Beim Scott Spark denken die meisten Biker wohl sofort an XC-Überflieger Nino Schurter. Doch das Carbon-Fully kann in der TR-Version auch Trail. Das Mountainbike mit dem unsichtbaren Dämpfer hat unter Touren-Bikern fast so viele Fans wie der Altmeister selbst. Wir luden das Scott Spark 920 TR zum Test, um den Hype zu entschlüsseln.
Das Scott Spark verkauft sich wie ein Flachbildfernseher im Black Friday Super-Sale. Im Test des aktuellen Topseller-Bikes nehmen wir die Erfolgsstrategie dieses auffallend stark nachgefragten Modelles auseinander.
Doch Systemintegration und Wettkampferfolge können nur teilweise der Grund für den Run auf das Carbon-Fully von Scott sein. Vielmehr hat sich das Spark über die letzten Jahren als regelrechte Marke unter den Cross-Country-Fullys etabliert. Inzwischen bietet Scott unzählige Versionen zum Kauf an und auch die Optionen mit mehr Federweg, wie unser Testbike Scott Spark 920 TR, stehen selten lange im Ladenfenster.
Die 3 weiteren Topseller-MTB im Test findet ihr hier:
Foto: Max FuchsWie Sie sehen, sehen Sie nichts: Das Scott Spark 920 TR verbirgt seinen Dämpfer im Rahmeninneren.
Die Erfolgsgeschichte des Scott Spark ist untrennbar mit Cross-Country-Superstar Nino Schurter verbunden. Was der Schweizer am Steuer des Bikes mit dem integrierten Dämpfer auf der großen Bühne zeigte, versetzte Fans weltweit in Kauflaune.
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Natürlich strahlt die Werbe-Kraft des Publikumslieblings auf die Trailbike-Version ab. Zehn Millimeter mehr Knautschzone an der Front machen das Spark auch abseits der Rennstrecke zu einem begehrten Untersatz. Von der XC-Basis bleiben zwei Flaschenhalter und das altbekannte Twinloc-System zur Druckstufen-Steuerung vom Lenker aus. Über ein Steuersatz-Insert lässt sich der Lenkwinkel um 0,6 Grad manipulieren.
Foto: Max FuchsMit 130 Millimetern Federweg an der Front soll das Scott Spark zum Trailbike mutieren.Foto: Max FuchsJeder weiß, dass Rallye-Streifen schneller machen. Das Scott Spark trägt die Race-Grafiken jedenfalls mit Würde.
Scott Spark 920 TR: Details & Preis
Einsatzbereich: Trail / Tour
Federweg: 130 / 120 mm
Laufradgröße: 29”
Rahmenmaterial: Carbon
Gewicht: 13,3 kg
Preis: 5499 Euro
Vertriebsweg: Fachhandel
Garantie: 5 Jahre
Maximales Systemgewicht: 128 Kilo
Besonderheiten: integrierter Dämpfer, Lenkwinkelverstellung, zwei Flaschenhalter
Foto: Max FuchsHuch, Schweißraupen am Hinterbau? Das Scott Spark 920 TR besteht vorne aus Carbon, hinten jedoch aus Aluminium. Die Steifigkeitswerte des Hecks sind auffällig hoch.Foto: Max FuchsDank SAG-Indikator und Guckloch lässt sich die Federwegsnutzung am Trailbike von Scott trotz verborgenem Federbein problemlos kontrollieren.
Reifen: Schwalbe Wicked Will Evo Addix Soft/Speedgrip Superrace TLE
Sattelstütze / Hub: Syncros Duncan / 150 mm
Foto: Max FuchsEin praktischer Drehverschluss öffnet die Abdeckung im Unterrohr des Scott Spark.Foto: Max FuchsDurch die Serviceklappe bleiben alle Einstellmöglichkeiten am Dämpfer gut erreichbar und die Servicefreundlichkeit passt trotz Systemintegration.
