Adrian Kaether
· 12.02.2024
Die spanische Marke MMR dürfte bislang vor allem Rennradfahrern und Cross-Country-Bikern ein Begriff sein. Kein Wunder, denn: Der Name der Marke ist die Abkürzung für “Machines made for Racing”. Ein Motto, dass die Marke aus Asturien schon mit einer olympischen Bronzemedaille und einem EM-Sieg im Mountainbiken untermauern konnten.
Ambitionierte E-MTBs sind dagegen noch nicht so lange im Programm. Doch jetzt überrascht MMR mit einem neuen Bike mit Boschs Light-Motor Performance SX und - wie könnte es anders sein - sehr sportlichem Ansatz. Mit 140 Millimetern Federweg soll dem Kaizen Spaß bergab dennoch nicht fremd sein. Das Gewicht 16,7 Kilogramm laut Herstellerangabe, der Motor und die Ausrichtung sind ziemlich genau eine Liga mit dem Macina Scarp SX von KTM oder auch dem neuen Bulls Sonic Evo AM SX. Und: Passend zum Start mit dem neuen Light E-MTB will MMR auch die Präsenz im deutschen Markt stärken. Der belgische Distributor Codagex soll die Bikes auf breiter Front verfügbar machen.
Passend zum sportlichen Image der Firma setzt das MMR Kaizen auf den neuen Performance Line SX von Bosch. Der bietet mit einer Dauerleistung von 400 Watt und 40 Newtonmetern in der Spitze und schaltet im Boost bis zu 600 Watt und 55 Newtonmeter frei. Mit seiner leistungsorientierten Charakteristik ist der Motor vor allem für sportliche Fahrer mit hoher Trittfrequenz interessant und ermöglicht mit seinem Gewicht von rund zwei Kilogramm leichte Bikes auf einem Niveau mit dem Fazua Ride 60. Bedient wird der Bosch-Motor mit dem kompakten Purion-200-Display, das zugleich Mini-Screen, Bluetooth-Schnittstelle und Motorremote ist.
In puncto Akku setzt MMR auf den Compacttube 400 von Bosch mit 400 Wattstunden, der üblicherweise mit dem SX-Antrieb kombiniert wird. Die Batterie wird zugunsten des Gewichts fest im Unterrohr des Carbonrahmens von MMR verbaut. Wer mehr Reichweite möchte, kann aber auf den Range Extender Bosch Powermore 250 (1,6 kg) zurückgreifen. Eine Besonderheit des Kaizen: Range Extender und Trinkflasche passen auch zusammen in den Rahmen. Das kennt man sonst nur von wenigen E-MTBs.
Im Unterschied zu vielen anderen Light-Bikes am Markt setzt das Kaizen von MMR eher auf eine traditionelle E-MTB-Geometrie. Kurze Kettenstreben und superflache Lenkwinkel sucht man hier vergebens. Stattdessen ist das Heck des Kaizen eher lang, die Front sehr tief, was die Klettereigenschaften des Bikes positiv beeinflussen sollte. Gleichzeitig sorgt die tiefe Front aber sicher auch für eine sehr sportliche Sitzposition mit viel Druck auf den Händen. Mit einem steilen Lenkwinkel von 66 Grad dürfte das Einlenkverhalten sehr neutral und direkt ausfallen. Achtung: Das Kaizen gibt’s in nur drei Größen. Das M fällt dadurch eher klein, das L schon sehr groß aus.
Das Topmodell des Kaizen trägt die Kennung Kaizen 00. Hier bleiben mit Fox-Factory-Fahrwerk, Carbonlaufrädern von DT Swiss und Sram Eagle XX Transmission in der exklusiven SL-Variante und vielen Carbon-Teilen kaum Wünsche offen.
Etwas günstiger ist das Modell 10 des MMR Kaizen für 7999 Euro. Hier muss man dann aber mit einem Fox-Fahrwerk aus der Performance-Reihe und HX 1700 Spline LS Laufrädern von DT Swiss auskommen. Highlight ist sicher die X0 Transmission von Sram, die GX-Kassette ist aber ein leichtes Downgrade von der hochwertigen X0-Version.
Den Einstieg in die Produktpalette des Kaizen macht das Modell 30 für 6699 Euro. Hier verbaut MMR ebenfalls das Fox Performance Fahrwerk des teureren Bruders und die gleichen bissigen XT-Bremsen, geschaltet wird mit Shimano XT, wenn auch nur mit Deore-Kassette. Eine funktionale Ausstattung, die nur hauseigenen und vermutlich etwas günstigen Alu-Laufrädern leicht getrübt wird.
Mit dem Kaizen stellt MMR ein exotisches Light-Bike vor, das die Produktpalette mit Bosch SX noch etwas erweitert. Allerdings: Lange Kettenstreben und die traditionelle Geometrie werden nicht allen schmecken, die Preise sind für die sonst recht aggressive Preis-Leistungsmarke relativ hoch angesetzt.