Max Fuchs
· 02.10.2024
Sein letztes Update erhielt das Pivot Trail 429 im Sommer 2021. Verglichen mit der brandaktuellen Konkurrenz wirkt es so schon fast ein wenig in die Jahre gekommen. Leicht retuschiert holten wir uns das Pivot Trail 429 Pro Enduro in seiner neuesten Evolutionsstufe zum Trailbike-Test.
Wie der Modellname schon verrät, rollt unser Testbike mit einem Enduro-Ausstattungspaket in den Ring. Eine Fox-Gabel mit dicken 36er-Standrohren, ein Dämpfer mit Ausgleichsbehälter und grobe Maxxis-Reifen an Heck und Front – so abfahrtslastig wie beim Pivot Trail 429 Pro Enduro fällt die Ausstattung bei kaum einem Trailbike aus.
Das macht sich auch beim Gesamtgewicht bemerkbar. Mit 13,43 Kilo landet das Trail 429 beim Wiegen auf dem letzten Platz. Dank der leichten Carbon-Felgen bleibt aber zumindest das Laufradgewicht im grünen Bereich. So kommt das Bike immerhin noch gut in Schwung.
Vorab: Das Bike war für unseren Test nur in Rahmengröße M verfügbar. Trotz des vergleichsweise kurzen Reach-Werts fällt die Sitzposition aber länger aus als auf so manchem L‑Bike in diesem Test. Warum? Der 73,6 Grad (!) flache Sitzwinkel platziert den Fahrer sehr weit hinten im Bike. Das bewirkt trotz des kurzen Hauptrahmens eine ordentliche Streckung.
Sitzlänge hin oder her: Werte dieser Größenordnung sind nicht ohne Grund ein geschlossenes Kapitel in der Mountainbike-Entwicklung. Allein das Gefühl, von hinten in die Pedale zu treten, verpasst dem Vorwärtsdrang einen Dämpfer. Sammelt man Höhenmeter auf steilen Forstwegen oder Uphill-Trails, zwingt einen die hecklastige Sitzposition zudem früh aus dem Sattel, weil man gegen das steigende Vorderrad ankämpfen muss.
Kurzum: Was die Uphill-Performance anbelangt, ist die moderner gezeichnete Konkurrenz dem Pivot überlegen. Lob gibt’s hingegen für das Fahrwerk: Auch wenn es antriebsneutralere Kandidaten gibt – Ansprechverhalten und Traktion sind in diesem Test der Maßstab.
Je mehr der Trail bergab in den Downhill kippt, desto mehr ist das Pivot in seinem Element. Das gelungene Zusammenspiel von Reach und Stack integriert den Piloten aufrecht und sicher hinter dem Cockpit – gut, wenn man die Komfortzone bergab auch mal verlassen möchte. Die Fahrposition des Trail 429 nimmt selbst den fiesesten Steilabfahrten ihren Schrecken.
Der Pivot-typische DW-Link-Hinterbau leistet auch im Downhill ganze Arbeit. Der Name soll an Fahrwerks-Mastermind Dave Weagle erinnern, er steckt hinter dem Design mit virtuellem Drehpunkt.
Zu Beginn des Hubs tastet der Hinterbau den Untergrund sehr akribisch nach Unebenheiten ab und mündet dann schnell in eine straffe Endprogression. So klebt das Pivot Trail 429 förmlich am Boden, besitzt dennoch den Popp, um den Piloten an jeder Geländekante in den Flugmodus zu schießen – bämm!
Dank der sehr kurzen Kettenstreben, des steilen Lenkwinkels und viel Gegenhalt im Fahrwerk tobt man mit dem Pivot wie auf einem Rodeopferd durchs Gelände. Es liebt Manuals, Tricksereien und rasante Kurvenfahrten wie kein zweites Bike und sichert sich damit den Punktesieg in unserer Spieltrieb-Wertung.
Würde man das Pivot Trail 429 Pro Enduro auf sein Spaßpotenzial bergab reduzieren, hätte es den Vergleichstest für sich entschieden. Leider handelt es sich wegen der wuchtigen Ausstattung und der veralteten Geometrie in der Uphill- und Labor-Wertung Strafpunkte ein. Heißt: Dem Allround-Gedanken von Trailbikes werden andere Bikes besser gerecht. Wer dagegen nur auf maximales Trail-Vergnügen aus ist, landet beim Pivot einen Volltreffer.