Unser Testredakteur Dimitri Lehner hat das Scor 4060 ST über ein Jahr getestet und kommt aus dem Schwärmen nicht mehr raus. Sein Bruder Laurin hat sich das Specialized Levo SL Comp Alloy geschnappt, um zu sehen, wie groß der Unterschied zum leichten Levo SL sei. Was die beiden Freeride-Bikes auszeichnet, warum Dimi sich das Scor am liebsten morgen kaufen würde und inwiefern das Alu-Modell des Levo SL mit der Carbon-Variante mithalten kann, seht ihr hier.
Seit über einem Jahr rollt Dimitri jetzt mit dem 4060 ST des Schweizer Herstellers Scor durchs Leben. Und er würde gerne weiterrollen – “’til Kingdom come”, wie er sagt.
“Ich kann die Platte nicht mehr hören!”, raunzt mein Bruder, wenn ich mal wieder über die Vorteile des Scor doziere, über die Verfehlungen des Enduro-Trends sprechen will und schlussfolgere, dass mein Scor mit seinem extrem breiten Einsatzbereich doch das beste Enduro sei im klassischen Sinn, dass ich damit wirklich alles machen könne, von Epic Riding über Trailsurfing bis Bikepark-Shredding, Deep-Dropping, Monster-Gapping und Finn-Iles-Scrubbing… und dass es kaum ein Bike gebe, das schöner designt sei, und dass …
So beendet mein Bruder dann meist das Gespräch. Wir Brüder dürfen so miteinander reden. Meist labere ich trotzdem weiter, denn ich will ja auch erzählen, wie ich damit den Blitzdrop über den fiesen Felsabbruch gemeistert habe, während die Buddies den Chickenway nahmen. Und ich will über die geile Farbe sprechen. Die Farbe! Wer bitte schön pinselt sein Bike in einem so ausgefallenen Lack an, und dann auch noch in Matt? “Schweinchenrosa”, sagt mein Freund Christian. “Wie die Keksschnitte Manner aus Österreich”, sagt meine Kollegin Lydia. “Lachsbrötchen”, sage ich selbst zu meinem Scor.
Liebevoll meine ich es, denn ich find die Farbe höchst lässig, genau wie das Handling, die Geo, die Tatsache, dass das 29-Zoll-Bike so leise über den Trail gleitet wie das Stealth-Atom-U-Boot Arktur durch US-Gewässer. Ich liebe das breite Cockpit mit dem Stummelvorbau und natürlich das für den Federweg richtig satte Rockshox-Ultimate-Fahrwerk. Ich übertreibe nicht: Würde ich morgen meinen Job verlieren und mir ein Bike selbst kaufen müssen (musste ich bisher noch nie), ich würde das Scor 4060 ST haben wollen. Vermutlich kann ich’s mir nicht leisten, denn wie alles, was aus der Schweiz kommt, ist es zu teuer für mich Lowlife.
Sehr geiles Bike.
Dachte lange über Federweg: Mehr ist mehr! Dann belehrten ihn die Riding-Buddies, Laurin und Chris Schleker, dass Trailbikes THE SHIT seien (also super!) und man den fehlenden Federweg mit Skills wettmachen solle. Tester: 1,80 m, 75 kg
Tester Laurin Lehner tauschte das leichte Specialized Levo SL gegen das Alu-Modell Comp Alloy, um die Frage zu klären: Geht das Minimal-Assist-Konzept auch bei über 20 Kilo auf?
Zunächst zum wichtigsten Unterschied: Das Alu Specialized Levo SL bringt 1,8 Kilogramm mehr auf die Waage. Das mag sich nicht nach viel anhören, aber gerade bei den Minimal-Assist-Bikes spielt das Gewicht eine entscheidende Rolle. Ein paar Gramm mehr, und schwups ist das Bio-Bike-Feeling futsch. Spürt man den Unterschied? Ja, zum Beispiel bei Bunnyhops. Da muss man mehr pushen und mehr reißen.
Das Alu Levo schafft es dennoch, das Bio-Bike-Feeling aufrechtzuerhalten. Die Geo bleibt schließlich die gleiche, und die ist so verspielt, wie es sich jeder Freerider wünscht. Ansonsten verzichtet das Alu-Modell auf die elektrische Schaltung, was mir entgegenkommt. Ein Akku weniger, um den ich mich kümmern muss. Das günstige NX-Schaltwerk musste ich allerdings jetzt schon mehrmals neu einstellen. Die Fox 36 Performance Federgabel musste dem günstigeren Rhythm-Modell weichen, mit 150 statt 160 Millimeter. Doch nun zu der guten Nachricht: Ganze 3300 Euro spart man mit dem Alu-Pendant. Not bad, eh?
Das leichtere Carbonmodell Specialized Levo SL Comp Alloy ist zweifelsohne das konsequentere, bessere Minimal-Assist-Bike. Doch das schwerere, viel günstigere Alu-Pendant behält seinen Spieltrieb.