Max Fuchs
· 22.09.2024
Die Evolution von Cross-Country-Fullys schreitet weiter voran. Specialized spendiert seiner Rennfeile Epic ebenfalls 120 Millimeter Federweg und eine lange, flache Geometrie. Damit belegt es das einstige Territorium des abfahrtslastigeren Epic Evo. Doch die Amerikaner geben das Evo-Modell nicht auf. Im Gegenteil, mit noch mehr Federweg an der Front, bissigen Bremsen und griffigen Reifen steigt das Specialized Epic Evo 8 Pro 2024 in die Trailbike-Kategorie auf und darf sich damit direkt in unserem Vergleichstest beweisen.
Dass sich unser Testbike den Rahmen mit dem Racefully Epic teilt, wird bereits beim Aufsitzen deutlich. Lang gestreckt und mit viel Druck auf dem Vorderrad nimmt man auf dem Epic Evo Platz. Um dem Flitzer etwas mehr Komfort zu entlocken, haben wir alle möglichen Spacer unter dem Vorbau montiert. Doch selbst dann versprüht das Bike immer noch eine äußerst sportliche Note. Dementsprechend schnell geht es auf dem Specialized bergauf zur Sache.
Der Hinterbau wippt derweil kaum. Nahezu verlustfrei wandelt das Evo jedes Watt aus den Beinen in Vortrieb um. Der Griff zum Plattformhebel scheint meist überflüssig. Im packenden Duell um die Uphill-Wertung muss sich der Kandidat dennoch dem Trek geschlagen geben. Warum? Weil das Specialized seinen Fahrer auch in kniffligen Anstiegen sehr sportlich über den Rahmen spannt, leidet das Handling. Ausgleichsbewegungen fallen schwerer und für fahrtechnische Manöver fehlt der Bewegungsfreiraum.
Dafür sichert sich das Epic Evo die Bestnote bei der Ausstattung: Ein Staufach samt Neoprentasche im Unterrohr für Proviant oder Ersatzteile, ein Tool im Gabelschaft, ein Flipchip im Dämpferauge und ein Lenkanschlagsbegrenzer – müsste James Bond Fahrrad fahren, würde er sicher auf die Sonderausstattung des Evo vertrauen. Auch gut: Zwei Flaschenhalter bieten auf langen Touren großen Mehrwert.
Wegen der frontlastigen Fahrposition erreichen weniger versierte Piloten im steilen Gelände früh die Grenzen des Fahrbaren. Die Federelemente sprechen gut an, stehen jedoch tendenziell hoch im Federweg. Das straffe Fahrgefühl passt zwar gut zur sportlichen Fahrposition, vermittelt aber im Vergleich nur wenig Komfort und Sicherheit. Nur das Cube Stereo gibt noch mehr Feedback vom Untergrund.
Rücken die Fahrwerksqualitäten auf zahmeren Trails in den Hintergrund, liegt das Bike durch seine Länge sicher in der Spur und verträgt viel Speed. Gut für die Spieltrieb-Wertung: Das Fahrwerk bietet strammen Gegenhalt beim Pushen in Anliegern und Abdrücken an Sprüngen. Allzu großen Unfug erlaubt das Epic Evo aber nicht. Denn auch bergab beschneidet die sportliche Fahrposition den Aktionsradius des Piloten. Ein abschließendes Lob erntet die hauseigene Reifenkombi: Der Kompromiss zwischen Grip und Rollwiderstand gefiel uns außerordentlich gut.
Mit seinem durchweg sportlichen Charakter eignet sich das Specialized Epic Evo für jene Trailbiker, die gerne viel Strecke machen und bei denen der Downhill-Spaß nicht im Mittelpunkt steht. Flaschenhalter, Swat-Tool und Kofferraum – neben der Geometrie und dem Fahrwerk scheinen auch die nützlichen Ausstattungsdetails wie gemacht für ausgedehnte Touren.