Die Hometrails zwischen Starnberger See und Garmisch-Partenkirchen bringen das Liv Intrigue X Advanced E+ - und mich - nicht wirklich an unsere Grenzen. Ganz im Gegenteil. Streckenabschnitte, an denen früher der Puls an die 180er-Marke stieg, werden jetzt lässig weggestrampelt. Mit seiner sanften Unterstützung im mittleren Bereich fährt sich das Liv bergauf extrem ruhig und neigt kaum zum Steigen. Das liegt auch an der per Flipchip verstellbaren Geometrie.
Bergab spielt das Fahrwerk seine Qualitäten aus. Ab Werk sind Druck- und Zugstufe speziell für leichtere Fahrerinnen abgestimmt. Das macht sich bemerkbar. Die Gabel federt auch mit wenig Luftdruck schnell genug aus. Die weichere Druckstufe liefert Komfort bergab. Beim BIKE Women Camp am Molvenosee machen auch die anspruchsvollen Trails in der Dolomiti Paganella Bike Region richtig Spaß!
Bisher hat sich das Liv Intrigue X Advanced E+ als absolut zuverlässige Trail-Partnerin erwiesen. Doch wie lange hält die Unterstützung auf langen Touren mit mehr als 60 km und über 1500 Hm?
Auf einer Rundtour von Latsch über die Highline Meran (ohne Liftunterstützung) kommt der Range Extender zum ersten Mal zum Einsatz. Kurz vor der Hütteneinkehr nach knapp 1200 Höhenmetern blinkt der letzte Akku-Balken auf dem Display orange. Nach ein paar weiteren Pedalumdrehungen ist dann Schluss mit Unterstützung. Die Trinkflasche muss dem Range Extender weichen. Dieser war bisher im Rucksack verstaut und ist mit gut einem Kilo nicht sonderlich ins Gewicht gefallen. Kaum ist der Range Extender am Rad angeschlossen, leuchten wieder zwei (von fünf) weißen Akku-Balken am Display auf. 200 Wh sollten für den Rest der Tour reichen. Am Ende stehen 64 km und 2073 Hm im Fahrtenbuch. Und die Erkenntnis: Ohne E-Unterstützung hätte ich das nicht geschafft. Aber die Kombi aus 400 Wh im Rad und 200 Wh Extra-Power bei Bedarf hat sich als gute Wahl erwiesen.
Nein, es hätte nicht unbedingt ein Damen-E-MTB sein müssen. Aber wie das Liv Intrigue X Advanced E+ Elite 2 so in den Testkeller der BIKE-Redaktion gerollt kommt in seiner schicken lila Metallic-Lackierung, bin ich doch froh, dass ich mich für das Liv-Modell als Dauertestrad entschieden habe. Schon optisch ist es ein echter Hingucker!
Bei der Entscheidung für den L-Rahmen bin ich zunächst nicht ganz sicher. Mit meinen 1,75 m Körpergröße war ich laut Hersteller-Angaben grad so an der Grenze. Beim ersten Draufsetzen habe ich auch das Gefühl zu hoch zu sitzen. Also die Sattelstütze erstmal bis Anschlag nach unten. Und Probe fahren.
Mein Wunsch an die Dauertest-Organisatoren war ein leichtes Trail-Bike mit 140-150 mm Federweg mit dem ich Fahrspaß sowohl auf Naturtrails in Österreich und Südtirol habe, aber auch mal im Bikepark Gas geben kann. Anstehen an der Liftschlange soll dann zukünftig wegfallen.
Zum Laden muss das Liv Intrigue X Advanced E+ Elite 2 an die Steckdose. Der Akku ist - wie bei vielen Light-E-MTBs - vollständig in das Unterrohr integriert und nicht entnehmbar. Dafür mit 2,4 Kilo relativ leicht und kompakt und Voraussetzung für das schlanke Design des Rahmens.
Die Besonderheit am Liv wie auch am Schwestermodell von Giant: Der Syncdrive Pro MG-Motor (hier im Test) am Liv Intrigue X Advanced E+ Elite 2 sitzt in einem Magnesium-Gehäuse und gehört mit 2,6 Kilo auch zu den leichteren Modellen. Aber der Syncdrive ist ein klassischer Power-Motor der 85-Newtonmeter-Klasse. Auf Wunsch gibt’s an diesem Light-E-MTB also vollen E-Bike-Schub und nicht nur gedrosselte 50 bis 60 Newtonmeter, wie bei den meisten E-Bike-Antrieben.
Durch die Verwendung von sechs Sensoren (Drehmoment, Trittfrequenz, Motorumdrehung, Neigung, Beschleunigung) spricht der Motor in jeder Fahrsituation extrem sensibel an. Das sorgt für ein sehr natürliches Fahrgefühl und soll zudem den Akku schonen. Ein supergeringer Leerweg bei Anfahren hilft in steilem Gelände - hier ist der Giant-Syncdrive-Motor mit Yamaha-Hardware klar der Beste am Markt. Wem das hibbelige Gefühl am Pedal aber zu viel des Guten ist, der kann das Ansprechverhalten per App etwas herunterregeln.
Gesteuert wird der Motor über eine dezente Bedieneinheit am Lenker. Ein Display, das ebenso dezent im Oberrohr integriert ist, zeigt über 2 x 5 verschiedenfarbige LEDs den Akkustand und die Unterstützungsstufe an. Mehr Funktionen wie das Feintuning der Unterstützung oder Tracking der Fahrten gibt’s per App.
Der deutsche Sommer lässt auf sich warten und das Lastenheft eines Dauertesters ist dick. Deshalb ist das Revier für die ersten Testfahrten schnell auserkoren. Die Trails am Monte Arsenti in Massa Marittima. Anfang Mai herrschen hier schon beste Bedingungen um das Liv E-MTB ordentlich einzufahren.
Und der Spaß lässt nicht lang auf sich warten. Die erste Fahrt auf dem Spaghetti-Uphill dient noch der Gewöhnung ans Bike. Schon bei der zweiten Fahrt wird klar: Für die Bergauf-Strecke reicht die zweite von fünf Unterstützungsstufen. Meine Sorge, der 400-Wh-Akku könnte an seine Grenzen kommen, ist erstmal vom Tisch. Und der eingepackte Range-Extender, den ich mir sicherheitshalber mitbestellt habe, kann am nächsten Tag in der Unterkunft bleiben.
Nur ein Detail trübt die ersten Testtage. Der Hebel für die Sattelstütze ist extrem schwergängig und lässt sich nur mit voller Handkraft betätigen. Da muss nachgebessert werden!
Dranbleiben! Regelmäßige Updates, wie sich das Liv Intrigue X Advanced E+ Elite 2 im weiteren Verlauf des Dauertests schlägt, lest ihr hier.