Erst im vergangenen Jahr wechselte erneut der Besitzer der Traditionsmarke Kona. Die beiden Gründer Dan Gerhard und Jake Heilbron haben das 1988 gegründete Unternehmen von Kent Outdoors (besitzt überwiegend Wassersportmarken) zurückgekauft und wollen sich auf die ursprünglichen Werte fokussieren. Soweit so gut. Auch das Hei Hei kann mittlerweile auf eine lange Historie im Hause Kona zurückblicken. 1991 tauchte das Bike bereits als Titan-Hardtail in einem der ersten Kona-Kataloge auf. Mit der jetzt vorgestellten zehnten Generation hat das ursprüngliche Hei Hei aber nur noch wenig gemein und macht so die fortschreitende Entwicklung deutlich. Die neueste Version, das Kona Hei Hei CR, nabelt sich sogar von seinem direkten Vorgänger ab und will mehr als ein reinrassiges Racefully sein. Um dem Hei Hei CR mehr Trail-Vibes einzuhauchen, wurde der Federweg vergrößert.
Anstelle einer 120er Race-Gabel im Format einer Fox 32 oder Rockshox SID kommt nun eine Pike Ultimate mit 130 Millimeter Federweg zum Einsatz. Am Heck vertraut das Kona jedoch weiterhin auf 120 Millimeter Hub. Allerdings wurde auch hier bei gleicher Quantität an der Federwegsqualität geschraubt. Kona geht bewusst weg von dem etwas leichteren Flexstay-Design und spendiert seinem Trail-Aspiranten einen komplett kugelgelagerten Hinterbau. Vom Verzicht auf die flexenden Carbonstreben verspricht sich Kona ein feineres Ansprechen und insgesamt eine bessere Hinterbaufunktion.
Das Hei Hei CR kostet 6499 Euro. Freunde eines individuellen Aufbaus bekommen für 2699 Euro aber auch das Carbon-Frameset inklusive Rockshox-Deluxe-Ultimate-Dämpfer. Doch zurück zum Komplettbike, das ohne Pedale 13,7 Kilo auf die Waage bringt. Neben der soliden Pike in Ultimate-Ausführung werkelt am Heck ein Rockshox-Deluxe-Dämpfer, ebenfalls in Ultimate-Güte. Bei der Schaltung entscheidet sich Kona zwar für eine Sram Transmission, verzichtet aber auf Elektronik. Die hier verbaute Eagle 90 sortiert sich preislich zwischen einer Shimano SLX und einer XT ein – leicht schwammig im Schaltgefühl aber sehr robust.
Auch bei den Bremsen geht der Zuschlag an Sram. Das Hei Hei verzögert mit einer Sram Motive in der günstigen Bronze-Ausführung und mit 180er Scheiben vorne wie hinten. Bei den Laufrädern fährt Kona einen Sparkurs: WTB-KOM-Alufelgen und 370er DT-Swiss-Naben versprühen wenig Glanz und treiben das Gewicht hoch. In Verbindung mit den eher grobschlächtigen Maxxis-Dissector-Reifen vorne wie hinten, klettert das Laufradgewicht auf über fünf Kilo, was die Sprintqualität beschneidet. Dank des geraden Sitzrohrs lässt sich die Teleskopstütze komplett versenken. Kona verbaut eine günstige Tranz X mit 170 Millimetern Hub. Auch die Servicefreundlichkeit am schlanken Carbonrahmen wurde verbessert. So lassen sich Dank der einlaminierten Führungen im Inneren alle Leitungen und Züge einfach verlegen. Lediglich auf ein Staufach im Unterrohr müssen Kona-Fahrer verzichten. Dafür gibt es ganze neun Flaschenhalterpositionen, die individuellen Wünschen Platz schaffen.
Mit einem Reach von 472 Millimetern und einem kurzen 40er Vorbau fällt die Sitzlänge ausgewogen bis kompakt aus. Der breite Lenker besitzt zwar wenig Rise, dafür stecken ausreichend Spacer unter dem Vorbau, um die Sitzposition etwas zu entschärfen. Sobald der Trail ansteigt und Klettern angesagt ist, fällt die leicht hecklastige Sitzposition auf. Der Sitzwinkel ist nicht übermäßig steil und das Sitzrohr steht durch die nach vorne verlegte Position noch etwas flacher. Um mehr Last auf das Vorderrad zu bringen, muss man den Sattel weit nach vorne schieben. Auf Unebenheit reagiert der Hinterbau feinfühlig und generiert gute Traktion, dennoch pumpt das Heck im Wiegetritt nicht allzu stark. Nur wer absolute Ruhe will, muss die Dämpferplattform bemühen. Schnelle Antritte und einfach nur Streckemachen zählen allerdings nicht zu den Stärken des Kona. Dafür sind die Laufräder zu schwer und die MaxxTerra-Reifen an Vorder- und Hinterrad rollen zu schlecht. Zumindest am Hinterreifen würde ein schnelleres Profil besser zum Gesamtkonzept passen.
Bergauf muss das Hei Hei CR den schweren Laufrädern und Reifen Tribut zollen. Doch wendet sich das Blatt bergab? Die griffigen Reifen und die 130er Federgabel hauchen dem Kona etwas mehr Reserven ein. Auch die Geometrie wirkt stimmig und weckt den Tatendrang. Während die Pike feinfühlig ihre Arbeit verrichtet und genügend Gegenhalt liefert, arbeitet das Heck beim üblichen Sag jedoch recht soft und geht schnell durch. Selbst mit mehr Druckstufe sind die 120 Millimeter Federweg schnell aufgebraucht. Für mehr Balance im Fahrwerk raten wir zu einem etwas strafferen Setup und einem größeren Volumespacer im Dämpfer. Im Vergleich zur schnellen Race-Bereifung der meisten 120er Bikes liefern die Maxxis-Pneus deutlich mehr Grip und das sogar im Nassen. Lediglich bei trockenen, losen Bedingungen erweißt sich der verbaute Dissector Gen. 1 als wenig gutmütig und bricht häufig aus.
Fazit Peter Nilges, BIKE-Testleiter
Mit 130-Millimeter-Gabel und groben Reifen soll das Hei Hei CR zum waschechten Trailbike werden. Restlos überzeugen kann das Kona aber nicht. Die Einbußen beim Rollen sind größer als der Benefit bergab. Andere Reifen und gegebenenfalls leichtere Laufräder würden dem Hei Hei deutlich besser stehen.
Gewicht (kg) | 13.73 |
Gabel | Rock Shox Pike Ultimate |
Dämpfer | Rock Shox Deluxe Ultimate |
Schaltung | SRAM Eagle 90 Transmission |
Bremsen vorne | SRAM Motive Bronze |
Bremsen hinten | SRAM Motive Bronze |
Reifen vorne / hinten | Maxxis Dissector 3C MaxxTerra ExoProtection TR 29 x 2,40 WT |
Lichtanlage vorne / hinten | DT-Swiss 370 |
Alle Daten findest du hier