Max Fuchs
· 04.10.2024
Abfahrtskompetenz trifft auf Vortrieb: Nach diesem Motto entwickelte das Schweizer Label Scor das 2030. Die Eckdaten klingen gewöhnlich: 140 Millimeter Federweg an der Gabel, 130 Millimeter am Heck und 29er-Laufräder. So wie es sich für ein Trailbike eben gehört. Bereits die erste Testrunde macht aber unmissverständlich klar: Das Scor ist alles andere als gewöhnlich.
Im Anstieg gehört das 2030 zu den vortriebsstärksten Bikes im Test. Nur Trek und Specialized klettern noch effizienter. Selbst im Wiegetritt und mit offenem Dämpfer wandelt das Scor jede Pedalumdrehung verlustfrei in Vortrieb um. Nerviges Wippen – Fehlanzeige. Auch in steilen Rampen steht das Bike stets hoch im Federweg und sackt an Kanten nicht weg. So kann man die Vorzüge des steilen Sitzwinkels voll auskosten und mit viel Druck auf dem Vorderrad auch technische Steilstücke erklimmen. Das sensible Fox-Fahrwerk sorgt dabei für super Traktion. Die Sitzposition fällt angenehm kompakt aus, gefällt auf Anhieb und macht auch Lust auf lange Touren. Einziges Manko: Zirkelt man bergauf um enge Kehren, neigt der flache Lenkwinkel zum Abkippen. Wen das stört, der kann die Front dank der exzentrischen Steuersatzschale um einen Grad steiler stellen.
Im Downhill läuft das Scor 2030 dann zu seiner Höchstform auf: Der 64,4 Grad flache Lenkwinkel erzeugt zusammen mit dem üppigen Reach und der 140er-Gabel ein sehr hohes Maß an Laufruhe. Das verleitet zum Vollgasfahren. Passend zum Mini-Enduro-Feeling gibt Scor den Carbon-Rahmen auch für Bikepark-Einsätze frei. Bei der Linienwahl ist dennoch Vorsicht geboten: Schießt man in gröbere Gefilde, bockt der progressive Hinterbau und zwingt den Piloten, in die Eisen zu steigen. Es muss schon ordentlich rumpeln, bis der Dämpfer den gesamten Federweg freigibt. Das Ansprechverhalten überzeugt dagegen auf ganzer Linie.
Auch gut: Den Körpereinsatz aktiver Piloten belohnt das Fahrwerk mit viel Gegenhalt. So lässt sich das 2030 auf welligen Trails höllisch schnell auf Tempo bringen. Gepaart mit den kurzen Kettenstreben versetzt es Sprungverliebte auf Jump-Trails in Ekstase. Durch schnelle Richtungswechsel will das lange und flache Scor allerdings mit Nachdruck geführt werden.
Ernste Kritik gibt’s nur für das kurze Steuerrohr. Die Kombination aus tiefer Front und langem Reach verschiebt den Körperschwerpunkt weit Richtung Vorderrad. Das vermittelt einem das Gefühl, nicht tief genug im Bike zu stehen, und erschwert das Handling in steilen Abfahrten. Da bereits alle Spacer unter dem Cockpit verbaut waren, raten wir zu einem Lenker mit mehr Rise.
Das Scor beherrscht zwar keine Disziplin perfekt, in Summe erfüllt es die Anforderungen an ein Trailbike jedoch am besten und sichert sich somit den Testsieg. Auf Tour gefällt der Vortrieb, und die Klettereigenschaften lassen kaum Wünsche offen. Bergab hält das 2030 trotz seiner speziellen Geometrie den Spaßfaktor hoch und vermittelt genügend Sicherheit auf anspruchsvollen Trails.