Jan Timmermann
· 22.04.2025
Als Trailbike bringt das Last Asco gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale mit. Der Rahmen wird in den Hallen von Bike Ahead Composites in Bayern von Hand gefertigt und ist somit einer der ganz wenigen aus Carbon, welche in Europa produziert wird. Für einen Rahmen ohne Dämpfer in Größe 190 (entspricht Rahmengröße L) stoppte die Präzisionswaage des BIKE-Testlabors bereits bei 1942 Gramm. Unter die magische Zwei-Kilo-Marke schaffen es nur die wenigsten Trailbike-Rahmen mit 130 Millimetern Federweg im Heck. Das legt den Grundstein für ein niedriges Komplettgewicht. So, wie es aus dem Karton kommt, wiegt das Bike 12,43 Kilo und unterbietet die meisten aktuellen Alternativen deutlich. Wer bei so viel Superlative nun einen astronomischen Wert auf dem Preisschild erwartet, den können wir zumindest etwas beruhigen. Mit 6499 Euro ist das Last Asco keineswegs billig. Gemessen an der lokalen Fertigung, Gewicht und Ausstattung braucht es sich in der Preis-Leistungs-Wertung aber nicht verstecken. Um die Qualität ihres Produktes auf einem hohen Level zu halten, fertigt Last nur 100 Asco-Rahmen pro Jahr.
Damit aber nicht genug. Last-Kunden haben die Wahl den Asco-Rahmen in der Heaviduty- oder, wie wir, in der Featherlight-Ausführung zu ordern. Letztere kommt mit einem höheren Anteil besonders leichter Fasern im Carbon-Layup und verzichtet auf das Rahmenstaufach der Heaviduty-Variante. Diese wiederum ist für ein höheres Gewichtslimit freigegeben und könnte auch eine 150er-Gabel aufnehmen. Womit wir bei einem weiteren Feature wären: Das Last Asco ist nicht nur leicht, sondern auch wandelbar. Durch den Austausch der Federelemente verwandelt sich das Bike nach Belieben ins Modell Celos mit weniger oder Cinto mit mehr Knautschzone. Der Hinterbau verzichtet auf ein zusätzliches Lager. Stattdessen flext das Carbon-Material in einem sogenannten Flex-Pivot selbst. Neben weniger Gewicht verspricht dieser Ansatz auch weniger Wartungsaufwand und damit eine hoffentlich sorgenfreie Haltbarkeit. Der Dauertest wird zeigen, ob das wirklich stimmt. Mit seinen Fahreigenschaften konnte das Last Asco bereits in einem unserer Vergleichstests massig Punkte abräumen. Auch diese Vorschusslorbeeren gilt es auf Dauer zu testen.
Optisch gefällt mir das Last Asco im nackten Carbon-Look ausgesprochen gut. Wie Oberrohr und Sitzstreben in gerader Linie ineinander übergehen ist einfach sexy. Technisch reizt mich vor allem das leichte Gewicht in Kombination mit der progressiven Geometrie. Auf dem Papier sollten sich damit viele Trail-Kilometer schrubben lassen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Mit hochwertigem Rockshox-Fahrwerk sowie schicken Parts von Newmen und Ergon ist das Last Asco absolut funktional ausgestattet. Der klassische GX-Antrieb kommt noch ohne Transmission-Standard und spart damit jede Menge Kohle. Auch gewichtstechnisch wurden hier ein paar Gramm eingespart. Gleiches gilt für die Bereifung. Besonders gespannt bin ich auf die Dauer-Performance der Formula Bremse. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Die Geometrie des Last Asco zeichnet sich durch einen langen Reach-Wert im Verhältnis zur Sitzrohränge aus. Kompakte Kettenstreben und ein flacher aber nicht extremer Lenkwinkel runden das Paket ab. Bei der Benennung der Rahmengröße richtet sich Last nach der Körpergröße. Die Version 190 sollte unserem 190 Centimeter großen Testredakteur also perfekt passen.
