Stoll T3Leichtes Trailbike im Test - ein Stoll für alle Fälle

Peter Nilges

 · 03.12.2024

Die Eckdaten des exklusiven Stoll T3 SL: 11,7 kg ohne Pedale / Federweg: 140/135 mm / 29" / Preis ca. 11.700 Euro / Carbon
Foto: Max Fuchs
Echte Alleskönner sind rar und kosten meist ein kleines Vermögen. Mit dem leichten Trailbike T3 SL beansprucht die Schweizer Manufaktur Stoll den Ein-Bike-für-alles-Status. Wir haben uns das T3 ganz genau angeschaut und ausgiebig getestet. Dabei blicken wir auch hinter die Kulissen der Fertigung.

Wer schon mal in den Genuss gekommen ist, mit Thomas Stoll eine Runde Biken zu gehen, weiß, warum ein Stoll nun mal fährt wie ein Stoll. Doch immer der Reihe nach. Zur Übergabe des neuesten Ablegers aus der Schweizer Bike-Manufaktur schlägt Geschäftsführer Thomas Stoll eine kleine Setup-Runde vor. Alle Stoll-Rahmen werden nach eigenen Vorgaben ausschließlich in Deutschland beim Carbon-Spezialisten Bike Ahead gefertigt. Trotz des Federweges von 140 Millimetern vorne und 135 hinten bleibt das T3 SL selbst mit Pedalen unter der 12-Kilo-Marke. Ein absoluter Traumwert, zumal das Trailbike mit einem Staufach im Unterrohr kommt – bestückt mit Pumpe, Schlauch und Minitool.

Durch das kurze Steuerrohr und den 502 Millimeter langen Reach in Größe L sitzt man trotz der kurzen Lenker-Vorbau-Einheit sehr sportlich und vortriebsorientiert. Nur wenige Meter nach dem Start befinden wir uns bereits im ersten oder besser gesagt dem Anstieg, der mit gut 25 Prozent Steigung grobschottrig gen Himmel ragt. Ich weiß die Sattelüberhöhung und den Druck auf der Front unmittelbar zu schätzen. Auf das geringe Gewicht, den feinfühligen, aber dennoch sehr ruhigen Hinterbau und die schnell rollenden Reifen möchte ich irgendwie auch nicht verzichten, um dem strammen Tritt von Thomas auf den nächsten 700 Höhenmetern folgen zu können. Der ehemalige Marathonprofi liebt sportliche Herausforderungen und ist immer noch fit genug, um beim Swiss Epic mal eben aufs Podest zu fahren. Sein sportlicher Anspruch, sozusagen die DNA eines jeden Stoll-Bikes, findet sich in allen seiner Produkte wieder. Kein Wunder also, dass das T3 SL exzellent klettert.

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Ausstattung:

  • Gabel / Dämpfer: Fox Factory 34 Grip X / Float
  • Schaltung / Bandbreite: Sram XX AXS Transmission / 520 %
  • Bremsen: Shimano XTR / 180/180 mm
  • Laufräder: Bike Ahead Three Zero
  • Reifen: Schwalbe Albert Trail / Nobby Nic Supertrail soft 29 x 2,4
  • Sattelstütze / Hub: Yep Uptimizer 3.0 / 185 mm
  • max. Systemgewicht: 120 kg
  • Garantie: 5 Jahre
  • Besonderheiten: deutsche Fertigung; Carbonlayup auf Wunsch

Aus dem Testlabor:

  • Gesamtgewicht: 11,73 kg ohne Pedale
  • Gewicht Laufräder: 4421 g
  • Laufradträgheit: 3281kg x cm²
Laufruhige Geometrie und geringes Gewicht in Perfektion.Foto: Max FuchsLaufruhige Geometrie und geringes Gewicht in Perfektion.

Fahrmaschine für Fahrkönner

Nach kurzer Verschnaufpause auf dem Gipfel – wer will denn schon kalt werden – geht es ebenso sportlich bergab. Ein wahres Spitzkehren-Eldorado hat die Setup-Runde zu bieten. Thomas und das T3 SL sind ihrem Element. Steile Rampen mit losem Untergrund und engste Kehren erfordern Präzision von Bike und Fahrer gleichermaßen. Mit Leichtigkeit lässt sich das Testbike platzieren und mühelos das Hinterrad versetzen. Nur der recht üppige Radstand setzt eine saubere Linienwahl voraus. Auch die sportlich tiefe Front erfordert einen routinierten Piloten, weil viel Gewicht auf dem Vorderrad lastet.

Genau wie im Anstieg kann das Fahrwerk auch bergab durch Sensibilität punkten. Für mehr Grip hätte ich mir persönlich etwas potentere Reifen gewünscht. Doch genau in diesem Punkt spielt die Manufaktur ihre Stärken aus: So kann jeder Kunde vor Ort in der Schweiz bei einer Probefahrt und anschließender Beratung sein Wunschbike aus einer Vielzahl an Optionen konfigurieren. Das Angebot beschränkt sich dabei nicht nur auf die durchweg hochpreisigen Anbauteile, sondern auch auf den Rahmen. Je nach Fahrergewicht und Vorliebe wird das Carbon-Layup auf Kundenwunsch maßgeschneidert, was sich in Gewicht, Rahmensteifigkeit und letztendlich auch in der Robustheit niederschlägt. Zudem kann der Kunde entscheiden, ob er ein Staufach im Unterrohr will, eine leichtere Flatmount-Bremsaufnahme am Hinterbau oder einen Rahmen ohne Leitungsöffnungen, falls er eine Funkschaltung wählt.

