung und AXS-Teleskopstütze so-wie den DT-Swiss-Carbon-Laufrädern gibt es dennoch keinerlei Optimierungsbedarf. Auch die Mischbereifung aus Maxxis Dissector vorne und Rekon hinten passt gut zu dem angedachten Einsatzbereich. Lediglich die Sram-G2-Bremsen kommen etwas kraftlos daher und benötigen hohe Handkräfte.
Während die Ausstattungsqualität auf Top-Niveau liegt, konzentriert sich Cannondale beim Rahmen auf die Basics: Ein Staufach im Unterrohr oder einen Flipchip zur Geometrie-Anpassung sucht man am Habit vergebens. Immerhin bietet das Oberrohr eine Befestigungsmöglichkeit für einen Ersatzschlauch oder Kleinkram. Ins Rahmendreieck passt zudem eine Trinkflasche in Standardgröße mit 0,75 Litern. Mit 13,1 Kilo ohne Pedale bleibt das Gewicht auf einem ordentlichen Niveau, was sich im Handling und Vortrieb positiv bemerkbar macht. Für eine längere Haltbarkeit wird der Gelenkspalt am Hauptlager von einem Minischutzblech abgedeckt.
Auf dem Trail kann das Habit bereits nach wenigen Metern überzeugen. Der moderate Reach und die komfortable Sitzposition mit der hohen Front machen das Handling intuitiv und auf Anhieb beherrschbar. Mit einem Lenkwinkel von 65,5 Grad reizt das Trail-bike keine Extreme aus und findet den Sweetspot aus Agilität und Laufruhe. Trotz eher langer Kettenstreben lässt sich das Habit mit überschaubarem Aufwand aufs Hinterrad ziehen. In Verbindung mit dem schlanken Gewicht stehen die Zeichen beim Habit komplett auf Spieltrieb. Hier abziehen, dort durch die Kurve räubern und zwischendurch noch einen Manual hinlegen. Das Habit ist zu allen Schandtaten bereit und bietet dem Fahrer ein hohes Maß an Kontrolle.
Auch der Komfort bleibt bei dem amerikanischen Trail-Flitzer keineswegs auf der Strecke: Das Rockshox-Fahrwerk arbeitet absolut feinfühlig und stellt seinen Federweg bereitwillig zur Verfügung. Die Federwegsausnutzung passt, ohne dabei mit Gegenhalt zu knausern. Damit fühlt sich der Hinterbau sogar nach mehr als den angegebenen 130 Millimeter Federweg an. Im Wiegetritt pumpt er allerdings leicht. Die zuschaltbare Plattform sorgt aber komplett für Ruhe. Etwas nervig: Die hintere Bremsleitung klappert laut im Rahmen, sobald der Untergrund rauer wird. Auch das Speichengeflecht des Hinterrads macht unter hoher Antriebslast Geräusche.
BENOTUNG: Das BIKE-Urteil setzt sich aus den subjektiven Eindrücken der Testfahrer und unseren Labormesswerten zusammen. Das Urteil ist preisunabhängig. Notenspektrum: sehr gut (0,5–1,5), gut (1,6–2,5), befriedigend (2,6–3,5), ausreichend (3,6–4,5), mangelhaft (4,6–5,5).
LABOR (10 %): 2,9
AUSSTATTUNG (25 %): 2,5
+ verspieltes Handling
+ intuitiv zu fahren
+ komfortables, potentes Fahrwerk
– wenig Einstellmöglichkeiten, was die Geometrie betrifft
– nervige Fahrgeräusche (Leitungsklappern)
Wer ein verspieltes Trailbike sucht, ist mit dem Cannondale Habit LTD sehr gut beraten. Ausstattung, Fahrspaß und Fahrwerk liegen auf sehr hohem Niveau. - Peter Nilges, BIKE-Testleiter