Der Dauertest des Last Asco startete Anfang April 2025 und soll für knapp ein Jahr laufen. Ziel ist es eine vollständige Mountainbike-Saison inklusive Wintermonate mit dem leichten Trailbike zu durchleben. Durch den Wohnort unseres Testers wird das Last die meiste Zeit im bayerischen Voralpenland verbringen und mit Sicherheit den ein oder anderen alpinen Wanderpfad zu sehen bekommen. Das niedrige Gewicht lädt zu ausschweifenden Touren mit vielen Höhen- und Tiefenmetern ein. Geplante Highlights sind unter anderem mehrtägige Trips auf die Trails des Bayerischen Waldes, des Odenwaldes und der Pfalz. Spätestens beim BIKE Festival in Leogang wird sich das Asco auch mal auf Bikepark-Strecken wagen. Als Dauergast im BIKE-Fuhrpark wird der Rahmen vorübergehendes Zuhause für allerlei Test-Parts sein. Am Ende des Dauertests prüfen die Mechaniker des BIKE-Testlabors Teile, Rahmen und Lager auf Verschleiß und Abnutzung. Regelmäßige Updates zum Stand des Tests gibt es im BIKE-Magazin und auf www.bike-magazin.de.
Das Gewicht des Last Asco macht in dessen Preisliga sogar dem ein oder anderen Marathon-Bike Konkurrenz. Von ausschweifenden Kletterorgien sollten mich die 12,4 Kilo des Last also nicht abhalten. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur
Last hat nicht zu viel versprochen und die Rahmengröße 190 passt mir auf Anhieb ausgezeichnet. Das kurze Sitzrohr lässt sich mit einer langen Dropper-Post kombinieren. Um Gewicht zu sparen, entschied ich mich jedoch für eine Bike-Yoke-Stütze mit nur 185 Millimetern Hub. Die Parts von Ergon und Newmen machen sofort einen wertigen Eindruck. Der Carbon-Lenker ist mit 800 Millimetern ziemlich breit für ein Trailbike - hier werde ich im Laufe des Tests wohl die Säge ansetzen. Das Wippen des Hinterbaus lässt sich mit einem Griff zum Plattformhebel abschalten. Ansonsten gibt es bei Uphill-Fahrverhalten und Sitzposition absolut nichts zu meckern. Der lange Hauptrahmen harmoniert mit meinem langen Körper und der Sitzwinkel ist modern gezeichnet, gleichzeitig jedoch nicht außergewöhnlich steil. Damit fallen die ersten Kilometer und Höhenmeter leicht.
Apropos leicht: Reifen und Laufräder beschleunigen ausgesprochen flott. Damit macht das Handling auch auf flachen Trails Freude. Ob ich die Entscheidung für reduzierten Pannenschutz im Laufe der Langzeitbeziehung bereuen werde, wird sich zeigen. Auch den Sram GX Eagle Antrieb werde ich genau im Blick behalten. Nach vielen Testbikes mit Funkschaltung ist das knackige Gefühl einer mechanischen Schaltung wahrlich wunderbar. Schnell, leichtgängig und definiert wechselt der Klassiker die Gänge. Ganz so präzise, wie die neuen Transmission-Antriebe sortiert die Schaltung ihre Ritzel jedoch nicht durch. Schön: BSA-Tretlagergewinde und konventionelle interne Zugführung durch Rahmeneingänge versprechen stressfreies Schrauben.
Auch in der Abfahrt macht das Last Asco mit leichtfüßiger Agilität und lebendigem Charakter einen guten ersten Eindruck. Der lange Reach gibt Sicherheit, wenn Speed gefragt ist. Kettenstrebenlänge und Lenkwinkel passen sehr gut zu meinen Vorstellungen eines unkomplizierten Trailbikes. Das Fahrwerk macht einen starken Job und schluckt willig große wie kleine Schläge. Der Hinterbau wirkt etwas progressiver als die feinfühlige Rockshox Pike und braucht für die volle Federwegsausnutzung schon richtig Wumms. Vielleicht werde ich mich da noch mit dem Thema Volumenspacer beschäftigen müssen. Die filigranen Hebel der Formula Cura 4 liegen gut in der Hand. Anfangs stellte sich einer der vorderen Kolben etwas zu langsam zurück. Das Problem ist inzwischen behoben und die Italienerin verwöhnt mit starker Verzögerungsleistung.
Von einem guten Trailbike erwarte ich ein spaßiges Handling und Touren-Kompetenzen für den ganzen Tag. Beides scheint das Last Asco bislang mit Bravour zu erfüllen. Verspielte Manöver und viele Kilometer sind offensichtlich genau sein Metier. Die Ausstattung taugt und funktioniert “out of the box”. Ob das Bike auch auf Dauer mit mir matched, wird die Zeit zeigen. - Jan Timmermann, BIKE-Redakteur