Geometrie Stoll T3 SLFoto: BIKE MagazinGeometrie Stoll T3 SL

Stoll T3 SL: Maßgeschneidert bis ins Detail

Für unser Testbike beschränken sich die Änderungswünsche auf eine 15 Millimeter höhere Front und griffigere, solidere Reifen. Nur Nuancen, die das sehr sportliche T3 SL mittiger in der Trailbike-Kategorie platzieren. Durch die etwas höhere Front fällt die Sitzposition leicht aufrechter und die Fahrposition gerade in steilen Passagen bergab souveräner aus. Man steht besser im Bike. Auch die Sitzlänge verkürzt sich minimal. Selbst für steile Uphills lastet so aber immer noch genügend Druck auf der Front.

Die potenteren Reifen bringen nicht nur mehr Grip, sondern erhöhen auch das Laufradgewicht. Mit den minimalistischen Schwalbe-Wicked-Will-Reifen fielen die Bike-Ahead-Laufräder für ein Trailbike fast schon grenzwertig leicht aus. Antritt und Vortrieb waren über jeden Zweifel erhaben, doch in schnellen Abfahrten wurde das Bike auch zu schnell nervös und fuhr sich wenig gutmütig. Unsere Reifenwahl bringt zwar etwas mehr Trägheit ins System, zahlt sich bergab durch mehr Grip und Lauf­ruhe aber doppelt aus. Selbst mit den schwereren Reifen wiegt das T3 SL ohne Pedale immer noch unter 12 Kilo.

Sitzposition und Rahmensteifigkeit Stoll T3 SLFoto: BIKE MagazinSitzposition und Rahmensteifigkeit Stoll T3 SL

Eine wahre Macht auf dem Trail

Im Wunschsetup für stolze 11.700 Euro zieht das Stoll alle Register und trifft meinen Geschmack eines Alleskönners auf den Punkt. Auf meinen Hometrails ist das T3 SL eine wahre Macht. Im Uphill beflügelt einen die Leichtfüßigkeit – selbst Gravelbiker kann man mit dem Stoll ärgern –, während das feinfühlige, aber progressive Fahrwerk und die laufruhige Geometrie bergab dazu verleiten, jeden Drop und jede Steilabfahrt mitzunehmen.

Diese Eigenschaften vereint das T3 SL zu einem maximal breiten Einsatzspektrum, das auf diesem Niveau allerdings erst über den Preis machbar ist. Alleine das Rahmenkit liegt bei 5300 Euro, Bike-Ahead-Laufräder und -Lenker-Vorbau-Einheit sowie Sram-XX- und Fox-Factory-Komponenten tun ihr Übriges. Lediglich die XTR-Bremsen fielen in dieser Top-Ausstattung durch häufiges Quietschen und wenig Bremskraft auf, gerade zu Beginn einer jeden Fahrt. Da die Sprünge beim Reach mit 35 bis zu 55 Millimeter zwischen den Größen recht groß ausfallen, ist eine Probefahrt, egal ob mit oder ohne Thomas, empfehlenswert.

Wenig ausgefuchst, aber zweckmäßig und leicht, fällt die Deckelbefestigung aus.Foto: Max FuchsWenig ausgefuchst, aber zweckmäßig und leicht, fällt die Deckelbefestigung aus.

Fazit von Peter Nilges, BIKE-Testchef

Das Stoll T3 SL zieht alle Register und trifft meine Idealvorstellung eines Trailbikes so ziemlich auf den Kopf. Der Einsatzbereich des leichten Fullys ist riesig. Schade nur, dass die Komplettbikes erst bei einem Preis von rund 8000 Euro starten und damit die Käuferschicht stark eingeschränkt wird.
BIKE-Bewertung Stoll T3 SLFoto: BIKE MagazinBIKE-Bewertung Stoll T3 SLBei der Servicefreundlichkeit des Stoll T3 SL besteht noch Luft nach oben.Foto: BIKE MagazinBei der Servicefreundlichkeit des Stoll T3 SL besteht noch Luft nach oben.

Leichte Alternativen

Richtig leichte Trailbikes, die um die 12 Kilo wiegen und 130 Millimeter am Heck bieten, sind extrem selten. Zwei Optionen, die neben dem Stoll ebenfalls infrage kommen sind diese:

Cube One 44 C:68X SLT

Das One 44 C:68X verfügt über einen Carbon-Rahmen, der 140 Millimeter Federweg am Heck bietet und nur 1900 Gramm wiegen soll. In der Topausstattung SLT soll das Komplettbike nur 12,2 Kilo auf die Waage bringen. Das geringe Gesamtgewicht schafft Cube durch ein Fox-Factory-Fahrwerk, Newmen-Carbon-Felgen und leichte Schwalbe-Reifen.

Last Asco

Auch das Asco vom deutschen Versender Last stammt aus der Carbon-Produktion von Bike Ahead und bietet 140/130 Millimeter Federweg. Das bereits von uns getestete Trailbike für 8400 Euro brachte ohne Pedale 11,93 Kilo auf die Waage. Der Rahmen alleine wog 1942 Gramm und erfüllt die ASTM-4-Klassifi-zierung. Das Rahmenset gibt es ab 4399 Euro.

So entsteht ein Stoll

Alle Stoll-Rahmen werden bei Bike Ahead in Veitshöchheim von Hand produziert. So sieht die Fertigung von A bis Z aus.

Bevor ein Rahmen entstehen kann, müssen die Carbon-Matten zunächst per Cutter ausgeschnitten werden.
Foto: Henri Lesewitz

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