Ja, ich schon wieder. Erstmals in meiner über 20-jährigen Arbeit für FREERIDE und EMTB komme ich in den Genuss von gleich ZWEI Dauertestbikes. Warum? Nach 4 Jahren Light-Assist-Bikes von Specialized und Rotwild setze ich mich eigentlich nur für kurze Tests auf die schweren Big Bikes mit fetten Motoren und Akkus. Mein bunnyhop-geprägter Fahrstil verlangt nach leichteren, handlicheren Bikes bergab. Und da ich mich immer noch gerne quäle und nicht zu schwer bin (70 Kilo), reicht mir bergauf die Power und die Akkugröße der Light-Fraktion auch für ausgiebige Tagestouren locker aus.
Aber das Propain Ekano 2 CF mit Sram Powertrain war so spannend, dass ich das unbedingt testen wollte. Wohl wissend, dass ich für meine täglichen Trailtouren einen leichten Flitzer schmerzlich vermissen würde. Als Normalsterblicher müsste ich mich jetzt entscheiden. Aber ich habe Glück und bin Bike-Tester. Also, was soll ich sagen außer: Danke!
Neben dem Propain, das mich als Full-Power-Bike eher in die Alpen und Bikeparks begleiten wird, ist das Cube AMS Hybrid One44 SLX mein Begleiter für die schnellen Feierabendrunden an der Isar. Im ersten Neuheitentest hatten wir den etwas stabiler aufgebauten Bruder One44 Super TM dabei. Das Bike hat mich damals ziemlich aus den Socken gehauen. In Sachen Handling, Motorpower und Geo traf es meinen Geschmack von einem flinken Trailflitzer mit dynamischer, aber natürlicher Motorpower ziemlich perfekt.
Weil aber auch der verwöhnteste Mensch nicht alles haben darf und das Propain schon 10.000 Scheine kostet, sollte mein Light-Bike die günstigste Variante der neuen Cube-Reihe werden. Das SLX kostet verhältnismäßig schmale 5999 Euro und ist mit durchschnittlichen Federelementen, Aluparts und XT-Schaltung gespecced. Aber Carbonrahmen und Bosch SX Motor sind auf Topniveau. Also, Dauertesterherz, was willst du mehr? Saison 2024 – here I come im Doppelpack!
Der größte Vorteil des Verwöhnprogramms: Das Cube wird von mir nicht zweckentfremdet und durch üble Bikeparkstrecken und über 5-Meter-Drops gescheucht. Es darf in seiner vorgesehenen Umgebung zeigen, was es kann und auch nur da. So macht testen Sinn und das Ergebnis ist für den Leser auch am aussagekräftigsten. Rumzumeckern, weil die leichten Reifen in üblen Felswüsten den Geist aufgeben, kann man natürlich immer. Das wirkt schön kritisch und kompetent. Aber wer kauft sich ein extraleichtes Trailbike mit eher wenig Federweg, um es dann da zu nutzen, wo es nicht hingehört? Eben.
Das SLX ist das günstigste Bike der AMS One44 Hybrid Reihe und das zweitleichteste. Nur das SLT mit Highendparts und jeder Menge Carbon bei den Anbauteile ist mit unter 17 Kilo noch leichter. Das SLX liegt damit in Sachen Gewiccht auf Augenhöhe mit deutlich teureren Konkurrenten. Und es schafft das mit Fox 34 und Float Performance-Federelementen, Newmen Alulaufrädern und einer XT-Schaltung. Das gute Gewicht versteckt sich damit wohl überwiegend im Vollcarbonrahmen, der einen 400WH-Akku im Unterrohr sitzen hat (nicht entnehmbar) und damit den Bosch SX Motor versorgt.
Die Geometrie ist mit einem 66er Lenkwinkel und mäßig langem Oberrohr (448 Millimeter in Größe M), sowie einem 450er Hinterbau nicht extrem, sondern ausgewogen. Spannend: Durch Umdrehen der Lagerschalen im Steuerrohr kann man die Geo etwas absenken (0,5 Grad). Das habe ich noch nicht ausgetestet, kommt aber noch. In Summe steht das Cube also sehr gut da und lässt auch für unter 6000 Euro wenig Wünsche offen. Einzig die Bereifung, bestehen aus Schwalbe Nobby Nic und Wicked Will macht mir etwas Sorgen. Aber auf den Isartrails sollte das reichen, oder?
