Canyon Spectral 125Das Canyon Trailbike mit Enduro-Genen im Dauertest

Max Fuchs

 · 15.11.2023

Dauertest: Canyon Spectral 125, 5499 Euro
Foto: Max Fuchs
Wir haben das extravagante Canyon Spectral 125 im Dauertest auf die Probe gestellt. Wenig Federweg, aber trotzdem massig Abfahrtspotenzial: 140er Federgabel, aber nur 125 mm Federweg am Heck - klingt nach Widerspruch?!

„Welches Bike würdest Du wählen, wenn Du Dir nur eins aussuchen dürftest?“ Diese Frage hat bestimmt jeder schon mal zu hören bekommen. Auch ich, als es vor knapp anderthalb Jahren um die Verteilung der Dauertest-Bikes ging. Die Entscheidung ist mir wahrlich nicht leichtgefallen. Zu groß ist die Vielfalt, die vom puristischen Hardtail bis zum kompromisslosen Downhillbike reicht. Es scheint fast so, als gäbe es für jede Wurzelgröße eine eigene Bike-Kategorie. Ich persönlich liebe Enduros. Die Sicherheit, die mit den flachen Geometrien und den souveränen Fahrwerken einhergeht, begeistert mich. Den Großteil meiner Zeit im Sattel verbringe ich aber nicht auf tiefenmetergeladenen Enduro-Tracks sondern auf zahmeren Strecken vor der Haustür. Hier wäre ein Trailbike eindeutig die bessere Wahl. Ich war also hin und hergerissen.

Als uns dann aber Canyon zum ersten Mal das Spectral 125 vorstellte, fiel mir die Entscheidung auf einmal ganz leicht. Denn der Koblenzer Versender kombinierte in diesem Bike eine Enduro-Geometrie mit einer 140er-Gabel und nur 125 Millimetern Federweg am Heck. Das bescherte mir auch auf meinen Hometrails Enduro-Feeling – ohne dass ich mich auf den leichteren Strecken langweilen musste. Hochalpine Enduro-Trails und Bikepark-Besuche musste ich Dank der uneingeschränkten Parkfreigabe trotzdem nicht missen. Kurzum: Das Spectral 125 schien mir für den Moment wie auf den Leib geschneidert. Um zu prüfen, ob das Konzept auch auf Dauer funktioniert, begleitete mich das Spectral 125 CF 9 durch anderthalb Jahre Dauertest.

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Das Canyon Spectral 125 im Praxistest

Laufleistung im Dauertest: 2820 km | 109.000 hm

So viel vorweg: Der Testkandidat hatte es nicht leicht. Denn neben dem entspannten Alltagsleben auf meinen Hometrails musste das 125er-Spectral auf über 100.000 Tiefenmetern heftig Prügel einstecken. Zahlreiche Bikepark-Besuche, Gondelwochenende auf den berüchtigten Enduro-Tracks rund um den Reschensee, Urlaube im felsigen Finale Ligure und sogar ein Renneinsatz setzten das kurzhubige Bike extremsten Belastungen aus.

BIKE-Tester Max Fuchs beim Praxistest.Foto: Max FuchsBIKE-Tester Max Fuchs beim Praxistest.

Details und Anpassungen

Um das eigentlich für Trailbiker ausgelegte Spectral 125 für diese Zweckentfremdungen fit zu machen, waren aber auch ein paar Tuning-Maßnahmen nötig. Zuerst musste Srams Code den standfesteren Hope-Tech4-Stoppern weichen. Gerade an einem Bike, das so viel Feedback gibt wie das Canyon, sparen bissige Bremsen auf langen Abfahrten Körner. Außerdem wechselte ich den serienmäßig verbauten Fox-Float-X-Dämpfer gegen den TX22-M-Stahfederdämpfer von Öhlins. Der entschärfte die stramme Progression, wodurch der Hinterbau leichter den Federweg freigab, mehr Traktion generierte und ein satteres Fahrgefühl erzeugte.

So war das Bike bestens gerüs­tet für knackige Trails. Anfangs musste ich mich zwar noch etwas daran gewöhnen, dass die flache Geometrie schneller will, als das kurzhubige Fahrwerk Schläge abfangen kann. Mit angepasster Linienwahl, mehr Bein- und Armarbeit wurden das Spectral 125 und ich aber mit der Zeit fast schon unzertrennlich – und zwar in jedem Gelände. Das Canyon besitzt zwar die Grundvoraussetzungen, um wirklich auch die fieseste Rumpelpassage zu verdauen, stellt dabei aber auch rigorose Anforderungen an das Fahrkönnen seines Piloten.

Mängelliste

Etwas nervig was das stete Knarzen aus dem Tretlagergehäuse und das Rasseln der integrierten Leitungen. Gegen Ende des Tests liefen zudem die Hinterradnabe und das Steuersatzlager etwas rau. Zwei gerissene Speichen und ein Bremshebelbruch stehen ebenfalls in der Krankenakte des Spectral 125. Auch der Antrieb müsste erneuert werden. Doch das zählt, gemessen an der Laufleistung, zu den üblichen Verschleißerscheinungen.

Fazit zum Canyon Spectral 125 von Max Fuchs, BIKE-Redakteur:

Beim ersten Test polarisierte das Konzept des Canyon Spectral 125. Zu schwer für so wenig Federweg. Oder zu wenig Federweg für die abfahrtslastige Geometrie. Heute dagegen finde ich: Das Bike ist das perfekte Gerät für versierte Abfahrer, die auf ihren Hometrails oder im Enduro-Gelände ihr Grenzen ausloten wollen.
Max Fuchs, 
BIKE-Testredakteur
, Größe: 173 Zentimeter, 
Alter: 23 Jahre
, Gewicht: 70 Kilo, 
Fahrertyp: Enduro
, Lieblingsreviere: Finale 
Ligure, Reschensee, 
Rychleby StezyFoto: Max FuchsMax Fuchs, BIKE-Testredakteur , Größe: 173 Zentimeter, Alter: 23 Jahre , Gewicht: 70 Kilo, Fahrertyp: Enduro , Lieblingsreviere: Finale Ligure, Reschensee, Rychleby Stezy

Technische Daten und Bewertung zum Trailbike Canyon Spectral 125

Herstellerangaben

  • Material: Carbon, Größe L
  • Preis: 5499 Euro

Messwerte

  • Gewicht: 14,1 kg ohne Pedale

Ausstattung

  • Federweg: 140 mm / 124 mm
  • Laufradgröße: 29 Zoll
  • Gabel / Dämpfer: Fox 36 Factory / Fox Float X Factory
Canyon Spectral 125Foto: BIKE-TestabteilungCanyon Spectral 125

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