Das Trailbike von Scott im Praxis-Test
Dass Schurter bergab der Konkurrenz davonfliegt, wundert angesichts der guten Hinterbaufunktion des Scott Spark wenig. Dafür, dass der 120-Millimeter-Hinterbau ursprünglich für Racer entwickelt wurde, flubbert das Bike wunderbar sensibel und mit hohen Fahrwerksreserven über den Wurzelteppich. Allerdings wird das sehr steife hintere Rahmendreieck aus Alu in schrofferem Terrain schnell zum Ping-Pong-Spielball. Im Vergleich zu seinen Artgenossen besitzt das Spark ein mächtig langes Sitzrohr. Zusammen mit der üppigen Vorbaulänge wirkt das Konzept in steilen Downhills sperrig.
Foto: Max FuchsMit der ungewöhnlichen Lenker-Form kommen nicht alle Fahrer zurecht. Der Vorbau baut lang, der Lenker ist flach.Foto: Max FuchsIn der Hinterradachse des Scott Spark verbirgt sich ein Werkzeug.
Durch die frontlastige Fahrposition werden am Scott Spark 920 TR die meisten Vorzüge des flachen Lenkwinkels verspielt. Zusätzlich beschneidet die suboptimale Vorstellung des Schwalbe Wicked Will das Sicherheitsempfinden. Selbst in der weichen Gummimischung vorne kommt der Reifen früh ins Rutschen und setzt Vollgas-Abfahrten klare Limits. Hier schlummert Tuning-Potential! Am gewöhnungsbedürftig gekröpften Lenker machen die Sram-DB8-Bremshebel einen martialischen Eindruck. Umso größer unsere Überraschung über ihre halbherzige Verzögerungsleistung.
Foto: Max FuchsSchaut wilder aus, als sie zubeißt: Die günstigen Sram DB8 Bremsen besitzen einen knackigen Druckpunkt aber enttäuschend wenig Kraft.Foto: Max FuchsScott liefert das Spark mit einem Fender an der Gabel aus. So wird der Fahrer geschützt und die Buchsen sind von Dreck abgeschirmt.
Auch, wenn Twinlock inzwischen ein wenig angestaubt wirkt: Die Druckstufen-Fernsteuerung von Gabel und Dämpfer gleichzeitig funktioniert gut. Ein Daumendruck und das generell wenig wippanfällige Spark wird zur Effizienz-Maschine. Mit etwas Übung lässt sich der dreiteilige Hebel auf der linken Lenkerseite super bedienen. Durch den verhältnismäßig flachen Sitzwinkel und das ausladende Cockpit wird die Sitzposition in die Länge gezogen. Sportliche Touren mit hohem Tretanteil sind das bevorzugte Einsatzgebiet des Scott. Hierzu passen auch die flott rollenden Reifen. In tiefem Schotter und auf feuchten Trail-Uphills bleibt die Traktion aber auf der Strecke.
Foto: Max FuchsZwei Hebel fürs Fahrwerk, eines für die Vario-Stütze: Nach etwas Eingewöhnung bietet das Twinlock-System einen echten Mehrwert fürs sportliche Trailbike.Foto: Max FuchsKeine Selbstverständlichkeit in der Trailbike-Kategorie: Am Sitzrohr des Scott Spark findet sich eine zweite Flaschenhalteraufnahme.Foto: BIKE-MagazinAn der gestreckten Sitzposition sind die XC-Gene des Scott Spark TR zu spüren.Foto: BIKE-MagazinDas BIKE-Spinnendiagramm bescheinigt dem Scott Spark TR ein ausgewogenes Verhältnis von Stärken und Schwächen. Touren mag das Trailbike lieber als krasse Downhill-Action.
Das neue BIKE-Spinnendiagramm gibt einen Überblick über die Stärken und Schwächen des Scott Spark 920 TR. Uphill, Spieltrieb, Downhill bezieht sich auf das Fahrverhalten: Je größer der Ausschlag, desto besser die Eignung. Ausstattung: setzt sich aus unterschiedlichen Punkten wie Qualität/Verarbeitung, Usability, Flaschenhaltervolumen, Sattelversenkbarkeit zusammen. Vortrieb: Einfluss vom Gesamtgewicht und Laufradträgheit.
