Shredabilty meets Pedalability. Oder auf Deutsch: Abfahrtskompetenz trifft auf Vortrieb – nach diesem Slogan entwickelte das Schweizer Label Scor das 2030. Es ist der jüngste Spross im noch jungen Portfolio und auch das erste Trailbike der Schwestermarke von BMC.
Insidern verrät bereits der Name, dass das Scor am Heck 120 Millimeter Federweg bietet (2030). Unser Prüfstand quetschte sogar 124 Millimeter Federweg aus dem Hinterbau. Wer will, kann den Rockshox-Deluxe-Ultimate-Dämpfer mit 47,5 Millimetern Hub aber auch gegen ein Modell mit 50er-Hub tauschen und damit den Federweg auf 130 Millimeter aufstocken (2030). Die Gabel stellt mit 142 Millimeter noch mal etwas mehr Reserven bereit. In Verbindung mit der Enduro-ähnlichen Geometrie gesellt sich das 2030 zu den sehr progressiv ausgerichteten Trailbikes. Das Optic von Norco, Commencals Tempo und das Canyon Spectral 125 gehören zu den wenigen Herstellern, die mit ihren Trailbikes ähnliche Entwicklungsansätze verfolgen.
Die Basis der drei verfügbaren Modellvarianten – zwischen 4999 und 8999 Euro – bildet jeweils ein Vollcarbon-Rahmen. Im BIKE-Testlabor bringt das schicke Chassis in Größe L 2909 Gramm auf die Waage. Damit verdienen sich die Schweizer keinen Orden. Bedenkt man aber, dass der Rahmen über eine uneingeschränkte Bikepark-Freigabe verfügt und das Staufach im Unterrohr eine höhere Materialstärke erfordert, relativiert sich der Wert. Auch gut: Um den Anforderungen einer möglichst breiten Zielgruppe gerecht zu werden, bietet das 2030 die Option, die Geometrie an den persönlichen Fahrstil anzupassen. Das gelingt dank einer exzentrischen Steuersatz-Schale. Ausgeliefert wird das Bike in der flachen Einstellung (64,5 Grad). Wer sich etwas mehr Spieltrieb vom Scor wünscht, kann die Steuersatz-Schale um 180 Grad drehen und der Lenkwinkel wird ein Grad steiler.
Der Blick auf das Preisschild verleiht der Euphorie um das vielversprechende Gesamtpaket aber einen ordentlichen Dämpfer. Für happige 6999 Euro kommt unser Testbike zwar mit einem Fahrwerk von Rockshox in höchster Güteklasse, den mechanischen GX-Antrieb und die günstigen Alu-Laufräder von DT Swiss findet man aber auch an Bikes, die oft nur die Hälfte kosten.
Aber nun zum wichtigsten Punkt. Wie fährt sich das Scor und kann es mit seinem speziellen Entwicklungsansatz überzeugen? Die kurze Antwort lautet: Ja. Bergauf gehört das 2030 zu den vortriebsstärksten Bikes seiner Sorte. Selbst im Wiegetritt und mit offenem Dämpfer wandelt das Scor jede Pedalumdrehung nahezu verlustfrei in Vortrieb um. Nerviges Wippen? Fehlanzeige. Auch in steilen Rampen steht das Bike stets hoch im Federweg und sackt an Kanten nicht weg. So kann man die Vorzüge des steilen Sitzwinkels voll auskosten und mit viel Druck auf dem Vorderrad auch technische Steilstücke erklimmen. Die Sitzposition fällt angenehm kompakt aus, gefällt auf Anhieb und macht auch Lust auf lange Touren.
Aber Vorsicht bei der Größenwahl: Scor führt mit dem 2030 eine fünfte Größe (M/L) ein. So fällt der Reach in Größe L mit 493 Millimetern extrem lang aus. Deshalb sollten eingefleischte L-Fahrer besser zur nächst kleineren Größe greifen.
Im Downhill läuft das Scor 2030 dann zu seiner Höchstform auf. Der 64,5 Grad flache Lenkwinkel und der üppige Reach erzeugen ein sehr hohes Maß an Laufruhe und verleiten zum Vollgas fahren. Bei der Linienwahl ist dennoch Vorsicht geboten, denn dem progressiven Hinterbau fehlt es etwas an Sensibilität. Zudem reicht er viele Schläge an den Fahrer weiter. Dafür belohnt er einen aktiven Fahrstil mit viel Gegenhalt. So lässt sich das 2030 auf welligen Trails höllisch schnell auf Tempo bringen. Manuals, Bunnyhops und Spielereien aller Art gelingen kinderleicht. Kleiner Tipp: Wer aus dem Heck ein etwas satteres Fahrgefühl herauskitzeln möchte, darf den Dämpfer gerne mit etwas mehr SAG abstimmen. Kritik gibt's dagegen für das kurze Steuerrohr. Trotz Spacern unter dem Vorbau hätten unsere Tester im steilen Gelände eine etwas höhere Front bevorzugt.
Play the Mountain – die Fahreigenschaften des neuen Scor 2030 passen perfekt zur Firmenphilosophie der Schweizer. In fähigen Händen verwandelt der Neuling jeden Trail in eine Spielwiese. Für einfache Touren-Einsätze gibt es aber ausgewogenere Modelle.
GESAMT BERGAUF: 77,75 von 105 Punkten
GESAMT BERGAB: 97 von 115 Punkten
*Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder. Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–170 P.), gut (169,75–140 P.), befriedigend (139,75–100 P.), mit Schwächen, ungenügend.