Das beste Cube, das ich je gefahren bin! Das Zitat stammt nicht aus der Pressemeldung des Herstellers, sondern vom geschätzten EMTB-Testkollegen Adrian Kaether. Der ist nicht gerade bekannt für euphorische Wortmeldungen, wenn es um Fahreindrücke geht. Ruhig, abgeklärt, sachlich – das ist Adrian. Umso aussagekräftiger ist sein Fazit nach der Testfahrt mit dem neuen AMS Hybrid One44, dem ersten Light-E-Bike des Branchenriesen. Und: Sein Fazit deckt sich mit dem Eindruck aller Tester. Aber der Reihe nach.
Dass die Plattform des Cube AMS One44 Potenzial hat, war wohl auch den Entwicklern klar. Drum bieten sie das Bike gleich in zwei Varianten an: SL und TM unterscheiden sich nicht in Bezug auf den Rahmen, aber in der Ausstattung und damit dem Einsatzbereich. In beiden Varianten stecken 140 Millimeter Federweg und 29er-Laufräder. Als Trailbike soll das Cube AMS Hybrid mit Popp und verspieltem Handling überzeugen. Aber während die SL-Versionen mit schlankem Fahrwerk und schnellen Reifen auf maximalen Leichtbau ausgelegt sind, sitzen in den beiden TM-Modellen die Fox 36, der Float-X-Dämpfer mit Ausgleichsbehälter und robuste, griffige Reifen. Der Fokus verschiebt sich in Richtung Gelände.
Das leichteste Modell SLT mit XTR-Ausstattung und einteiligem Carboncockpit sowie Carbonlaufrädern soll sehr leichte 16,2 Kilo auf die Waage bringen. 7999 Euro werden dafür fällig – „nur“, muss man eigentlich sagen. Bei der Konkurrenz ist man für solch eine Ausstattung und solche Gewichtsbereiche locker im fünfstelligen Euro-Bereich. Los geht es übrigens schon bei 5999 Euro mit echten 17,4 Kilo (EMTB-Labormessung, Größe M). Auch diese Kombi ist konkurrenzlos. Unser Testbike, das Topmodell Super TM für 8999 Euro, wiegt 17,8 Kilo (EMTB-Labormessung, Größe L) und konkurriert mit seiner hochwertigen Ausstattung und seinem Gewicht mit einem Specialized S-Works Levo SL, das 5000 Euro teurer ist! Viele andere Light-Bikes dieser Klasse sind selbst im absoluten Highend-Bereich deutlich schwerer.
Fazit: Gut Ding will Weile haben. Das AMS One44 ist aus dem Stand fahrtechnisch auf Augenhöhe mit den besten Light-E-Bikes am Markt. Dank der enormen Stückzahlen, die ein Branchenriese wie Cube produziert, wird dazu dann der Kampfpreis des Bikes möglich. Der Konkurrenz wird das gehöriges Kopfzerbrechen bereiten. Der Kunde darf sich freuen.
Im One44 werkelt der Bosch-SX-Motor, gespeist von einem 400-Wattstunden-Akku. Das Aggregat arbeitet sehr dynamisch und bietet in hoher Trittfrequenz enorme Unterstützung. Lightmotoren wie den SL 1.2 von Specialized oder den TQ HPR 50 hängt man damit locker ab. Auch der Fazua Ride 60 (zum Test des Fazua Ride 60) bietet nicht ganz die Leistung und Spritzigkeit, dafür mehr Drehmoment bei niedriger Trittfrequenz. Das ist klar die Schwäche des SX, bei hoher Trittfrequenz ist der SX aber ein Powermotor im Miniformat.
Leider wird der SX bei Höchstleistung recht laut und spielt dann auch da eher in der Liga der Powermotoren mit. Außerdem ist der 400er-Akku recht schnell leer, wenn man die volle Power permanent herauskitzelt - einfach wechseln kann man den fest verbauten Akku nicht. Wer mehr Reichweite will, muss also auf den Range Extender Powermore 250 zurückgreifen. Die Mini-Remote am Lenker und die Akku-Anzeige im Oberrohr sind dezent, aber funktional. So wirkt das neue Cube reduziert und edel.