Foto: Max FuchsFür ein Trailbike ist der Schwalbe Wicked Will eine zahme Wahl. Grip, Traktion und Pannenschutz konnten im Test nicht überzeugen. Dafür rollt der Reifen zügig voran.Foto: Max FuchsAm Mittelklasse-Modell Scott Spark 920 TR kommen viele Anbauteile von der Eigenmarke Syncros. So auch der Alu-Laufradsatz.
Aus dem Testlabor
BIKE betreibt einen beispiellosen Aufwand zur Vermessung von Mountainbikes. Im Testlabor nehmen wir nicht nur unsere eigene Geometrie-Vermessung vor, sondern ermitteln auch die Seitensteifigkeit des Rahmens getrennt für das vordere Rahmendreieck inklusive der verbauten Gabel (vorne) und dem Hinterbau (hinten). Das Gesamtgewicht versteht sich ohne Pedale, das Laufradgewicht pro Satz mit Reifen, Kassette und Bremsscheiben. Für den Messwert der Laufradträgheit gilt: je niedriger, desto leichter zu beschleunigen.
Gesamtgewicht: 13,32 kg ohne Pedale
Gewicht Laufräder: 4808 g
Laufradträgheit: 3629 kg x cm²
Foto: Max FuchsEine kleine Flappe schützt das Gelenk vor Schmutz. Der Übergang von Carbon zu Aluminium gefällt an einem sonst so stylischen Bike, wie dem Scott Spar, optisch nicht Jedem.Foto: Max FuchsDie Ausstattungsvariante 920 markiert für 5499 Euro den günstigsten Einstieg ins Trailbike-Portfolio von Scott.Foto: BIKE-MagazinTrotz Systemintegration gelingt dem Trailbike von Scott eine passable Servicefreundlichkeit.Foto: Max FuchsIn der Trail-Abfahrt würde das Scott Spark TR von einem kürzeren Sitzrohr und mehr Vario-Hub profitieren.Foto: Max FuchsTrotz vieler Züge gelingt dem Scott Spark eine aufgeräumte Optik. Die Leitungen laufen am Vorau vorbei durch den Steursatz in den Rahmen.Foto: BIKE-MagazinWährend sich das Scott Spark TR vorne eher weich zeigt, sprengen die Steifigkeitswerte des Alu-Hinterbaus unsere Skala.Foto: Max FuchsEin dezenter Kettenstrebenschutz macht am Scott Trailbike einen vernünftigen Job ohne zu dick aufzutragen.Foto: Max FuchsIn der harten Speedgrip Gummimischung besitzt der Schwalbe Wicked Will am Hinterrad nur wenig Rollwiderstand.Foto: BIKE-MagazinBIKE-Messung der Geometrie am Scott Spark 920 TR in Rahmengröße L.Foto: Max FuchsAuf dem Unterrohr des Scott Spark bleibt viel Platz für einen Flaschenhalter. Drei Montagepunkte stehen zur Auswahl.
Fazit zum Scott Spark 920 TR
In der Trailbike-Kategorie gibt es heute deutlich souveränere Abfahrer als das Scott Spark TR. Dessen Stärken kommen auf Touren durch wechselnde Geländetypen am besten zur Geltung. Der Vorwärtsdrang ist hoch, der Charakter sportlich. Wird es steil, fordern Reifen- und Bremsenwahl eine geschulte Fahrtechnik. - Jan Timmermann, BIKE-Testredakteur
Pro
gut gemachter Alu-Carbon-Hybrid-Rahmen
Fahrwerk und Sitzposition gefallen auf Tour
Contra
vermittelt in steilen Abfahrten wenig Sicherheit
Reifen- und Bremsenwahl
Foto: Marketa NavratilovaBIKE-Testredakteur Jan Timmermann.