Bei 120 Millimetern Federweg ist Schluss in der Modellpalette von BMC. Hublastigere und Fahrspaß-orientiertere Bikes vertreiben die Schweizer seit 2022 nur noch über ihre Schwestermarke Scor. Ganz nach dem Motto – Play the Mountain – fokussieren sich die Schweizer mit ihrem Spross auf maximalen Fahrspaß im Gelände.
Die Rahmenplattform des Erstlingswerk 4060 verfügt wahlweise über 160 oder 140 Millimeter Federweg und rollt auf 29er-Laufrädern mit potenter Bereifung. Sprich: Nur Abfahrts-hungrige Enduro-Biker und All Mountain-Piloten kommen in den Genuss des spaßigen Entwicklungsansatz von Scor. Bis jetzt. Denn mit dem brandneuen Scor 2030 listen die Schweizer ab sofort auch ein tretfreudiges Trailbike im Portfolio.
Analog zum großen Bruder gibt auch beim Scor 2030 der Modellname Auskunft über die Federwegs-Liga: Nämlich 120 Millimeter heckseitig. Wem das nicht reicht, kann nachträglich mit einem Dämpfer mit mehr Hub die Knautschzone auf 130 Millimeter hochzüchten. Unterm Steuerrohr werkeln in allen Modellen Gabeln mit 140 Millimetern Federweg. Laufradgröße: 29-Zoll an Vorder- und Hinterrad. Doch auch wenn die Eckdaten eher an ein sportliches Touren-Bike erinnern, dient auch das 2030 von Scor nur einem Zweck: Maximales Trail-Vergnügen.
Den Grundstein dafür legt das Ingenieurs-Team mit dem Scor-typischen Rahmen-Design mit tief liegendem Dämpfer. Diese Bauart senkt den Schwerpunkt, was die Fahrstabilität erhöht. Als Werksstoff kommt Carbon zum Einsatz. Wirft man aber einen Blick auf die Geometrietabelle, gibt sich der Neuling endgültig von seiner spaßigen Seite. Denn mit dem flache Lenkwinkel (64,5 Grad) kombiniert dem langen Reach (485 Millimeter, Größe L) wird klar, wohin die Reise gehen soll: rasant bergab. Das auffällig kurze Heck (432er-Kettenstreben in Rahmengröße L) verspricht aber auch beim Tricksen und auf engen Trails eine gehörige Portion Spieltrieb.
Das Chassis des Scor 2030 ähnelt dem des 4060 nicht nur optisch sehr stark, sondern erfüllt auch dieselben Sicherheitsnormen. Damit schreckt der Neuling trotz des knappen Federwegs auch vor harten Bikepark-Einsätzen nicht zurück. Doch damit nicht genug. Um den Anforderungen einer möglichst breiten Zielgruppe gerecht zu werden, bietet das 2030 auch die Option, die Geometrie an den persönlichen Fahrstil anzupassen. Das gelingt dank einer ovalen Steuersatz-Schale.
Ausgeliefert wird das Bike in der flachen Einstellung (64,5 Grad). Möchte man aber etwas der Laufruhe zu Gunsten des Spieltriebs opfern, kann man die Steuersatz-Schale um 180 Grad drehen und der Lenkwinkel wird ein Grad steiler (65,5 Grad). Freunde der Langstrecke und Rucksack-Gegner freuen sich zudem über das Staufach im Unterrohr. Auch gut: Wie bei allen Scor Bikes ermöglicht das "Make It Yours"-Programm die Umsetzung eines individuellen Looks mit einer Auswahl an Rahmenprotektoren. Und wer einen völlig einzigartigen Look möchte, kann mit Mysublimistick von Slicy ein eigenes Design entwerfen
Einen weiteren USP sichert sich Scor mit seinem vielseitigen Größen-Konzept. Denn neben den üblichen Größen S, M, L und XL führen die Schweizer für das Scor 2030 eine Zwischengröße ein. Warum? Ein Großteil der Biker mit einer Körpergröße um 1,75 Meter schwankt bei dem Geometrie-Ansatz von Scor zwischen den Größen M und L. Die fünfte Zwischen-Größe soll den großen Sprung beim Reach-Wert von 457 Millimeter (Größe M) auf 497 Millimeter (Größe L) ausgleichen und damit perfekt zu den Bedürfnissen dieser großen Zielgruppe passen. Analog zur Rahmengröße wächst auch die Kettenstrebenlänge. Der Reach fällt in alle Größen üppig aus. Mit dem vergleichsweiße sehr flachen Lenkwinkel (64,5 Grad) macht das Scor 2030 fast schon ausgewachsenen Enduros Konkurrenz. Der Sitzwinkel variiert je nach Rahmengröße, fällt aber verhältnismäßig steil aus, bleibt jedoch frei von Extremen.