Das geringe Gesamtgewicht erreicht Cube nicht zuletzt durch einen sehr leichten Rahmen aus den C:68 X Fasern, die sonst nur in den Race-Bikes von Cube und im neuen Hybrid One55 zum Einsatz kommen. Das Rahmengewicht liegt bei 2100 Gramm laut Hersteller. Der Akku ist fest verbaut, das ist ein Novum für den deutschen Fahrradriesen. Dass sich das Bike so schwieriger laden lässt, wenn man keine Steckdose im Keller hat, nimmt der Hersteller für das Kampfgewicht in Kauf. Ansonsten gibt sich das neue Cube keine Blöße. Der Rahmen ist hochwertig verarbeitet. Das sehr kurze Sitzrohr ermöglicht auch kleineren Fahrern den Griff zum nächstgrößeren Modell, wenn man sich mehr Laufruhe wünscht. Leider ist der Hinterbau des Cube wenig steif. Beim Fahren störte das nicht, der Reifen hinterlässt aber Schleifspuren an der Sitzstrebe. Das kennen wir schon vom großen Cube Hybrid One55 mit Bosch CX das auf eine gaanz ähnliche Hinterbaukonstruktion ohne Querstrebe zwischen den Sitzstreben setzt.
Die Geometrie passt sehr gut zum Einsatzbereich des Cube AMS One44. Die Sitzposition ist sportlich angehaucht. Das sehr kurze Sitzrohr ermöglicht kleinen Fahrern, zum längeren Rahmen zu greifen. Der nicht zu flache Lenkwinkel sorgt für eine neutral-agile Lenkung, über drehbare Lagerschalen kann der Lenkwinkel sogar noch um 0,6 Grad steiler gestellt werden. Für die abfahrtslastigeren TM-Modelle macht die flachere Einstellung aber wohl mehr Sinn. Das Tretlager ist tief.
Cube bietet sein neues Light-Trailbike in zwei Varianten an: als TM mit robuster Bereifung, Fox 36 und Float-X-Federung. Und als SL mit 34er-Gabel und XC-Bereifung ab nur 16 Kilo! Los geht der Spaß bei 5999 Euro.
Schon das Einstiegsmodell der neuen Light-Serie macht einiges her. Die 34er-Gabel und der Float-Dämpfer von Fox mit Performance-Dämpfung sind eher für flowige Trails ausgelegt. Das Gleiche gilt für die Nobby-Nic-/Wicked-Will-Bereifung von Schwalbe. Da der leichte Rahmen identisch ist und auch Federwege und Geo gleich bleiben, ist das SL-Bike leichter. Mit kompletter XT-Schaltung und -Bremsen kommt das One44 SL auf 17,3 Kilo. Wer also eher leichte Trailtouren bevorzugt, ist damit besser beraten als mit dem TM. Toller, günstiger Einsteiger!
Das SLT dürfte die Konkurrenz das Fürchten lehren: 16,2 Kilo, komplette XTR-Gruppe, Carbonbauteile ohne Ende und dazu der kraftvolle Bosch SX und 400 Wattstunden. Mit den hochwertigen Factory-Federelementen und der Downcountry-orientierten Ausstattung steht bei diesem Bike von oben bis unten „Trail-Spaß“ drauf. Nur mit dem Rekon Race Hinterreifen muss man umgehen können. Wie bei allen anderen Varianten kann auch beim SLT ein Range-Extender angebaut werden – dann ist das One44 SLT mit 650 Wattstunden das vermutlich leichteste Power-Light-Bike der Welt – und bei Weitem das günstigste!
