Kaum zu glauben, dass Last einst durch Aluminium- und Stahl-Bikes bekannt wurde – in den letzten Jahren liefen bei dem Versender nämlich ausschließlich superleichte Carbon-Fullys vom Band. Die Dortmunder scheinen ihr einstiges Kerngeschäft in dieser Saison wieder aufzunehmen und präsentieren gleich drei neue Alu-Bikes. Die überarbeitete Glen-Coal-Plattform für den All-Mountain- und Enduro-Einsatz kennen wir bereits. Nun bläst Last, pünktlich zu unserem Test, auch dem Trailbike Clay frischen Wind in die Segel. Dazu muss man fairerweise sagen: Wirklich neu ist das Clay nicht – es teilt sich den Rahmen mit den hubstärkeren Modellen Glen und Coal.
Noch mehr Edeles von Last?
Aber zurück zum Rahmenmaterial. Wer glaubt, dass sich das Last Clay als einziger Kandidat mit Leichtmetall-Chassis einen Preis-Tipp angelt, irrt gewaltig. Superleichte Carbon-Laufräder mit Textil-Speichen, ein erstklassiges Fox-Fahrwerk aus der Factory-Baureihe, XTR-Komponenten und sündhaft teure Trickstuff-Stopper – mit diesem Ausstattungs-Feuerwerk schicken die Dortmunder das teuerste Bike in den Vergleich.
Beim Pedalieren platziert der steile Sitzwinkel den Piloten superkompakt im Bike – nichts für lange Touren im Flachland, denn hier lastet viel Druck auf den Händen. Knifflige Anstiege meistert man dadurch umso besser. Das geringe Gewicht tut ein Übriges. In engen Kehren neigt der flache Lenkwinkel zum Abkippen, der lange Radstand fühlt sich sperrig an. Der Hinterbau ist von der lebhaften Sorte und pumpt beim Treten eifrig mit. Erst wenn man den Plattformhebel komplett schließt, kehrt Ruhe ein.
Nun zum Fahrverhalten: Geht es im Downhill schnell zur Sache, hält man mit der langen und extrem flachen Geometrie des Clay die Trümpfe in der Hand: 63,8 Grad Lenkwinkel, 498 Millimeter Reach – Werte dieser Größenordnung stehen auch ausgewachsenen Enduros gut zu Gesicht. In Kombination mit dem höchsten Stack-Wert erzeugen sie an unserem Testkandidaten so viel Fahrsicherheit, dass er sich direkt den Punktesieg in der Downhill-Wertung schnappt.
Auf engen Natur-Trails macht sich die flache Geo aber negativ bemerkbar. Hier bringen Scor, Trek, Pivot und Cube mehr Fahrspaß. Mit 140 Millimetern Federweg an der Front und 126 Millimetern am Heck gehört das Versender-Bike auf dem Papier zu den potentesten Kandidaten. Die Wurzelteppiche auf unseren Teststrecken am Geisskopf bestätigen das. Kein Bike ebnet unwegsames Geläuf so sicher ein wie das Clay. Das sensible Ansprechverhalten generiert dabei Traktion en masse. Auf zahmen Trails dominieren die superleichten Pi‑Rope-Laufräder den Fahreindruck (Bestwert). Trotz seiner Länge lässt sich das Clay intuitiv und leichtfüßig durchs Gelände dirigieren. Kurze Zwischensprints? Easy! Aber Vorsicht: Den schweren Testern vermittelte die Laufradkonstruktion mit Textilspeichen zu wenig Steifigkeit!
Das Last Clay besitzt das potenteste Fahrwerk, die beste Geometrie für Downhills und sammelt auch bei der Ausstattung eifrig Punkte. Am Ende schrammt das teuerste Bike nur knapp am Testsieg vorbei. Warum? Von einem perfekten Trailbike hätten wir uns etwas mehr Spieltrieb und ein effizienteres Fahrwerk gewünscht. Auch die superkompakte Sitzposition ist auf langen Touren nicht ideal.