Das neue Scor 2030 ist in drei Ausstattungsvarianten erhältlich. Der Vollcarbon-Rahmen inklusive Staufach und variabler Steuersatzschale bleibt an allen Modellen gleich. Das günstigste Scor 2030 NX (4999 Euro) statten die Schweizer mit Srams einfachem NX-Antrieb und einem Rockshox-Fahrwerk aus der zweitklassigen Select+-Baureihe aus. 6999 Euro soll das nächstteurere GX-Modell kosten. An dieser Ausstattungs-Variante stammt das Fahrwerk aus dem Premium-Segment von Rockshox (Ultimate-Baureihe). Beim 8999 Euro teuren Top-Modell kommen dagegen die erstklassigen Federelemente aus der Factory-Baureihe von Fox zum Einsatz. Die Schaltvorgänge fallen in den Verantwortungsbereich von Srams mechanischer X01-Schaltgruppe. Zudem spezifiziert Scor an seinem 2030-Flagschiff Carbon-Laufräder von DT-Swiss. Für alle Biker, die ihr MTB individuell aufbauen möchten, ist das Scor 2030 für 3299 Euro auch als Rahmen-Kit erhältlich. Mit an Bord: Ein Fox-Float-Factory-Dämpfer.
Im Rahmen der Neuheiten-Präsentation konnten wir mit Scors jüngstem Spross bereits viele Trail-Kilometer sammeln. Egal ob loser Waldboden, Wurzelteppiche oder ruppigen Felspassagen, die Strecken rund um die Event-Location im französischen La Bresse boten die perfekten Testbedingungen für das neue Trailbike - bergauf wie bergab. Im Downhill läuft das Scor 2030 zur Höchstform auf. Der 64,5 Grad flache Lenkwinkel gepaart mit dem üppigem Reach erzeugen ein sehr hohes Maß an Laufruhe für ein MTB dieser Federwegs-Liga. Lediglich durch den knappen Federweg am Hinterbau kann das Bike in zornigen Highspeed-Passagen mit den Nehmerqualitäten der Geometrie nicht ganz mithalten. Dank des kurzen Hecks zirkelt das Mountainbike aber auch auf verwinkelten Trails erstaunlich flink um enge Kurven und animiert zu einer verspielten Fahrweise.
Der progressive Hinterbau bietet sehr viel Gegenhalt und befeuert ebenfalls einen aktiven Fahrstil. So lässt sich das Scor 2030 fast schon mühelos an Geländekanten in den Flugmodus ziehen und über wellig Trails pushen. Im Uphill platziert die Mixtur aus steilem Sitzwinkel und langem Reach den Piloten sehr Vortriebs-orientiert und mit viel Druck auf der Front im Bike. In technischen Schlüsselstellen bietet die kompakte Fahrposition genügend Bewegungsfreiraum, was die Kontrolle zunehmend erleichtert. Der kurzhubige Hinterbau steht dabei stabil im Federweg, spricht gut an und generiert genügend Traktion. Einziges Manko: Durch die sehr kurzen Kettenstreben muss man in steilen Rampen aktiver gegen das steigende Vorderrad ankämpfen als mit Modellen mit moderateren Geometrien.