Max Fuchs
· 18.09.2024
Pünktlich zu unserem Vergleichstest lässt Cube die Katze aus dem Sack und bringt das neue Stereo One22 auf den Markt. Der Neuling verabschiedet sich vom kantigen und geradlinigen Design seines Vorgängers und spricht jetzt die dezent geschwungene Formsprache der aktuellen Stereo-Familie.
Am sportlichen Charakter des Trailbikes hat sich dagegen nichts geändert. Schon von der ersten Pedalumdrehung an drängt das Cube Stereo One22 vorwärts. Wirft man einen Blick auf unsere Messwerte, wird schnell klar, warum. Obwohl das One22 mit 5999 Euro das günstige Bike in diesem High-End-Test ist, lässt es beim Gesamtgewicht (11,8 Kilo) den nächstschwereren Kandidaten um 420 Gramm hinter sich. Auch die Newmen-Laufräder aus Carbon gehören mit 4078 Gramm zu den leichtesten in diesem Test. Gepaart mit der schnellen Schwalbe-Bereifung zieht das Cube beim Antritt davon wie Usain Bolt beim 100‑Meter-Sprint, spurtet willig über Gegenanstiege und lässt sich spielerisch über den Trail dirigieren.
Dank der komfortablen Sitzposition steht aber nicht nur die schnelle Trail-Hatz in seinem Lastenheft. Die Kombination aus moderatem Reach, angenehm steilem Sitzwinkel und einer hohen Front resultiert in einer ausgewogenen Sitzposition. Ganz nach dem Motto „Draufsetzen und wohlfühlen“ übersteht man auf dem Stereo One22 auch lange Tage im Sattel. Einziges Manko: Wegen der kurzen Kettenstreben steigt die hohe Front in steilen Anstiegen etwas früh. Der Hinterbau nickt im Wiegetritt leicht mit. Der Plattformhebel liegt aber in Reichweite und unterbindet die Antriebseinflüsse effektiv.
Genau wie bergauf fällt das Cube auch bergab durch seine stimmige Geometrie positiv auf. Der üppige Stack platziert den Piloten sicher hinter der Steuerzentrale. Dadurch meistert man steile Trails souveräner als mit der ähnlich sportlichen Konkurrenz von Trek und Specialized. Das Stereo wuselt dank des kurzen Hecks flink um enge Kehren und lässt sich mit Links aufs Hinterrad ziehen. Damit gehört das Cube Stereo One22 zu den Spitzenreitern in der Spieltrieb-Wertung.
Im anspruchsvollen Terrain endet die Wohlfühlzone des Trailbikes jedoch abrupt. Das Fahrwerk reagiert zwar gut auf feine Unebenheiten, rückt bei schnellen und harten Schlagabfolgen seine Reserven aber nur widerwillig heraus. Als würde man auf Kopfsteinpflaster skaten, fehlt von sattem und sicherem Fahrgefühl jede Spur. Dafür dringen die Prügel von Steinfeldern oder Wurzelteppichen oft ungedämpft zum Fahrer durch. Auch die Reifenwahl hemmt die Geländegängigkeit: Schwalbe Wicked Will am Hinterrad und der etwas gröbere Nobby Nic am Vorderrad rollen zwar super, bei Traktion und Pannenschutz schlummert hier aber noch Tuning-Potenzial.
Gemessen am Preis ist das Ausstattungspaket der Fachhandelsmarke unschlagbar. Bei diesem Aufgebot an Edel-Komponenten können selbst die teuersten Mitstreiter nicht mithalten. Auch der Fahrspaß im leichten Gelände und der Vortrieb stechen heraus. Mangels Fahrwerksreserven kommen die Stärken des Cube Stereo Onee22 aber eher im sportlichen Einsatz zur Geltung. Für grobes Gelände gibt es kompetentere Trailbikes in dieser Kategorie.