Mehr auf Trail und Abfahrt sind die beiden TM-Modelle ausgelegt. Beim günstigeren TM wird schon mit der robusten Sram GX Eagle Transmission geschalten. Gebremst wird mit Magura MT7. Die Federelemente werden auf Performance-Level runtergestuft und der Newmen-Laufradsatz ist aus Alu. Auch die Carbon-Lenkereinheit weicht einer klassischen Alu-Kombi. Funktionell hat das Downgrading kaum Nachteile. Die Federelemente funktionieren auch in dieser Version gut, die smoothe Schaltung sowieso. Das Gewicht steigt um ein halbes Kilo. Trotzdem: Mit 18,4 Kilo nach Werksangabe immer noch leicht!
Das Super TM aus unserem Test ist das teuerste One44 der gesamten Modellpalette. Dass es trotzdem nicht das leichteste Bike der Palette ist, liegt an der robusten, auf Trailspaß ausgelegten Ausstattung: Dicke Fox 36 Factory mit Grip2-Dämpfer, Assegai/Dissector-Reifen-Kombi von Maxxis mit der etwas stabileren Karkasse Exo+, Float-X-Dämpfer mit einstellbarer Druckstufe. Das einteilige Carbon-Cockpit und leichte Carbon-Laufräder von Newmen drücken aber auch hier das Gewicht auf unter 18 Kilo. Das schaffen nur ganz wenige Light-Bikes mit vergleichbarem Einsatzbereich. Gebremst wird mit Maguras MT Trail Carbon Stopper mit Vierkolben-Zange vorne und zwei Kolben hinten, die Top-Schaltung XX Transmission von Sram rundet das Paket ab.
Unser Testbike in Größe L kam mit der Topausstattung Super TM in die Redaktion. Die Sitzposition ist ausgewogen sportlich, mit etwas mehr Last auf der Front. Vom Start weg wirkt das Bike enorm handlich und leicht. Das Fahrwerk arbeitet in den 140 Millimetern sensibel, aber sportlich definiert. Auf flowigen Trails fliegt das Super TM geradezu von links nach rechts und hat enormen Popp. Der Motor unterstützt die Trail-Hatz dynamisch und natürlich. Kurze Stiche, mit hoher Kadenz angefahren, pusht der SX wie ein vollwertiger Powermotor hoch. Dadurch wirkt das Bike enorm reaktiv und schnell. Die Schaltung ist perfekt, das Fahrwerk ideal abstimmbar und sehr harmonisch. Größter Nachteil bergauf: Bei niedriger Trittfrequenz bietet der SX-Motor wenig Drehmoment. Technisch anspruchsvolle Anstiege mit Steilstücken und Absätzen brauchen dadurch ordentlich Druck im Oberschenkel.
Bergab fährt sich das One44 sicher und spaßig. Die Maxxis-Reifenkombi liefert gute Traktion, das Handling bietet für ein reinrassiges Trailbike genau die richtige Mischung aus guter Laufruhe und enormer Agilität. Voll in seinem Element ist das Bike auf flowigen bis mäßig ruppigen Trails. Wer auf wilde Abfahrten in Enduro-Manier abbiegt, sollte die Linie exakt treffen und gegebenenfalls etwas Zug rausnehmen. Ein Mini-Enduro ist das spritzige AMS One44 mit seinen 140 Millimetern Federweg nicht. Eher schwach: die Magura-Bremsen mit etwas teigigem Druckpunkt und mäßiger Bremsleistung. Ansonsten war bei allen Testern das Urteil einhellig: Cube ist mit dem AMS One44 ein rundum überzeugendes Light-E-Bike für spaßige Trail-Runs gelungen.
Das Cube AMS One44 Super TM ist mit dem kraftvollen Bosch SX Motor, dem agilen Handling und dem geringen Gewicht ein echter Volltreffer in diesem Segment. Genau so muss sich ein modernes Light-E-Bike anfühlen! Der Preis ist heiß – und sogar die günstigen Modelle sind leicht! – Christian Schleker, Testautor EMTB Magazin