Der Motor hat in Tests für mich schon häufiger seine sehr gute Funktion unter Beweis gestellt. Er ist zwar nicht besonders sparsam und auch nicht besonders leise, dafür bietet er auf Wunsch auch eine ziemlich heftige Kraftentfaltung, mit der man schon mal an Big-Power-Kollegen dran bleiben kann, ohne das einem das Herz aus dem Hals hüpft. Fährt man ihn mit reduzierter Kraft, arbeitet er schön sensibel und natürlich. Ans leichte Klappern bergab habe ich mich so gewöhnt, dass ich es nicht mehr negativ wahrnehme.
Angesteuert wird er über eine kabellose Fernbedienung am Lenker, mit der man durch die vier Modi wechseln kann. Die lassen sich in der Bosch-App mittlerweile gut und einfach feintunen. Das funktioniert auch per Knopfdruck am LED-Dispaly auf dem Oberrohr, wo man das System auch anschaltet. Hier wird der Modus farbig dargestellt. Den Ladestand liest man über fünf kleine Balken ab, die erst farbig sind (voll) dann weiß werden (halb leer) und dann der Reihe nach ausgehen. Beim vorletzten wechselt alles auf Orange – als Warnsignal. Geladen wird der Akku über einen Port am Tretlager. Entnehmen kann man den 400er Akku leider nicht – anders wäre das geringe Gewicht kaum realisierbar gewesen.
Erstmal gibt es fast nur gute Nachrichten von der Trailfront: Das AMS Hybrid One44 SLX ist ein genialer Trailflitzer mit poppigem Heck, nicht zu straffer Federung, angenehm handlicher Geo und sehr schön direktem Fahrgefühl. Der Motor schiebt wenn er soll, unterstützt sanft wenn er soll und hat auch nach 35-Kilometer-Trailrunden mit 1000 Höhenmetern im Tourmodus bei mir noch 20% Saft im Akku. Aber es gibt erste Problemchen: Die Remote ist etwas sensibel, leichteste Berührungen während der Fahrt sorgen für einen Switch zu nächstleichteren, oder -schwereren Modus. Mich nervt das und ich habe sie deshalb abgebaut. Damit fällt zwar der Schiebemodus weg, aber den benutze ich eh nie. Die Modi wechsle ich eh selten und bin überwiegend im blauen Tour-Modus unterwegs. Ein kurzer Griff runter und Druck aufs Oberrohrdisplay ist mir lieber, als versehentliches Wechseln, wenn ich`s gar nicht brauchen kann.
Doof: Der sehr dünne Wicked Will Hinterreifen ist leider extrem pannenanfällig. Ich habe schon nach zwei Touren drei Maxxsalamis in diverse Cuts gequetscht. Da muss ich wohl auf was Solideres wechseln, Trailtour hin oder her. Mit fast 18 Kilo werden Reifen einfach zusätzlich gefordert. Und noch etwas fällt auf: der sehr weiche Hinterbau ist zwar top für geschmeidiges Gleiten auf dem Trail, allerdings schleift offensichtlich der Reifen häufiger auf der Innenseite der Sitzstreben. Jedenfalls sind da deutliche Schleifspuren sichtbar.
Beim Fahren merke und höre ich davon nix. Ob sich das zu einem Problem auswächst, muss ich beobachten. Und die Performance-Kartusche in der Fox Gabel ist ein Downer für mich, weil sie mir entweder zu weich ist oder zu straff. Eine gute Mitte kreige ich nicht hin. Aktuell fahre ich sie etwas zu straff, damit sie in Stufen nicht zu weit wegtaucht und bei Landungen nicht ungebremst auf Block geht. Eventuell investiere ich im Laufe des Tests da in ein Kartuschentuning von Anyrace. Die bieten das was für kleines Geld an – Update folgt.